pse_293.001 Gewollte Stilbrüche sind Gestaltungsmöglichkeiten vor pse_293.002 allem der Komik. Denn durch sie eben kann das, was mit pse_293.003 unrechtmäßigem Anspruch auftritt, entlarvt werden, der Fall pse_293.004 von einer in die andere Ebene wird künstlerisch stark herausgearbeitet. pse_293.005 Durch solche Stilbrüche können bestimmte Ausformungen pse_293.006 der Komik gestaltet werden. Wir greifen hier pse_293.007 nochmals auf Ironie, Travestie und Parodie zurück.
pse_293.008 Daß wir diese Erscheinungen öfter betrachten, zeigt ihre pse_293.009 Komplexheit. Ironie und Komik waren für uns bestimmte pse_293.010 geistige Haltungen, in denen sich dichterische Auffassung der pse_293.011 Welt ausprägen kann. Solche Haltung aber formt sich in der pse_293.012 dichterischen Gestalt aus, und wir haben auch diese Ausformungen pse_293.013 zu beleuchten. Parodie und Travestie sind nicht nur pse_293.014 gekennzeichnet durch den Aufbau, sondern gerade auch durch pse_293.015 das Zusammentreffen bestimmter Gestaltungsebenen. Durch pse_293.016 unsere Betrachtung mag zwar für den Augenblick der Blick pse_293.017 auf die Einheit solcher Erscheinungen getrübt werden, aber pse_293.018 sie vermag vielleicht das dichte Geflecht künstlerischer Kräfte pse_293.019 und Mittel auseinanderzulösen und uns einen Einblick in die pse_293.020 reiche künstlerische Fülle zu gewähren, die in der Ganzheit pse_293.021 einer Dichtung verborgen liegt.
pse_293.022 Ironie ist immer eine bestimmte geistige Haltung. Sie ist pse_293.023 der Versuch des Geistes, der Verworrenheit und Gefährlichkeit pse_293.024 des Lebens und der Welt Herr zu werden. Es ist zugleich pse_293.025 eine spielerische Haltung, da sie sich im Herrwerden zugleich pse_293.026 genießt. Sie findet sich daher in späten Zeiten, die selbst kaum pse_293.027 mehr kulturschöpferisch sind. In der künstlerischen Form pse_293.028 prägt sich die Ironie allgemein gesprochen darin aus, daß sie pse_293.029 die fertige und ausgestaltete Form vergangener Zeiten in ihrer pse_293.030 Fülle und Geschlossenheit zugleich übernimmt, innerhalb pse_293.031 dieses Raumes entfaltet sie dann das Spiel der Bedeutungsschattierungen, pse_293.032 der halben Meinungen, des Andersmeinens, pse_293.033 des Andeutens usw. Doch damit sind wir schon in die Fragen pse_293.034 der künstlerischen Form geraten, die einer gewissen Geisteshaltung pse_293.035 Gestalt verleihen. Die typische Form für eine gesamtironische pse_293.036 Haltung einer Dichtung ist die Parodie, also ein pse_293.037 Widerspruch zwischen Gehalt und Gestalt derart, daß der pse_293.038 Gehalt des zu Parodierenden auf eine andere, meist tiefere
pse_293.001 Gewollte Stilbrüche sind Gestaltungsmöglichkeiten vor pse_293.002 allem der Komik. Denn durch sie eben kann das, was mit pse_293.003 unrechtmäßigem Anspruch auftritt, entlarvt werden, der Fall pse_293.004 von einer in die andere Ebene wird künstlerisch stark herausgearbeitet. pse_293.005 Durch solche Stilbrüche können bestimmte Ausformungen pse_293.006 der Komik gestaltet werden. Wir greifen hier pse_293.007 nochmals auf Ironie, Travestie und Parodie zurück.
