pse_396.001 durch, man spürt, wie ein Stück Außenwelt von einem pse_396.002 Menschen ergriffen und gedeutet wird. Das ist aber nur pse_396.003 möglich, wenn der Mensch aus seiner Tiefe heraus zum Ding pse_396.004 vordringt. Wieder zeigt sich, daß im lyrischen Gedicht ein pse_396.005 unmittelbares Welterlebnis Gestalt wird.
pse_396.006 b) Wie steht es mit dem Gefühl im lyrischen Gedicht? Im pse_396.007 Dinggedicht glaubt man vor allem, von jeder Emotion absehen pse_396.008 zu müssen. In dieser Art lyrischer Gedichte scheint pse_396.009 vielen der Beweis dafür zu liegen, daß auch die Lyrik nichts pse_396.010 mit dem Gemüt zu tun habe. Es sei wieder betont, daß wir pse_396.011 unter Gemüt das Innerste des Menschen verstehen, den Kern, pse_396.012 von dem aus sich sein ganzes geistiges Leben entfaltet. Auch pse_396.013 Kälte, Distanziertheit, Scheu, Fanatismus des rationalen pse_396.014 Ringens usw. sind Auswirkungen dieses Seelengrundes und pse_396.015 gehören in den Bereich, den wir, dem tiefen Gehalt des pse_396.016 Wortes folgend, Gemüt nennen. Gerade in der modernen pse_396.017 Lyrik ist das Problem der Ausscheidung alles Gemüthaften pse_396.018 brennend geworden. Auch wenn wir bedenken, daß sie nur pse_396.019 einen winzigen Bruchteil des gesamten lyrischen Schaffens der pse_396.020 Menschheit darstellt, müssen wir sie gerade wegen ihrer bedrängenden pse_396.021 Nähe einbeziehen in einen Versuch, das Wesentliche pse_396.022 des lyrischen Gedichts zu erfassen.
pse_396.023 Eine erste Erklärung für diese These von der Gemütlosigkeit pse_396.024 ist eben das Zurücktreten des lyrischen Ichs. Wenn wir pse_396.025 Eichendorffs "Mondnacht" mit C. F. Meyers "Römischem pse_396.026 Brunnen" vergleichen, so ist dieses Zurücktreten ganz deutlich. pse_396.027 Aber wir haben bei der Betrachtung des zweiten Gedichts pse_396.028 bis in die Einzelzüge hinein erkannt, daß in allen künstlerischen pse_396.029 Kräften ein Menschliches vernehmbar wird, das den pse_396.030 Brunnen so und nicht anders erfaßt hat. In den Bildern, der pse_396.031 rhythmischen Bewegtheit und im Weg von der Konkretheit pse_396.032 des Anfangs zum tiefen Allgemeinen des Schlusses spürt pse_396.033 man im Kunstwerk selbst als dessen wesentlichen Bestandteil pse_396.034 das innerste Dabeisein eines Menschen. Dasselbe haben pse_396.035 wir am "Panther" von Rilke erkannt. Und hier sei auf die pse_396.036 Betrachtung zurückverwiesen, die wir einem Gedichte Benns pse_396.037 gewidmet haben (S. 90 f.). Ein anderes modernes Gedicht pse_396.038 lautet:
pse_396.001 durch, man spürt, wie ein Stück Außenwelt von einem pse_396.002 Menschen ergriffen und gedeutet wird. Das ist aber nur pse_396.003 möglich, wenn der Mensch aus seiner Tiefe heraus zum Ding pse_396.004 vordringt. Wieder zeigt sich, daß im lyrischen Gedicht ein pse_396.005 unmittelbares Welterlebnis Gestalt wird.
pse_396.006 b) Wie steht es mit dem Gefühl im lyrischen Gedicht? Im pse_396.007 Dinggedicht glaubt man vor allem, von jeder Emotion absehen pse_396.008 zu müssen. In dieser Art lyrischer Gedichte scheint pse_396.009 vielen der Beweis dafür zu liegen, daß auch die Lyrik nichts pse_396.010 mit dem Gemüt zu tun habe. Es sei wieder betont, daß wir pse_396.011 unter Gemüt das Innerste des Menschen verstehen, den Kern, pse_396.012 von dem aus sich sein ganzes geistiges Leben entfaltet. Auch pse_396.013 Kälte, Distanziertheit, Scheu, Fanatismus des rationalen pse_396.014 Ringens usw. sind Auswirkungen dieses Seelengrundes und pse_396.015 gehören in den Bereich, den wir, dem tiefen Gehalt des pse_396.016 Wortes folgend, Gemüt nennen. Gerade in der modernen pse_396.017 Lyrik ist das Problem der Ausscheidung alles Gemüthaften pse_396.018 brennend geworden. Auch wenn wir bedenken, daß sie nur pse_396.019 einen winzigen Bruchteil des gesamten lyrischen Schaffens der pse_396.020 Menschheit darstellt, müssen wir sie gerade wegen ihrer bedrängenden pse_396.021 Nähe einbeziehen in einen Versuch, das Wesentliche pse_396.022 des lyrischen Gedichts zu erfassen.
