Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

du hast mich durch seinen Tod vom Verderben erret-
tet. Wie soll ich dich inbrünstig genug lieben, wie
dein Lob würdig verkündigen!

"O guter Gott! mein ganz Gemüthe ist deiner
süssen Liebe voll! Ach, könnt ich deine grosse
Güte doch so erheben, wie ich soll. Dich preis-
se Mund und Herz und Sinn; nimm, Gott,
mich selbst zum Opfer hin."


V. Gebrauch der Offenbarung und des
Wortes Gottes.

Ewiger, Unsichtbarer! der du in einem Lichte
wohnest, dahin kein menschliches Auge dringen kann!
Wie freue ich mich, daß du dich mir in deinen Ge-
schöpfen geoffenbaret und mich schon so vieles von
deiner unbegreiflichen Natur gelehret hast. Himmel
und Erde verkündigen mir deine Macht und Herrlich-
keit; und doch hast du mir in deinem Worte
einen noch deutlichern Unterricht von deinem Wesen
und Willen gegeben. Dank und Preiß sey dir ge-
sagt für diese himmlische Weisheit, die meinen Geist
aufklären, bessern und trösten soll. Hätte ich doch
dein Wort stets mit rechter Aufmerksamkeit angehört;
hätte ich mich in der stillen Einsamkeit mehr mit dem-
selben beschäftiget; hätte ich es doch mit mehr Treue
zur Heiligung meiner ganzen Natur gebraucht! Ver-
zeihe mir, o gütiger Vater! diese undankbare Ver-
nachlässigung meiner Schuldigkeit. Ich erkenne den
hohen Werth deiner herrlichen Religion; ich weiß es

und
A 4

du haſt mich durch ſeinen Tod vom Verderben erret-
tet. Wie ſoll ich dich inbrünſtig genug lieben, wie
dein Lob würdig verkündigen!

”O guter Gott! mein ganz Gemüthe iſt deiner
ſüſſen Liebe voll! Ach, könnt ich deine groſſe
Güte doch ſo erheben, wie ich ſoll. Dich preiſ-
ſe Mund und Herz und Sinn; nimm, Gott,
mich ſelbſt zum Opfer hin.”


V. Gebrauch der Offenbarung und des
Wortes Gottes.

Ewiger, Unſichtbarer! der du in einem Lichte
wohneſt, dahin kein menſchliches Auge dringen kann!
Wie freue ich mich, daß du dich mir in deinen Ge-
ſchöpfen geoffenbaret und mich ſchon ſo vieles von
deiner unbegreiflichen Natur gelehret haſt. Himmel
und Erde verkündigen mir deine Macht und Herrlich-
keit; und doch haſt du mir in deinem Worte
einen noch deutlichern Unterricht von deinem Weſen
und Willen gegeben. Dank und Preiß ſey dir ge-
ſagt für dieſe himmliſche Weisheit, die meinen Geiſt
aufklären, beſſern und tröſten ſoll. Hätte ich doch
dein Wort ſtets mit rechter Aufmerkſamkeit angehört;
hätte ich mich in der ſtillen Einſamkeit mehr mit dem-
ſelben beſchäftiget; hätte ich es doch mit mehr Treue
zur Heiligung meiner ganzen Natur gebraucht! Ver-
zeihe mir, o gütiger Vater! dieſe undankbare Ver-
nachläſſigung meiner Schuldigkeit. Ich erkenne den
hohen Werth deiner herrlichen Religion; ich weiß es

