Schon im Vorangehenden mußte wiederholt darauf hingewiesen pse_134.005 werden, daß alle Fragen nach den Zusammenhängen pse_134.006 der Dichtung mit der Wirklichkeit und dem Weltbild immer pse_134.007 nur im Hinblick auf die künstlerische Form des Dichtwerks pse_134.008 beantwortet werden können, daß Wirklichkeitsbezug und pse_134.009 Weltbild nicht nur aus dem sich ergeben, was in der Dichtung pse_134.010 gesagt wird, sondern vor allem auch daraus, wie es gestaltet ist.
pse_134.011 Die Dichtung ist als Kunstwerk ein ästhetisches Gebilde. pse_134.012 Wir haben hier auf das zurückzugreifen, was schon im 1. Kapitel pse_134.013 des ersten Teils (bes. S. 15-20) betrachtet worden ist. pse_134.014 Mit einer knappen Wiederholung sollen einige neue Züge pse_134.015 verbunden werden.
pse_134.016 Unsere Auffassung von "ästhetisch" hat nichts zu tun mit pse_134.017 Schönrednerei und Geschmäcklertum, nichts mit sogenanntem pse_134.018 Ästhetizismus. Ästhetisches Erleben ist eine besondere, vom pse_134.019 theoretischen und praktischen Verhalten deutlich abzuhebende pse_134.020 Art, die gegenübertretende Welt zu erfassen. Wir versenken pse_134.021 uns dabei in die Fülle eines Gegebenen aus einer bestimmten pse_134.022 inneren Haltung, in der alle seelischen Kräfte mitwirken und pse_134.023 die aus dem Tiefsten steigt. Das Gefühl spielt also hier eine pse_134.024 kennzeichnende Rolle. Wir denken dabei nicht an ganz individuelle pse_134.025 Gefühle eines Erlebenden, die aus seiner bestimmten pse_134.026 Situation beim Aufnehmen des Gedichts entstehen, auch nicht pse_134.027 so sehr an eine Gesamtstimmung, die uns überkommt, wenn pse_134.028 wir einem Kunstwerk gegenübertreten. Das grundlegende pse_134.029 Gefühl beim Erfassen eines Kunstwerks ist die ästhetische Lust. pse_134.030 Sie ist ihrer Art nach durchaus von den Lustgefühlen unterschieden,
pse_134.001
I pse_134.002 ALLGEMEINE EINFÜHRUNG
pse_134.003
Dichtung als ästhetisches Gebilde
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Schon im Vorangehenden mußte wiederholt darauf hingewiesen pse_134.005 werden, daß alle Fragen nach den Zusammenhängen pse_134.006 der Dichtung mit der Wirklichkeit und dem Weltbild immer pse_134.007 nur im Hinblick auf die künstlerische Form des Dichtwerks pse_134.008 beantwortet werden können, daß Wirklichkeitsbezug und pse_134.009 Weltbild nicht nur aus dem sich ergeben, was in der Dichtung pse_134.010 gesagt wird, sondern vor allem auch daraus, wie es gestaltet ist.
pse_134.011 Die Dichtung ist als Kunstwerk ein ästhetisches Gebilde. pse_134.012 Wir haben hier auf das zurückzugreifen, was schon im 1. Kapitel pse_134.013 des ersten Teils (bes. S. 15–20) betrachtet worden ist. pse_134.014 Mit einer knappen Wiederholung sollen einige neue Züge pse_134.015 verbunden werden.
pse_134.016 Unsere Auffassung von »ästhetisch« hat nichts zu tun mit pse_134.017 Schönrednerei und Geschmäcklertum, nichts mit sogenanntem pse_134.018 Ästhetizismus. Ästhetisches Erleben ist eine besondere, vom pse_134.019 theoretischen und praktischen Verhalten deutlich abzuhebende pse_134.020 Art, die gegenübertretende Welt zu erfassen. Wir versenken pse_134.021 uns dabei in die Fülle eines Gegebenen aus einer bestimmten pse_134.022 inneren Haltung, in der alle seelischen Kräfte mitwirken und pse_134.023 die aus dem Tiefsten steigt. Das Gefühl spielt also hier eine pse_134.024 kennzeichnende Rolle. Wir denken dabei nicht an ganz individuelle pse_134.025 Gefühle eines Erlebenden, die aus seiner bestimmten pse_134.026 Situation beim Aufnehmen des Gedichts entstehen, auch nicht pse_134.027 so sehr an eine Gesamtstimmung, die uns überkommt, wenn pse_134.028 wir einem Kunstwerk gegenübertreten. Das grundlegende pse_134.029 Gefühl beim Erfassen eines Kunstwerks ist die ästhetische Lust. pse_134.030 Sie ist ihrer Art nach durchaus von den Lustgefühlen unterschieden,
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[E134/0150]
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Dichtung als ästhetisches Gebilde pse_134.004
Schon im Vorangehenden mußte wiederholt darauf hingewiesen pse_134.005
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Die Dichtung ist als Kunstwerk ein ästhetisches Gebilde. pse_134.012
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theoretischen und praktischen Verhalten deutlich abzuhebende pse_134.020
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. E134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/150>, abgerufen am 24.11.2024.
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