pse_018.001 die Sprache. Aber damit taucht das erste Mal das Problem pse_018.002 der Sprache auf, das von grundlegender Bedeutung für die pse_018.003 Dichtung ist. Die alte Einteilung, auf der noch Lessing fußt, pse_018.004 Künste des Raumes und der Zeit, ist jetzt in anderer, einleuchtender pse_018.005 Art wieder erwogen worden. Ein Gemälde, eine Plastik, pse_018.006 ein Bauwerk ruhen in sich, Musik, Tanz und Dichtung pse_018.007 haben das Eigenartige, daß sie als etwas Verlaufendes da sind, pse_018.008 einen Anfang und ein Ende haben. Es wäre nur sehr gezwungen pse_018.009 möglich, von Anfang und Ende bei einer Plastik, einem pse_018.010 Gemälde oder einem Bauwerk zu sprechen. Wir erkennen: pse_018.011 Gebildehaftigkeit, Insichgeschlossenheit, Fürsichsein als wesentliche pse_018.012 Merkmale eines Kunstwerks umfassen auch zeitlich pse_018.013 Verlaufendes. Ein Gedicht, eine Sonate sind trotz diesem Verlaufen pse_018.014 etwas in sich Geschlossenes, ein Gebilde, das in Erscheinung pse_018.015 tritt, von allen übrigen Gegenständen deutlich abgehoben pse_018.016 und in sich selbst vollkommen.
pse_018.017 Wir haben hier nicht die Frage nach der Einteilung der pse_018.018 Künste endgültig zu lösen. Vielleicht ist das überhaupt nicht pse_018.019 möglich, wenn man daran denkt, daß neue Mittel neue Kunstarten pse_018.020 zu schaffen vermögen: Film, Hörspiel. Aber man kann pse_018.021 doch ziemlich sicher gehen, wenn man auf die eine Seite pse_018.022 Malerei und Graphik, Bildhauerkunst und Baukunst, auf die pse_018.023 andere Musik, Dichtung und Tanz stellt, ohne daß wir hier pse_018.024 auf eine vollständige Aufzählung Wert legen. Weil aber pse_018.025 allen Künsten das eine gemeinsam ist, daß in ihnen Kunstwerke pse_018.026 als ästhetische Gegenstände vom Menschen geschaffen pse_018.027 werden, daß sie also mit dem Ästhetischen wesentlich zusammenhängen, pse_018.028 ergeben sich mannigfache Beziehungen pse_018.029 zwischen ihnen. Man kann vor allem nach vier Richtungen pse_018.030 Zusammenhänge feststellen: Zusammenhänge der Kunstwerke pse_018.031 innerhalb von Gemeinschaften (Volk, Epoche), pse_018.032 Ähnlichkeiten im Werden, im schöpferischen Prozeß, der pse_018.033 zu Kunstwerken führt, Grenzformen zwischen den Künsten pse_018.034 (Lied, Oper, Ballett), vor allem aber Zusammenhänge im pse_018.035 Aufbau von Kunstwerken. Geschlossene und offene Formen, pse_018.036 harmonische und gespannte Komposition usw. sind Sichten, pse_018.037 die man auf verschiedene Künste anwenden kann.