und
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0011" n="7"/>
du ha&#x017F;t mich durch &#x017F;einen Tod vom Verderben erret-<lb/>
tet. Wie &#x017F;oll ich dich inbrün&#x017F;tig genug lieben, wie<lb/>
dein Lob würdig verkündigen!</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>&#x201D;O guter Gott! mein ganz Gemüthe i&#x017F;t deiner</l><lb/>
              <l>&#x017F;ü&#x017F;&#x017F;en Liebe voll! Ach, könnt ich deine gro&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
              <l>Güte doch &#x017F;o erheben, wie ich &#x017F;oll. Dich prei&#x017F;-</l><lb/>
              <l>&#x017F;e Mund und Herz und Sinn; nimm, Gott,</l><lb/>
              <l>mich &#x017F;elb&#x017F;t zum Opfer hin.&#x201D;</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">V.</hi> <hi rendition="#g">Gebrauch der Offenbarung und des<lb/>
Wortes Gottes.</hi> </head><lb/>
          <p>Ewiger, Un&#x017F;ichtbarer! der du in einem Lichte<lb/>
wohne&#x017F;t, dahin kein men&#x017F;chliches Auge dringen kann!<lb/>
Wie freue ich mich, daß du dich mir in deinen Ge-<lb/>
&#x017F;chöpfen geoffenbaret und mich &#x017F;chon &#x017F;o vieles von<lb/>
deiner unbegreiflichen Natur gelehret ha&#x017F;t. Himmel<lb/>
und Erde verkündigen mir deine Macht und Herrlich-<lb/>
keit; und doch ha&#x017F;t du mir in deinem Worte<lb/>
einen noch deutlichern Unterricht von deinem We&#x017F;en<lb/>
und Willen gegeben. Dank und Preiß &#x017F;ey dir ge-<lb/>
&#x017F;agt für die&#x017F;e himmli&#x017F;che Weisheit, die meinen Gei&#x017F;t<lb/>
aufklären, be&#x017F;&#x017F;ern und trö&#x017F;ten &#x017F;oll. Hätte ich doch<lb/>
dein Wort &#x017F;tets mit rechter Aufmerk&#x017F;amkeit angehört;<lb/>
hätte ich mich in der &#x017F;tillen Ein&#x017F;amkeit mehr mit dem-<lb/>
&#x017F;elben be&#x017F;chäftiget; hätte ich es doch mit mehr Treue<lb/>
zur Heiligung meiner ganzen Natur gebraucht! Ver-<lb/>
zeihe mir, o gütiger Vater! die&#x017F;e undankbare Ver-<lb/>
nachlä&#x017F;&#x017F;igung meiner Schuldigkeit. Ich erkenne den<lb/>
hohen Werth deiner herrlichen Religion; ich weiß es<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 4</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0011] du haſt mich durch ſeinen Tod vom Verderben erret- tet. Wie ſoll ich dich inbrünſtig genug lieben, wie dein Lob würdig verkündigen! ”O guter Gott! mein ganz Gemüthe iſt deiner ſüſſen Liebe voll! Ach, könnt ich deine groſſe Güte doch ſo erheben, wie ich ſoll. Dich preiſ- ſe Mund und Herz und Sinn; nimm, Gott, mich ſelbſt zum Opfer hin.” V. Gebrauch der Offenbarung und des Wortes Gottes. Ewiger, Unſichtbarer! der du in einem Lichte wohneſt, dahin kein menſchliches Auge dringen kann! Wie freue ich mich, daß du dich mir in deinen Ge- ſchöpfen geoffenbaret und mich ſchon ſo vieles von deiner unbegreiflichen Natur gelehret haſt. Himmel und Erde verkündigen mir deine Macht und Herrlich- keit; und doch haſt du mir in deinem Worte einen noch deutlichern Unterricht von deinem Weſen und Willen gegeben. Dank und Preiß ſey dir ge- ſagt für dieſe himmliſche Weisheit, die meinen Geiſt aufklären, beſſern und tröſten ſoll. Hätte ich doch dein Wort ſtets mit rechter Aufmerkſamkeit angehört; hätte ich mich in der ſtillen Einſamkeit mehr mit dem- ſelben beſchäftiget; hätte ich es doch mit mehr Treue zur Heiligung meiner ganzen Natur gebraucht! Ver- zeihe mir, o gütiger Vater! dieſe undankbare Ver- nachläſſigung meiner Schuldigkeit. Ich erkenne den hohen Werth deiner herrlichen Religion; ich weiß es und A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/11
Zitationshilfe: Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/11>, abgerufen am 21.11.2024.