pse_339.001 Das ist noch ziemlich unbestimmt und ließe sich auch pse_339.002 mit der Forderung des Zusammenstimmens in eins bringen. pse_339.003 Echt ist wohl genauer alles im Gedicht, was aus einem tiefen pse_339.004 Gefühl herauswächst, was aus ihm gestaltet ist und nicht bloß pse_339.005 geredet.
pse_339.006
Knapp unter der Stadt, in der die Paläste stehn,pse_339.007 Die Türme der Dome in Wolken greifen,pse_339.008 Wo blühende Zweige in Gärten wehnpse_339.009 Und alle die müßigen Schritte schweifen --pse_339.010 Knapp unter der Stadt, in der die Autos jagen,pse_339.011 Die Frauen Seide und Glitzern tragen,pse_339.012 Wo in den Nächten durch goldene Sälepse_339.013 Auf Wogen von gepudertem Fleischpse_339.014 Das Sinne verwirrende Gekreischpse_339.015 Von heiseren Geigen niederprasselt --pse_339.016 Knapp unter der Stadt, da sind die Kanäle!
(Wildgans)
pse_339.017 O, der Wahnsinn der großen Stadt, da am Abendpse_339.018 An schwarzer Mauer verkrüppelte Bäume starren,pse_339.019 Aus silberner Maske der Geist des Bösen schaut;pse_339.020 Licht mit magnetischer Geißel die steinerne Nacht verdrängt.pse_339.021 O, das versunkene Läuten der Abendglocken
(Trakl).
pse_339.022
In der ersten Strophe des ersten Gedichts kann man die blendenden pse_339.023 Bilder beachten, die klar angeordnet sind, sich steigern pse_339.024 und sich aus möglichst wirksamen Wortgruppen zusammenfügen. pse_339.025 Der letzte Vers überrascht, das Wort "Kanäle" trifft pse_339.026 hart auf das Rauschende der ersten Verse. Diese Kanäle werden pse_339.027 in den folgenden, hier nicht angeführten Versen in der gleichen pse_339.028 Wortfülle weiter dargestellt. Ganz anders wirkt das pse_339.029 Gedicht von Trakl. Auch hier sehr wirkungsvolle Bilder aus pse_339.030 nicht minder wirkungsvollen Worten gefügt. Aber auch der pse_339.031 unmittelbare Gefühlsausdruck bricht im zweimaligen "o" pse_339.032 durch, der einfachere Satzbau setzt einfach die furchtbaren pse_339.033 Bilder hin und baut sie nicht zu einem großen, kunstvoll geordneten pse_339.034 und gesteigerten Spannungsgefüge auf wie das erste pse_339.035 Gedicht. Man fühlt: Hier bricht ein echtes Gefühl unmittelbar pse_339.036 in der Sprachgestalt durch, dort wird es von Bildern ausgeformt, pse_339.037 die teilweise schon in langer Tradition bereitstehen, es pse_339.038 wird beredet. Man könnte das unecht nennen. Aber erst wenn pse_339.039 man das geradezu virtuosenhafte Spiel mit den weiteren Bildern
pse_339.001 Das ist noch ziemlich unbestimmt und ließe sich auch pse_339.002 mit der Forderung des Zusammenstimmens in eins bringen. pse_339.003 Echt ist wohl genauer alles im Gedicht, was aus einem tiefen pse_339.004 Gefühl herauswächst, was aus ihm gestaltet ist und nicht bloß pse_339.005 geredet.
pse_339.006
Knapp unter der Stadt, in der die Paläste stehn,pse_339.007 Die Türme der Dome in Wolken greifen,pse_339.008 Wo blühende Zweige in Gärten wehnpse_339.009 Und alle die müßigen Schritte schweifen —pse_339.010 Knapp unter der Stadt, in der die Autos jagen,pse_339.011 Die Frauen Seide und Glitzern tragen,pse_339.012 Wo in den Nächten durch goldene Sälepse_339.013 Auf Wogen von gepudertem Fleischpse_339.014 Das Sinne verwirrende Gekreischpse_339.015 Von heiseren Geigen niederprasselt —pse_339.016 Knapp unter der Stadt, da sind die Kanäle!
(Wildgans)
pse_339.017 O, der Wahnsinn der großen Stadt, da am Abendpse_339.018 An schwarzer Mauer verkrüppelte Bäume starren,pse_339.019 Aus silberner Maske der Geist des Bösen schaut;pse_339.020 Licht mit magnetischer Geißel die steinerne Nacht verdrängt.pse_339.021 O, das versunkene Läuten der Abendglocken
(Trakl).
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In der ersten Strophe des ersten Gedichts kann man die blendenden pse_339.023 Bilder beachten, die klar angeordnet sind, sich steigern pse_339.024 und sich aus möglichst wirksamen Wortgruppen zusammenfügen. pse_339.025 Der letzte Vers überrascht, das Wort »Kanäle« trifft pse_339.026 hart auf das Rauschende der ersten Verse. Diese Kanäle werden pse_339.027 in den folgenden, hier nicht angeführten Versen in der gleichen pse_339.028 Wortfülle weiter dargestellt. Ganz anders wirkt das pse_339.029 Gedicht von Trakl. Auch hier sehr wirkungsvolle Bilder aus pse_339.030 nicht minder wirkungsvollen Worten gefügt. Aber auch der pse_339.031 unmittelbare Gefühlsausdruck bricht im zweimaligen »o« pse_339.032 durch, der einfachere Satzbau setzt einfach die furchtbaren pse_339.033 Bilder hin und baut sie nicht zu einem großen, kunstvoll geordneten pse_339.034 und gesteigerten Spannungsgefüge auf wie das erste pse_339.035 Gedicht. Man fühlt: Hier bricht ein echtes Gefühl unmittelbar pse_339.036 in der Sprachgestalt durch, dort wird es von Bildern ausgeformt, pse_339.037 die teilweise schon in langer Tradition bereitstehen, es pse_339.038 wird beredet. Man könnte das unecht nennen. Aber erst wenn pse_339.039 man das geradezu virtuosenhafte Spiel mit den weiteren Bildern
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Das ist noch ziemlich unbestimmt und ließe sich auch pse_339.002
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Echt ist wohl genauer alles im Gedicht, was aus einem tiefen pse_339.004
Gefühl herauswächst, was aus ihm gestaltet ist und nicht bloß pse_339.005
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Knapp unter der Stadt, in der die Paläste stehn, pse_339.007
Die Türme der Dome in Wolken greifen, pse_339.008
Wo blühende Zweige in Gärten wehn pse_339.009
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Knapp unter der Stadt, in der die Autos jagen, pse_339.011
Die Frauen Seide und Glitzern tragen, pse_339.012
Wo in den Nächten durch goldene Säle pse_339.013
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O, der Wahnsinn der großen Stadt, da am Abend pse_339.018
An schwarzer Mauer verkrüppelte Bäume starren, pse_339.019
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O, das versunkene Läuten der Abendglocken
(Trakl).
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In der ersten Strophe des ersten Gedichts kann man die blendenden pse_339.023
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Wortfülle weiter dargestellt. Ganz anders wirkt das pse_339.029
Gedicht von Trakl. Auch hier sehr wirkungsvolle Bilder aus pse_339.030
nicht minder wirkungsvollen Worten gefügt. Aber auch der pse_339.031
unmittelbare Gefühlsausdruck bricht im zweimaligen »o« pse_339.032
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Bilder hin und baut sie nicht zu einem großen, kunstvoll geordneten pse_339.034
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die teilweise schon in langer Tradition bereitstehen, es pse_339.038
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/355>, abgerufen am 21.11.2024.
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