pse_396.023 Eine erste Erklärung für diese These von der Gemütlosigkeit pse_396.024 ist eben das Zurücktreten des lyrischen Ichs. Wenn wir pse_396.025 Eichendorffs »Mondnacht« mit C. F. Meyers »Römischem pse_396.026 Brunnen« vergleichen, so ist dieses Zurücktreten ganz deutlich. pse_396.027 Aber wir haben bei der Betrachtung des zweiten Gedichts pse_396.028 bis in die Einzelzüge hinein erkannt, daß in allen künstlerischen pse_396.029 Kräften ein Menschliches vernehmbar wird, das den pse_396.030 Brunnen so und nicht anders erfaßt hat. In den Bildern, der pse_396.031 rhythmischen Bewegtheit und im Weg von der Konkretheit pse_396.032 des Anfangs zum tiefen Allgemeinen des Schlusses spürt pse_396.033 man im Kunstwerk selbst als dessen wesentlichen Bestandteil pse_396.034 das innerste Dabeisein eines Menschen. Dasselbe haben pse_396.035 wir am »Panther« von Rilke erkannt. Und hier sei auf die pse_396.036 Betrachtung zurückverwiesen, die wir einem Gedichte Benns pse_396.037 gewidmet haben (S. 90 f.). Ein anderes modernes Gedicht pse_396.038 lautet:
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durch, man spürt, wie ein Stück Außenwelt von einem pse_396.002
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vordringt. Wieder zeigt sich, daß im lyrischen Gedicht ein pse_396.005
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b) Wie steht es mit dem Gefühl im lyrischen Gedicht? Im pse_396.007
Dinggedicht glaubt man vor allem, von jeder Emotion absehen pse_396.008
zu müssen. In dieser Art lyrischer Gedichte scheint pse_396.009
vielen der Beweis dafür zu liegen, daß auch die Lyrik nichts pse_396.010
mit dem Gemüt zu tun habe. Es sei wieder betont, daß wir pse_396.011
unter Gemüt das Innerste des Menschen verstehen, den Kern, pse_396.012
von dem aus sich sein ganzes geistiges Leben entfaltet. Auch pse_396.013
Kälte, Distanziertheit, Scheu, Fanatismus des rationalen pse_396.014
Ringens usw. sind Auswirkungen dieses Seelengrundes und pse_396.015
gehören in den Bereich, den wir, dem tiefen Gehalt des pse_396.016
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Lyrik ist das Problem der Ausscheidung alles Gemüthaften pse_396.018
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einen winzigen Bruchteil des gesamten lyrischen Schaffens der pse_396.020
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Nähe einbeziehen in einen Versuch, das Wesentliche pse_396.022
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Eichendorffs »Mondnacht« mit C. F. Meyers »Römischem pse_396.026
Brunnen« vergleichen, so ist dieses Zurücktreten ganz deutlich. pse_396.027
Aber wir haben bei der Betrachtung des zweiten Gedichts pse_396.028
bis in die Einzelzüge hinein erkannt, daß in allen künstlerischen pse_396.029
Kräften ein Menschliches vernehmbar wird, das den pse_396.030
Brunnen so und nicht anders erfaßt hat. In den Bildern, der pse_396.031
rhythmischen Bewegtheit und im Weg von der Konkretheit pse_396.032
des Anfangs zum tiefen Allgemeinen des Schlusses spürt pse_396.033
man im Kunstwerk selbst als dessen wesentlichen Bestandteil pse_396.034
das innerste Dabeisein eines Menschen. Dasselbe haben pse_396.035
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gewidmet haben (S. 90 f.). Ein anderes modernes Gedicht pse_396.038
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/412>, abgerufen am 22.11.2024.
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