pse_353.001 und Lyrischen gehört. Es handelt sich hier auch wieder pse_353.002 um innerste Haltungen, die lebendig werden in der Weltbegegnung pse_353.003 und sich in sprachlicher Gestaltung auswirken.
pse_353.004 Es wird selten vorkommen, daß diese Haltungen in einer pse_353.005 Dichtung rein für sich vorkommen, daß eine Dichtung also pse_353.006 entweder nur Verinnern, Betrachten, Zuschauen oder Mitgerissensein pse_353.007 ist. Es ist sogar zu erwarten, daß die möglichen pse_353.008 Grundhaltungen in irgendeiner Weise immer alle vorhanden pse_353.009 sind. Das Dramatische setzt das Epische voraus, denn etwas pse_353.010 muß angeschaut werden, wenn Spannung entstehen soll. pse_353.011 Auch das Epische setzt bis zu einem gewissen Grad das pse_353.012 Lyrische voraus: Nur wenn der Erzähler mit dem Angeschauten pse_353.013 und also uns Vorgestellten gefühlsmäßig eins war, kann pse_353.014 er es so vorstellen, daß es uns nicht gleichgültig sei. Das Zusammenwirken pse_353.015 der drei Haltungen wird aber immer strukturiert pse_353.016 sein, d. h. eine wird den Kern bilden, die anderen pse_353.017 werden sich in bestimmter Weise einfügen.
pse_353.018 Aus diesen in einer Dichtung immer vorhandenen menschlichen pse_353.019 Grundhaltungen erklärt sich nun aber eine weitere pse_353.020 Seite am Dasein der Dichtung: ihre Wirkung. Denn dadurch, pse_353.021 daß der schaffende Mensch als Mensch überhaupt an der pse_353.022 Weltbegegnung, die zur Dichtung führt, beteiligt ist, geht pse_353.023 dieses Menschliche auch in die Dichtung ein und kann von pse_353.024 ihr ausstrahlen auf die, die sie erleben. Hier treffen wir wieder pse_353.025 auf den einen wesentlichen Zug an jedem dichterischen Werk: pse_353.026 auf den Einbau des Menschlichen. Das ist bei der dramatischen pse_353.027 Haltung des Pathos und der Problematik ohne weiteres klar, pse_353.028 denn wir haben ja betont, daß in der pathetischen Haltung pse_353.029 ein gegenüberstehender Mensch verlangt wird und alles pse_353.030 Angespanntsein auf ein Ziel zu treibt zu derselben Anspannung. pse_353.031 Aber auch die anderen Haltungen regen menschlich pse_353.032 an. In der künstlerischen Gestaltung des Verschmelzens mit pse_353.033 einem Stück Welt in der lyrischen Haltung wird ja dieses pse_353.034 Einssein selbst lebendig und in den Werten der künstlerischen pse_353.035 Form uns unmittelbar zugänglich. Und das Zuschauen des pse_353.036 Dichters in der epischen Haltung, der dabei die breite Fülle pse_353.037 des Vergangenen entfaltet, macht auch uns zu Zuschauenden. pse_353.038 Freilich sind zwischen den Wirkungsmöglichkeiten der einzelnen
pse_353.001 und Lyrischen gehört. Es handelt sich hier auch wieder pse_353.002 um innerste Haltungen, die lebendig werden in der Weltbegegnung pse_353.003 und sich in sprachlicher Gestaltung auswirken.
pse_353.004 Es wird selten vorkommen, daß diese Haltungen in einer pse_353.005 Dichtung rein für sich vorkommen, daß eine Dichtung also pse_353.006 entweder nur Verinnern, Betrachten, Zuschauen oder Mitgerissensein pse_353.007 ist. Es ist sogar zu erwarten, daß die möglichen pse_353.008 Grundhaltungen in irgendeiner Weise immer alle vorhanden pse_353.009 sind. Das Dramatische setzt das Epische voraus, denn etwas pse_353.010 muß angeschaut werden, wenn Spannung entstehen soll. pse_353.011 Auch das Epische setzt bis zu einem gewissen Grad das pse_353.012 Lyrische voraus: Nur wenn der Erzähler mit dem Angeschauten pse_353.013 und also uns Vorgestellten gefühlsmäßig eins war, kann pse_353.014 er es so vorstellen, daß es uns nicht gleichgültig sei. Das Zusammenwirken pse_353.015 der drei Haltungen wird aber immer strukturiert pse_353.016 sein, d. h. eine wird den Kern bilden, die anderen pse_353.017 werden sich in bestimmter Weise einfügen.
