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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959.

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echte Gemeinschaft im Lied, sondern um eine Massenerscheinung pse_404.002
für ganz kurze Zeit, die rasch durch eine andere ersetzt pse_404.003
wird. Der künstlerische und menschliche Wert ist meist sehr pse_404.004
gering, wenn nicht gar ein völliger Unwert:

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Vis a vis vom Wendelstein pse_404.006
Gibt es viele Tändelein, pse_404.007
und ein kleines Mädelein vom Wendelstein sagt niemals nein.
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Aber Schlager können als boshafte und witzige Zeitkritik pse_404.009
auch positive Werte haben. In einem wird der Geschäftsbetrieb pse_404.010
um das Oberammergauer Passionsspiel aufs Korn pse_404.011
genommen. Hier liegt eine echte Wirklichkeitserfassung aus pse_404.012
bestimmter Blickrichtung vor, die gerade die eine, peinliche pse_404.013
Seite einer ursprünglich großen Angelegenheit herausstellt: pse_404.014
Schärfe, Bissigkeit und Rücksichtslosigkeit sind die innere pse_404.015
Haltung:

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Die ganze Welt ist eine Einbahnstraße, pse_404.017
sie führt zu einem ganz kleinen Nest, pse_404.018
das lebt in einem ungeheuren Maße pse_404.019
seit sechzehn-vierunddreißig von der Pest.
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Judas mit dem roten Bart, pse_404.021
Magdalene blondbehaart. pse_404.022
Es kräht der Hahn, der Dollar rollt. pse_404.023
Der liebe Gott hats so gewollt. pse_404.024
Let us go to Owerammergou.
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Die Sprache der Lyrik

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In der Lyrik treffen wir auf die intensivste Sprachkunst. pse_404.027
Man kann sich in großen epischen und dramatischen Dichtungen pse_404.028
Stellen denken, wo die rein künstlerische Sprache für pse_404.029
Augenblicke zurücktritt oder ganz ausgeschaltet bleibt. Bei pse_404.030
der Lyrik ist das unmöglich. Sie wächst ja aus dem unmittelbaren pse_404.031
Erleben, geht aus dem Inneren hervor und muß ganz pse_404.032
in Sprache geprägt werden. Die lyrische Sprache weist aus pse_404.033
innerem Reichtum eine große Fülle auf. Schon die Verbindung pse_404.034
des Seelischen und der erfaßten Welt in gedrängtester pse_404.035
Form ergibt das. Alle sprachlichen Kräfte werden wirksam pse_404.036
und verflechten sich gegenseitig in mannigfaltigster Weise.

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An dieser Stelle sei grundsätzlich, aber nur kurz auf die

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Zitationshilfe: Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/420>, abgerufen am 22.11.2024.