pse_152.001 ein Lehrvortrag usw. Wir nennen diese nach Zwecken und pse_152.002 ihren entsprechenden Normen verschiedenen sprachlichen pse_152.003 Gestaltungen Darstellungsweisen. Wir wollen mit der Sprache pse_152.004 verschiedene Wirkungen erzielen. Nun aber kann die Wirkung pse_152.005 eine sachliche sein, wie bei diesen Darstellungsweisen; pse_152.006 aber es gibt auch eine andere: die auf den Menschen als pse_152.007 ganzen gerichtete, die sein Gemüt ansprechen will. Damit pse_152.008 nähern wir uns den Fragen nach dem Stil. Soweit es sich pse_152.009 darum handelt, eine solche gemüthafte Wirkung durch die pse_152.010 gesprochene Sprache zu erreichen, hat sich schon im Altertum pse_152.011 eine bestimmte Lehre entwickelt: die Rhetorik. Der Redner pse_152.012 will das Gemüt des Menschen auf die verschiedenste pse_152.013 Weise, zu verschiedenen Zwecken und mit verschiedenen pse_152.014 Mitteln erregen. "Es ist die Intension des Rhetors, daß er im pse_152.015 Unterschied von dem dichterischen Gestalter mit Sprache pse_152.016 eine Wirkung erzielen und zu diesem Zweck mehr überreden pse_152.017 als überzeugen, mehr hinreißen, berauschen und bezaubern pse_152.018 möchte, als magisch eine dichterische Welt erschaffen" pse_152.019 (Strich). Man hat die Sprache des Rhetors als pathetisch pse_152.020 oder emphatisch bezeichnet. Man versteht aber unter Pathetik pse_152.021 vor allem die sprachliche Gestaltung unter einer erhöhten pse_152.022 Gefühlslage, mit Emphase aber die bewußte Verwendung pse_152.023 bestimmter sprachlicher Formen, etwa der Häufung, Wiederholung pse_152.024 usw., um solche Wirkung zu erzielen. Schon in pse_152.025 dieser Unterscheidung vermischen sich die zwei Gesichtspunkte pse_152.026 von Stil und Darstellungsweise. Es ist bekannt, pse_152.027 daß seit dem Altertum ein ganzes System von Redefiguren pse_152.028 mit einer Fülle von Fachausdrücken ausgebaut und klassifiziert pse_152.029 worden ist. Diese Ausdrücke werden nun nicht bloß in den pse_152.030 Lehrbüchern der Redekunst bis weit in die Neuzeit verwendet, pse_152.031 sondern auch in den Stillehren. Die Poetiken seit dem Hellenismus pse_152.032 über die römische Kaiserzeit und über das Mittelalter pse_152.033 bis in die Renaissance und in das Barockzeitalter gebrauchen pse_152.034 ebenfalls diese Ausdrücke und Formen. Mit anderen Worten: pse_152.035 wir sehen hier, wie die Wirkungslehre der Rhetorik mit der pse_152.036 sogenannten Stilistik als Wirkungslehre der geschriebenen pse_152.037 Sprache zusammengeht. Stil ist nach dieser Auffassung sprachliche pse_152.038 Gestaltung mit dem Zweck, auf das Gemüt des Hörers
pse_152.001 ein Lehrvortrag usw. Wir nennen diese nach Zwecken und pse_152.002 ihren entsprechenden Normen verschiedenen sprachlichen pse_152.003 Gestaltungen Darstellungsweisen. Wir wollen mit der Sprache pse_152.004 verschiedene Wirkungen erzielen. Nun aber kann die Wirkung pse_152.005 eine sachliche sein, wie bei diesen Darstellungsweisen; pse_152.006 aber es gibt auch eine andere: die auf den Menschen als pse_152.007 ganzen gerichtete, die sein Gemüt ansprechen will. Damit pse_152.008 nähern wir uns den Fragen nach dem Stil. Soweit es sich pse_152.009 darum handelt, eine solche gemüthafte Wirkung durch die pse_152.010 gesprochene Sprache zu erreichen, hat sich schon im Altertum pse_152.011 eine bestimmte Lehre entwickelt: die Rhetorik. Der Redner pse_152.012 will das Gemüt des Menschen auf die verschiedenste pse_152.013 Weise, zu verschiedenen Zwecken und mit verschiedenen