Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.willen sey mir gnädig und tilge die Schuld meiner Voll-
willen ſey mir gnädig und tilge die Schuld meiner Voll-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0036" n="32"/> willen ſey mir gnädig und tilge die Schuld meiner<lb/> Miſſethat. Zu dir, o du mein Fürſprecher, mein Er-<lb/> retter und Troſt! eil ich im Glauben hin; der du<lb/> dein theueres Leben für mich aufgeopfert, der du dein<lb/> Blut für mich vergoſſen haſt; ach! laß es an mir Ar-<lb/> men nicht verlohren ſeyn. Sende deinen Geiſt in<lb/> mein Herz, reinige daſſelbe von allen böſen Begierden;<lb/> vertilge aus mir ſchändliche Brunſt, unmäßige Geld-<lb/> liebe, Stolz und Hoffarth, Feindſeligkeit und Rache<lb/> und alle andere Lüſte, die mich reizen könnten, deine<lb/> Gebote zu übertretten. Von nun an will ich dir le-<lb/> ben, o Gott! nie mehr in eine Sünde willigen; nie<lb/> mehr auf Mittel denken, meine unerlaubten Wünſche<lb/> zu befriedigen; nie mehr eine Gelegenheit ſuchen, das<lb/> Böſe zu vollbringen. Deine Allgegenwart ſoll mir<lb/> überall vor Augen ſeyn, daß ich erſchrecke, wenn ich<lb/> in Verſuchung gerathe, im Verborgenen etwas Böſes<lb/> zu thun. Gericht und Ewigkeit mit allen fürchterlichen<lb/> Strafen der Sünder an dem Orte der Quaal, müſ-<lb/> ſen mir in Gedanken ſchweben, und mich zurückhalten,<lb/> wenn die Leidenſchaften in mir zu heftig werden. Hö-<lb/> re mein Gelübde, o treuer Gott! der du Sünde ver-<lb/> giebſt und das reuvolle, zerknirſchte Herz nicht verach-<lb/> teſt, der du auch mir um Jeſu Chriſti willen die wohl-<lb/> verdienten Strafen erlaſſen wirſt; höre mein kindli-<lb/> ches und aufrichtiges Verſprechen: dir will ich in al-<lb/> len gehorchen; aus dankbarer Liebe zu dir jede Sünde<lb/> fliehen, alle meine Kräfte zu deiner Verherrlichung,<lb/> zur Ausübung guter Werke, zur Beförderung der<lb/> Wohlfahrt meiner Mitmenſchen und meiner eigenen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Voll-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0036]
willen ſey mir gnädig und tilge die Schuld meiner
Miſſethat. Zu dir, o du mein Fürſprecher, mein Er-
retter und Troſt! eil ich im Glauben hin; der du
dein theueres Leben für mich aufgeopfert, der du dein
Blut für mich vergoſſen haſt; ach! laß es an mir Ar-
men nicht verlohren ſeyn. Sende deinen Geiſt in
mein Herz, reinige daſſelbe von allen böſen Begierden;
vertilge aus mir ſchändliche Brunſt, unmäßige Geld-
liebe, Stolz und Hoffarth, Feindſeligkeit und Rache
und alle andere Lüſte, die mich reizen könnten, deine
Gebote zu übertretten. Von nun an will ich dir le-
ben, o Gott! nie mehr in eine Sünde willigen; nie
mehr auf Mittel denken, meine unerlaubten Wünſche
zu befriedigen; nie mehr eine Gelegenheit ſuchen, das
Böſe zu vollbringen. Deine Allgegenwart ſoll mir
überall vor Augen ſeyn, daß ich erſchrecke, wenn ich
in Verſuchung gerathe, im Verborgenen etwas Böſes
zu thun. Gericht und Ewigkeit mit allen fürchterlichen
Strafen der Sünder an dem Orte der Quaal, müſ-
ſen mir in Gedanken ſchweben, und mich zurückhalten,
wenn die Leidenſchaften in mir zu heftig werden. Hö-
re mein Gelübde, o treuer Gott! der du Sünde ver-
giebſt und das reuvolle, zerknirſchte Herz nicht verach-
teſt, der du auch mir um Jeſu Chriſti willen die wohl-
verdienten Strafen erlaſſen wirſt; höre mein kindli-
ches und aufrichtiges Verſprechen: dir will ich in al-
len gehorchen; aus dankbarer Liebe zu dir jede Sünde
fliehen, alle meine Kräfte zu deiner Verherrlichung,
zur Ausübung guter Werke, zur Beförderung der
Wohlfahrt meiner Mitmenſchen und meiner eigenen
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