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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.

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ihnen mit Freuden zu dienen und ihre Glückseligkeit
mit allem Eifer zu befördern. Ja! daran soll man
erkennen, daß ich dein Jünger sey, daß ich die
Menschen thätig liebe. Hilf mir, o Jesu! diesen Ent-
schluß vollbringen um deiner Liebe willen! Amen.



VIII. Ueber die Pflichten gegen die Cltern.

Ich danke dir, gütigster Gott! daß du mich von
christlichen Eltern hast gebohren und erzogen werden
lassen. Wie viele und grosse Wohlthaten hast du
mir durch diese Abstammung und durch die Erziehung
von ihnen zu Theil werden lassen! Ach! was würde
ich seyn, wenn unerleuchtete Heiden meine Eltern
wären? Habe ich denn aber auch diesen Beweiß dei-
ner grossen Güte gegen mich recht dankbar erkannt?
Habe ich meine Eltern (meinen Vater, meine Mut-
ter) mit kindlicher Hochachtung stets gebührend ver-
ehrt? Bin ich gegen ihre Befehle nie wiederspenstig,
oder in Befolgung derselben nachlässig gewesen? Ha-
be ich sie nie durch meine Trägheit oder gar durch
muthwillige Vergehungen beleidiget und erzürnt?
Wenn auch dieß nicht Wirkungen eines bösen Her-
zens, wenn es nur Fehler und Uebereilungen gewe-
sen wären, wie müßte ich doch, o Allwissender! mich
meines Undankes vor dir schämen? Strafe mich
nicht, mein Vater! wie ich es wohl verdient habe;
laß die Folgen dieser und anderer Jugendsünden mich
in meinen künftigen Jahren nicht treffen; gieb mir
die Weisheit, meine geliebten Eltern und Vorgesetzte
mit einen guten Betragen zu erfreuen. Erfülle mich
mit Hochachtung und Liebe gegen die, die von mei-

ner

ihnen mit Freuden zu dienen und ihre Glückſeligkeit
mit allem Eifer zu befördern. Ja! daran ſoll man
erkennen, daß ich dein Jünger ſey, daß ich die
Menſchen thätig liebe. Hilf mir, o Jeſu! dieſen Ent-
ſchluß vollbringen um deiner Liebe willen! Amen.



VIII. Ueber die Pflichten gegen die Cltern.

Ich danke dir, gütigſter Gott! daß du mich von
chriſtlichen Eltern haſt gebohren und erzogen werden
laſſen. Wie viele und groſſe Wohlthaten haſt du
mir durch dieſe Abſtammung und durch die Erziehung
von ihnen zu Theil werden laſſen! Ach! was würde
ich ſeyn, wenn unerleuchtete Heiden meine Eltern
wären? Habe ich denn aber auch dieſen Beweiß dei-
ner groſſen Güte gegen mich recht dankbar erkannt?
Habe ich meine Eltern (meinen Vater, meine Mut-
ter) mit kindlicher Hochachtung ſtets gebührend ver-
ehrt? Bin ich gegen ihre Befehle nie wiederſpenſtig,
oder in Befolgung derſelben nachläſſig geweſen? Ha-
be ich ſie nie durch meine Trägheit oder gar durch
muthwillige Vergehungen beleidiget und erzürnt?
Wenn auch dieß nicht Wirkungen eines böſen Her-
zens, wenn es nur Fehler und Uebereilungen gewe-
ſen wären, wie müßte ich doch, o Allwiſſender! mich
meines Undankes vor dir ſchämen? Strafe mich
nicht, mein Vater! wie ich es wohl verdient habe;
laß die Folgen dieſer und anderer Jugendſünden mich
in meinen künftigen Jahren nicht treffen; gieb mir
die Weisheit, meine geliebten Eltern und Vorgeſetzte
mit einen guten Betragen zu erfreuen. Erfülle mich
mit Hochachtung und Liebe gegen die, die von mei-

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[11/0015] ihnen mit Freuden zu dienen und ihre Glückſeligkeit mit allem Eifer zu befördern. Ja! daran ſoll man erkennen, daß ich dein Jünger ſey, daß ich die Menſchen thätig liebe. Hilf mir, o Jeſu! dieſen Ent- ſchluß vollbringen um deiner Liebe willen! Amen. VIII. Ueber die Pflichten gegen die Cltern. Ich danke dir, gütigſter Gott! daß du mich von chriſtlichen Eltern haſt gebohren und erzogen werden laſſen. Wie viele und groſſe Wohlthaten haſt du mir durch dieſe Abſtammung und durch die Erziehung von ihnen zu Theil werden laſſen! Ach! was würde ich ſeyn, wenn unerleuchtete Heiden meine Eltern wären? Habe ich denn aber auch dieſen Beweiß dei- ner groſſen Güte gegen mich recht dankbar erkannt? Habe ich meine Eltern (meinen Vater, meine Mut- ter) mit kindlicher Hochachtung ſtets gebührend ver- ehrt? Bin ich gegen ihre Befehle nie wiederſpenſtig, oder in Befolgung derſelben nachläſſig geweſen? Ha- be ich ſie nie durch meine Trägheit oder gar durch muthwillige Vergehungen beleidiget und erzürnt? Wenn auch dieß nicht Wirkungen eines böſen Her- zens, wenn es nur Fehler und Uebereilungen gewe- ſen wären, wie müßte ich doch, o Allwiſſender! mich meines Undankes vor dir ſchämen? Strafe mich nicht, mein Vater! wie ich es wohl verdient habe; laß die Folgen dieſer und anderer Jugendſünden mich in meinen künftigen Jahren nicht treffen; gieb mir die Weisheit, meine geliebten Eltern und Vorgeſetzte mit einen guten Betragen zu erfreuen. Erfülle mich mit Hochachtung und Liebe gegen die, die von mei- ner

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Zitationshilfe: Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/15>, abgerufen am 21.11.2024.