pse_136.001 sogenannten "Inhalt" beziehen. N. Hartmann bestimmt das pse_136.002 Schöne so: "Als schön empfinden wir alles, dessen sinnliches pse_136.003 Äußere sich dem Betrachter als die einfache Äußerung eines pse_136.004 Innern anschaulich darstellt". Aber das versagt schon wieder pse_136.005 gegenüber der Dichtung. Worin beruht in ihr das sinnlich pse_136.006 Äußere? Mit der bloßen Übernahme ästhetischer Einsichten pse_136.007 in die anderen Künste kommt man bei der Dichtung nicht pse_136.008 aus. Schon daraus ergibt sich die Wichtigkeit, uns der Dichtung pse_136.009 als sogenannter Gestalt in einer Poetik besonders zu pse_136.010 widmen. Am Ende dieses Teils werden wir vielleicht deutlicher pse_136.011 das dichterisch Schöne greifen können.
pse_136.012 Alle menschlichen Werke, die rein den ästhetischen Wert pse_136.013 herausgestalten, sind Kunstwerke. In ihnen steigert sich das pse_136.014 Ästhetische in die reine Form, durch die reine Gestalt sehen pse_136.015 wir aufs Wesentliche, nicht durch rationale Abstraktion wie pse_136.016 im wissenschaftlichen Werk. Damit ist nichts über das Werden pse_136.017 der Kunst im Lauf der Geschichte ausgesagt. Geschichtlich pse_136.018 gesehen ist es wohl so, daß erst langsam mit der Ausgliederung pse_136.019 des menschlichen Geisteslebens bestimmte Leistungen pse_136.020 des Menschen sich aus ursprünglich praktischen (Handwerk) pse_136.021 und religiösen (Gottesdienst) Zusammenhängen lösen und pse_136.022 sich immer reiner als Kunstgebilde ausformen. Hier betrachten pse_136.023 wir die Dinge von dem Standpunkt aus, auf dem sich uns pse_136.024 menschliches Welterfassen und -gestalten rein seinsmäßig pse_136.025 (ontologisch) darbieten. Dabei ist noch auf einen sehr wesentlichen pse_136.026 Zug des Kunstwerks hinzuweisen. Schon ganz ursprünglich pse_136.027 erfaßt der Mensch die Welt, d. h. die Gesamtheit pse_136.028 dessen, was ihm gegenübertritt, aus seinem Tiefsten heraus: pse_136.029 nichts läßt ihn kalt. Und so wird dieses erste Weltbild auch pse_136.030 immer Züge des Menschen tragen, Kennzeichen der Haltung, pse_136.031 aus der er die Welt in sich geistig neu gebaut hat. Erst später, pse_136.032 vor allem in der theoretischen Einstellung, sucht der wissenschaftliche pse_136.033 Mensch diese persönliche Färbung des Weltbildes pse_136.034 zu entfernen und das reine Sein in den Blick zu bekommen. pse_136.035 Er versucht es zumindest! Aber gerade im ästhetischen Verhalten pse_136.036 wird bei der Konstituierung des ästhetischen Gegenstandes pse_136.037 im Erleben oder im Schaffen eines Kunstwerks auf pse_136.038 keinen Fall auf den Einbau der innersten Haltung des Erlebenden
pse_136.001 sogenannten »Inhalt« beziehen. N. Hartmann bestimmt das pse_136.002 Schöne so: »Als schön empfinden wir alles, dessen sinnliches pse_136.003 Äußere sich dem Betrachter als die einfache Äußerung eines pse_136.004 Innern anschaulich darstellt«. Aber das versagt schon wieder pse_136.005 gegenüber der Dichtung. Worin beruht in ihr das sinnlich pse_136.006 Äußere? Mit der bloßen Übernahme ästhetischer Einsichten pse_136.007 in die anderen Künste kommt man bei der Dichtung nicht pse_136.008 aus. Schon daraus ergibt sich die Wichtigkeit, uns der Dichtung pse_136.009 als sogenannter Gestalt in einer Poetik besonders zu pse_136.010 widmen. Am Ende dieses Teils werden wir vielleicht deutlicher pse_136.011 das dichterisch Schöne greifen können.