pse_353.018 Aus diesen in einer Dichtung immer vorhandenen menschlichen pse_353.019 Grundhaltungen erklärt sich nun aber eine weitere pse_353.020 Seite am Dasein der Dichtung: ihre Wirkung. Denn dadurch, pse_353.021 daß der schaffende Mensch als Mensch überhaupt an der pse_353.022 Weltbegegnung, die zur Dichtung führt, beteiligt ist, geht pse_353.023 dieses Menschliche auch in die Dichtung ein und kann von pse_353.024 ihr ausstrahlen auf die, die sie erleben. Hier treffen wir wieder pse_353.025 auf den einen wesentlichen Zug an jedem dichterischen Werk: pse_353.026 auf den Einbau des Menschlichen. Das ist bei der dramatischen pse_353.027 Haltung des Pathos und der Problematik ohne weiteres klar, pse_353.028 denn wir haben ja betont, daß in der pathetischen Haltung pse_353.029 ein gegenüberstehender Mensch verlangt wird und alles pse_353.030 Angespanntsein auf ein Ziel zu treibt zu derselben Anspannung. pse_353.031 Aber auch die anderen Haltungen regen menschlich pse_353.032 an. In der künstlerischen Gestaltung des Verschmelzens mit pse_353.033 einem Stück Welt in der lyrischen Haltung wird ja dieses pse_353.034 Einssein selbst lebendig und in den Werten der künstlerischen pse_353.035 Form uns unmittelbar zugänglich. Und das Zuschauen des pse_353.036 Dichters in der epischen Haltung, der dabei die breite Fülle pse_353.037 des Vergangenen entfaltet, macht auch uns zu Zuschauenden. pse_353.038 Freilich sind zwischen den Wirkungsmöglichkeiten der einzelnen
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und Lyrischen gehört. Es handelt sich hier auch wieder pse_353.002
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Es wird selten vorkommen, daß diese Haltungen in einer pse_353.005
Dichtung rein für sich vorkommen, daß eine Dichtung also pse_353.006
entweder nur Verinnern, Betrachten, Zuschauen oder Mitgerissensein pse_353.007
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Grundhaltungen in irgendeiner Weise immer alle vorhanden pse_353.009
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muß angeschaut werden, wenn Spannung entstehen soll. pse_353.011
Auch das Epische setzt bis zu einem gewissen Grad das pse_353.012
Lyrische voraus: Nur wenn der Erzähler mit dem Angeschauten pse_353.013
und also uns Vorgestellten gefühlsmäßig eins war, kann pse_353.014
er es so vorstellen, daß es uns nicht gleichgültig sei. Das Zusammenwirken pse_353.015
der drei Haltungen wird aber immer strukturiert pse_353.016
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pse_353.018
Aus diesen in einer Dichtung immer vorhandenen menschlichen pse_353.019
Grundhaltungen erklärt sich nun aber eine weitere pse_353.020
Seite am Dasein der Dichtung: ihre Wirkung. Denn dadurch, pse_353.021
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Weltbegegnung, die zur Dichtung führt, beteiligt ist, geht pse_353.023
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denn wir haben ja betont, daß in der pathetischen Haltung pse_353.029
ein gegenüberstehender Mensch verlangt wird und alles pse_353.030
Angespanntsein auf ein Ziel zu treibt zu derselben Anspannung. pse_353.031
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einem Stück Welt in der lyrischen Haltung wird ja dieses pse_353.034
Einssein selbst lebendig und in den Werten der künstlerischen pse_353.035
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Dichters in der epischen Haltung, der dabei die breite Fülle pse_353.037
des Vergangenen entfaltet, macht auch uns zu Zuschauenden. pse_353.038
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/369>, abgerufen am 24.11.2024.
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