pse_293.008 Daß wir diese Erscheinungen öfter betrachten, zeigt ihre pse_293.009 Komplexheit. Ironie und Komik waren für uns bestimmte pse_293.010 geistige Haltungen, in denen sich dichterische Auffassung der pse_293.011 Welt ausprägen kann. Solche Haltung aber formt sich in der pse_293.012 dichterischen Gestalt aus, und wir haben auch diese Ausformungen pse_293.013 zu beleuchten. Parodie und Travestie sind nicht nur pse_293.014 gekennzeichnet durch den Aufbau, sondern gerade auch durch pse_293.015 das Zusammentreffen bestimmter Gestaltungsebenen. Durch pse_293.016 unsere Betrachtung mag zwar für den Augenblick der Blick pse_293.017 auf die Einheit solcher Erscheinungen getrübt werden, aber pse_293.018 sie vermag vielleicht das dichte Geflecht künstlerischer Kräfte pse_293.019 und Mittel auseinanderzulösen und uns einen Einblick in die pse_293.020 reiche künstlerische Fülle zu gewähren, die in der Ganzheit pse_293.021 einer Dichtung verborgen liegt.
pse_293.022 Ironie ist immer eine bestimmte geistige Haltung. Sie ist pse_293.023 der Versuch des Geistes, der Verworrenheit und Gefährlichkeit pse_293.024 des Lebens und der Welt Herr zu werden. Es ist zugleich pse_293.025 eine spielerische Haltung, da sie sich im Herrwerden zugleich pse_293.026 genießt. Sie findet sich daher in späten Zeiten, die selbst kaum pse_293.027 mehr kulturschöpferisch sind. In der künstlerischen Form pse_293.028 prägt sich die Ironie allgemein gesprochen darin aus, daß sie pse_293.029 die fertige und ausgestaltete Form vergangener Zeiten in ihrer pse_293.030 Fülle und Geschlossenheit zugleich übernimmt, innerhalb pse_293.031 dieses Raumes entfaltet sie dann das Spiel der Bedeutungsschattierungen, pse_293.032 der halben Meinungen, des Andersmeinens, pse_293.033 des Andeutens usw. Doch damit sind wir schon in die Fragen pse_293.034 der künstlerischen Form geraten, die einer gewissen Geisteshaltung pse_293.035 Gestalt verleihen. Die typische Form für eine gesamtironische pse_293.036 Haltung einer Dichtung ist die Parodie, also ein pse_293.037 Widerspruch zwischen Gehalt und Gestalt derart, daß der pse_293.038 Gehalt des zu Parodierenden auf eine andere, meist tiefere
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unrechtmäßigem Anspruch auftritt, entlarvt werden, der Fall pse_293.004
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nochmals auf Ironie, Travestie und Parodie zurück.
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Daß wir diese Erscheinungen öfter betrachten, zeigt ihre pse_293.009
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Welt ausprägen kann. Solche Haltung aber formt sich in der pse_293.012
dichterischen Gestalt aus, und wir haben auch diese Ausformungen pse_293.013
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gekennzeichnet durch den Aufbau, sondern gerade auch durch pse_293.015
das Zusammentreffen bestimmter Gestaltungsebenen. Durch pse_293.016
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reiche künstlerische Fülle zu gewähren, die in der Ganzheit pse_293.021
einer Dichtung verborgen liegt.
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Ironie ist immer eine bestimmte geistige Haltung. Sie ist pse_293.023
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eine spielerische Haltung, da sie sich im Herrwerden zugleich pse_293.026
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mehr kulturschöpferisch sind. In der künstlerischen Form pse_293.028
prägt sich die Ironie allgemein gesprochen darin aus, daß sie pse_293.029
die fertige und ausgestaltete Form vergangener Zeiten in ihrer pse_293.030
Fülle und Geschlossenheit zugleich übernimmt, innerhalb pse_293.031
dieses Raumes entfaltet sie dann das Spiel der Bedeutungsschattierungen, pse_293.032
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/309>, abgerufen am 21.11.2024.
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