pse_136.012 Alle menschlichen Werke, die rein den ästhetischen Wert pse_136.013 herausgestalten, sind Kunstwerke. In ihnen steigert sich das pse_136.014 Ästhetische in die reine Form, durch die reine Gestalt sehen pse_136.015 wir aufs Wesentliche, nicht durch rationale Abstraktion wie pse_136.016 im wissenschaftlichen Werk. Damit ist nichts über das Werden pse_136.017 der Kunst im Lauf der Geschichte ausgesagt. Geschichtlich pse_136.018 gesehen ist es wohl so, daß erst langsam mit der Ausgliederung pse_136.019 des menschlichen Geisteslebens bestimmte Leistungen pse_136.020 des Menschen sich aus ursprünglich praktischen (Handwerk) pse_136.021 und religiösen (Gottesdienst) Zusammenhängen lösen und pse_136.022 sich immer reiner als Kunstgebilde ausformen. Hier betrachten pse_136.023 wir die Dinge von dem Standpunkt aus, auf dem sich uns pse_136.024 menschliches Welterfassen und -gestalten rein seinsmäßig pse_136.025 (ontologisch) darbieten. Dabei ist noch auf einen sehr wesentlichen pse_136.026 Zug des Kunstwerks hinzuweisen. Schon ganz ursprünglich pse_136.027 erfaßt der Mensch die Welt, d. h. die Gesamtheit pse_136.028 dessen, was ihm gegenübertritt, aus seinem Tiefsten heraus: pse_136.029 nichts läßt ihn kalt. Und so wird dieses erste Weltbild auch pse_136.030 immer Züge des Menschen tragen, Kennzeichen der Haltung, pse_136.031 aus der er die Welt in sich geistig neu gebaut hat. Erst später, pse_136.032 vor allem in der theoretischen Einstellung, sucht der wissenschaftliche pse_136.033 Mensch diese persönliche Färbung des Weltbildes pse_136.034 zu entfernen und das reine Sein in den Blick zu bekommen. pse_136.035 Er versucht es zumindest! Aber gerade im ästhetischen Verhalten pse_136.036 wird bei der Konstituierung des ästhetischen Gegenstandes pse_136.037 im Erleben oder im Schaffen eines Kunstwerks auf pse_136.038 keinen Fall auf den Einbau der innersten Haltung des Erlebenden
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Äußere sich dem Betrachter als die einfache Äußerung eines pse_136.004
Innern anschaulich darstellt«. Aber das versagt schon wieder pse_136.005
gegenüber der Dichtung. Worin beruht in ihr das sinnlich pse_136.006
Äußere? Mit der bloßen Übernahme ästhetischer Einsichten pse_136.007
in die anderen Künste kommt man bei der Dichtung nicht pse_136.008
aus. Schon daraus ergibt sich die Wichtigkeit, uns der Dichtung pse_136.009
als sogenannter Gestalt in einer Poetik besonders zu pse_136.010
widmen. Am Ende dieses Teils werden wir vielleicht deutlicher pse_136.011
das dichterisch Schöne greifen können.
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Alle menschlichen Werke, die rein den ästhetischen Wert pse_136.013
herausgestalten, sind Kunstwerke. In ihnen steigert sich das pse_136.014
Ästhetische in die reine Form, durch die reine Gestalt sehen pse_136.015
wir aufs Wesentliche, nicht durch rationale Abstraktion wie pse_136.016
im wissenschaftlichen Werk. Damit ist nichts über das Werden pse_136.017
der Kunst im Lauf der Geschichte ausgesagt. Geschichtlich pse_136.018
gesehen ist es wohl so, daß erst langsam mit der Ausgliederung pse_136.019
des menschlichen Geisteslebens bestimmte Leistungen pse_136.020
des Menschen sich aus ursprünglich praktischen (Handwerk) pse_136.021
und religiösen (Gottesdienst) Zusammenhängen lösen und pse_136.022
sich immer reiner als Kunstgebilde ausformen. Hier betrachten pse_136.023
wir die Dinge von dem Standpunkt aus, auf dem sich uns pse_136.024
menschliches Welterfassen und -gestalten rein seinsmäßig pse_136.025
(ontologisch) darbieten. Dabei ist noch auf einen sehr wesentlichen pse_136.026
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erfaßt der Mensch die Welt, d. h. die Gesamtheit pse_136.028
dessen, was ihm gegenübertritt, aus seinem Tiefsten heraus: pse_136.029
nichts läßt ihn kalt. Und so wird dieses erste Weltbild auch pse_136.030
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aus der er die Welt in sich geistig neu gebaut hat. Erst später, pse_136.032
vor allem in der theoretischen Einstellung, sucht der wissenschaftliche pse_136.033
Mensch diese persönliche Färbung des Weltbildes pse_136.034
zu entfernen und das reine Sein in den Blick zu bekommen. pse_136.035
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wird bei der Konstituierung des ästhetischen Gegenstandes pse_136.037
im Erleben oder im Schaffen eines Kunstwerks auf pse_136.038
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/152>, abgerufen am 21.11.2024.
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