pse_018.038 Solche Vergleiche zwischen den Künsten können bereits
pse_018.001 die Sprache. Aber damit taucht das erste Mal das Problem pse_018.002 der Sprache auf, das von grundlegender Bedeutung für die pse_018.003 Dichtung ist. Die alte Einteilung, auf der noch Lessing fußt, pse_018.004 Künste des Raumes und der Zeit, ist jetzt in anderer, einleuchtender pse_018.005 Art wieder erwogen worden. Ein Gemälde, eine Plastik, pse_018.006 ein Bauwerk ruhen in sich, Musik, Tanz und Dichtung pse_018.007 haben das Eigenartige, daß sie als etwas Verlaufendes da sind, pse_018.008 einen Anfang und ein Ende haben. Es wäre nur sehr gezwungen pse_018.009 möglich, von Anfang und Ende bei einer Plastik, einem pse_018.010 Gemälde oder einem Bauwerk zu sprechen. Wir erkennen: pse_018.011 Gebildehaftigkeit, Insichgeschlossenheit, Fürsichsein als wesentliche pse_018.012 Merkmale eines Kunstwerks umfassen auch zeitlich pse_018.013 Verlaufendes. Ein Gedicht, eine Sonate sind trotz diesem Verlaufen pse_018.014 etwas in sich Geschlossenes, ein Gebilde, das in Erscheinung pse_018.015 tritt, von allen übrigen Gegenständen deutlich abgehoben pse_018.016 und in sich selbst vollkommen.
pse_018.017 Wir haben hier nicht die Frage nach der Einteilung der pse_018.018 Künste endgültig zu lösen. Vielleicht ist das überhaupt nicht pse_018.019 möglich, wenn man daran denkt, daß neue Mittel neue Kunstarten pse_018.020 zu schaffen vermögen: Film, Hörspiel. Aber man kann pse_018.021 doch ziemlich sicher gehen, wenn man auf die eine Seite pse_018.022 Malerei und Graphik, Bildhauerkunst und Baukunst, auf die pse_018.023 andere Musik, Dichtung und Tanz stellt, ohne daß wir hier pse_018.024 auf eine vollständige Aufzählung Wert legen. Weil aber pse_018.025 allen Künsten das eine gemeinsam ist, daß in ihnen Kunstwerke pse_018.026 als ästhetische Gegenstände vom Menschen geschaffen pse_018.027 werden, daß sie also mit dem Ästhetischen wesentlich zusammenhängen, pse_018.028 ergeben sich mannigfache Beziehungen pse_018.029 zwischen ihnen. Man kann vor allem nach vier Richtungen pse_018.030 Zusammenhänge feststellen: Zusammenhänge der Kunstwerke pse_018.031 innerhalb von Gemeinschaften (Volk, Epoche), pse_018.032 Ähnlichkeiten im Werden, im schöpferischen Prozeß, der pse_018.033 zu Kunstwerken führt, Grenzformen zwischen den Künsten pse_018.034 (Lied, Oper, Ballett), vor allem aber Zusammenhänge im pse_018.035 Aufbau von Kunstwerken. Geschlossene und offene Formen, pse_018.036 harmonische und gespannte Komposition usw. sind Sichten, pse_018.037 die man auf verschiedene Künste anwenden kann.
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Art wieder erwogen worden. Ein Gemälde, eine Plastik, pse_018.006
ein Bauwerk ruhen in sich, Musik, Tanz und Dichtung pse_018.007
haben das Eigenartige, daß sie als etwas Verlaufendes da sind, pse_018.008
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Gebildehaftigkeit, Insichgeschlossenheit, Fürsichsein als wesentliche pse_018.012
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Verlaufendes. Ein Gedicht, eine Sonate sind trotz diesem Verlaufen pse_018.014
etwas in sich Geschlossenes, ein Gebilde, das in Erscheinung pse_018.015
tritt, von allen übrigen Gegenständen deutlich abgehoben pse_018.016
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Wir haben hier nicht die Frage nach der Einteilung der pse_018.018
Künste endgültig zu lösen. Vielleicht ist das überhaupt nicht pse_018.019
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doch ziemlich sicher gehen, wenn man auf die eine Seite pse_018.022
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andere Musik, Dichtung und Tanz stellt, ohne daß wir hier pse_018.024
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ergeben sich mannigfache Beziehungen pse_018.029
zwischen ihnen. Man kann vor allem nach vier Richtungen pse_018.030
Zusammenhänge feststellen: Zusammenhänge der Kunstwerke pse_018.031
innerhalb von Gemeinschaften (Volk, Epoche), pse_018.032
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/34>, abgerufen am 03.12.2024.
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