pse_152.014 Mitteln erregen. »Es ist die Intension des Rhetors, daß er im pse_152.015 Unterschied von dem dichterischen Gestalter mit Sprache pse_152.016 eine Wirkung erzielen und zu diesem Zweck mehr überreden pse_152.017 als überzeugen, mehr hinreißen, berauschen und bezaubern pse_152.018 möchte, als magisch eine dichterische Welt erschaffen« pse_152.019 (Strich). Man hat die Sprache des Rhetors als pathetisch pse_152.020 oder emphatisch bezeichnet. Man versteht aber unter Pathetik pse_152.021 vor allem die sprachliche Gestaltung unter einer erhöhten pse_152.022 Gefühlslage, mit Emphase aber die bewußte Verwendung pse_152.023 bestimmter sprachlicher Formen, etwa der Häufung, Wiederholung pse_152.024 usw., um solche Wirkung zu erzielen. Schon in pse_152.025 dieser Unterscheidung vermischen sich die zwei Gesichtspunkte pse_152.026 von Stil und Darstellungsweise. Es ist bekannt, pse_152.027 daß seit dem Altertum ein ganzes System von Redefiguren pse_152.028 mit einer Fülle von Fachausdrücken ausgebaut und klassifiziert pse_152.029 worden ist. Diese Ausdrücke werden nun nicht bloß in den pse_152.030 Lehrbüchern der Redekunst bis weit in die Neuzeit verwendet, pse_152.031 sondern auch in den Stillehren. Die Poetiken seit dem Hellenismus pse_152.032 über die römische Kaiserzeit und über das Mittelalter pse_152.033 bis in die Renaissance und in das Barockzeitalter gebrauchen pse_152.034 ebenfalls diese Ausdrücke und Formen. Mit anderen Worten: pse_152.035 wir sehen hier, wie die Wirkungslehre der Rhetorik mit der pse_152.036 sogenannten Stilistik als Wirkungslehre der geschriebenen pse_152.037 Sprache zusammengeht. Stil ist nach dieser Auffassung sprachliche pse_152.038 Gestaltung mit dem Zweck, auf das Gemüt des Hörers
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Gestaltungen Darstellungsweisen. Wir wollen mit der Sprache pse_152.004
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ganzen gerichtete, die sein Gemüt ansprechen will. Damit pse_152.008
nähern wir uns den Fragen nach dem Stil. Soweit es sich pse_152.009
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gesprochene Sprache zu erreichen, hat sich schon im Altertum pse_152.011
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vor allem die sprachliche Gestaltung unter einer erhöhten pse_152.022
Gefühlslage, mit Emphase aber die bewußte Verwendung pse_152.023
bestimmter sprachlicher Formen, etwa der Häufung, Wiederholung pse_152.024
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dieser Unterscheidung vermischen sich die zwei Gesichtspunkte pse_152.026
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daß seit dem Altertum ein ganzes System von Redefiguren pse_152.028
mit einer Fülle von Fachausdrücken ausgebaut und klassifiziert pse_152.029
worden ist. Diese Ausdrücke werden nun nicht bloß in den pse_152.030
Lehrbüchern der Redekunst bis weit in die Neuzeit verwendet, pse_152.031
sondern auch in den Stillehren. Die Poetiken seit dem Hellenismus pse_152.032
über die römische Kaiserzeit und über das Mittelalter pse_152.033
bis in die Renaissance und in das Barockzeitalter gebrauchen pse_152.034
ebenfalls diese Ausdrücke und Formen. Mit anderen Worten: pse_152.035
wir sehen hier, wie die Wirkungslehre der Rhetorik mit der pse_152.036
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Gestaltung mit dem Zweck, auf das Gemüt des Hörers
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/168>, abgerufen am 21.11.2024.
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