Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. VI. Art und Weise
Materiae medicae durchgehen müssen, wol er-
schrecken möchte. Von denen heutigen Medi-
cis
aber verwerffen einige fast allen Gebrauch
der Medicamenten bey dergleichen Curen. Al-
so fället der menschliche Verstand öffters von
einem Extremo auf das andere.

§. 55.

Es würde zwar hier zu weitläufftig
seyn, wenn man gegen alle Arten der Kranckhei-
ten, welche wir zu Ende des vorigen Capitels ge-
nennet haben, besondere Medicamenten anfüh-
ren wolte, ist auch gar nicht allemahl nöthig;
Indessen geben wir denen Practicis zu beden-
cken, und stellen es eines ieden Erfahrung an-
heim, was dann und wann zum Exempel in de-
nen Brust-Beschwerungen und alten schlei-
michten Husten durch gute balsamische Pecto-
ralia
mit Stomachicis vermischet. In Schwulst
und Anfang der Wassersucht durch diuretische
Tincturen, resolvirende Salia und bittere Ex-
tracta;
In Reliquiis Luis venereae, Gonorr-
hoea, Fluore albo &c.
mit heilenden balsami-
schen Essenzen und Pillen; In kalten Wechsel-
Fiebern durch gute Digestiva und Antifebrilia
ante Paroxysmum;
In Morbis convulsivis
durch Antispasmodica; In Mania per Nitro-
sa &c.
die Brunnen-Cur vor sichere und nach-
drückliche Beyhülffe haben könne. Wenn zu-
weilen dergleichen Mittel vorher gar nicht helf-
fen noch anschlagen wollen, so geschiehet solches
währender Brunnen-Cur unter den vielen all-

ge-

Cap. VI. Art und Weiſe
Materiæ medicæ durchgehen muͤſſen, wol er-
ſchrecken moͤchte. Von denen heutigen Medi-
cis
aber verwerffen einige faſt allen Gebrauch
der Medicamenten bey dergleichen Curen. Al-
ſo faͤllet der menſchliche Verſtand oͤffters von
einem Extremo auf das andere.

§. 55.

Es wuͤrde zwar hier zu weitlaͤufftig
ſeyn, wenn man gegen alle Arten der Kranckhei-
ten, welche wir zu Ende des vorigen Capitels ge-
nennet haben, beſondere Medicamenten anfuͤh-
ren wolte, iſt auch gar nicht allemahl noͤthig;
Indeſſen geben wir denen Practicis zu beden-
cken, und ſtellen es eines ieden Erfahrung an-
heim, was dann und wann zum Exempel in de-
nen Bruſt-Beſchwerungen und alten ſchlei-
michten Huſten durch gute balſamiſche Pecto-
ralia
mit Stomachicis vermiſchet. In Schwulſt
und Anfang der Waſſerſucht durch diuretiſche
Tincturen, reſolvirende Salia und bittere Ex-
tracta;
In Reliquiis Luis venereæ, Gonorr-
hœa, Fluore albo &c.
mit heilenden balſami-
ſchen Eſſenzen und Pillen; In kalten Wechſel-
Fiebern durch gute Digeſtiva und Antifebrilia
ante Paroxyſmum;
In Morbis convulſivis
durch Antiſpaſmodica; In Mania per Nitro-
ſa &c.
die Brunnen-Cur vor ſichere und nach-
druͤckliche Beyhuͤlffe haben koͤnne. Wenn zu-
weilen dergleichen Mittel vorher gar nicht helf-
fen noch anſchlagen wollen, ſo geſchiehet ſolches
waͤhrender Brunnen-Cur unter den vielen all-

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0246" n="226"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Cap. VI.</hi> Art und Wei&#x017F;e</fw><lb/><hi rendition="#aq">Materiæ medicæ</hi> durchgehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wol er-<lb/>
&#x017F;chrecken mo&#x0364;chte. Von denen heutigen <hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
cis</hi> aber verwerffen einige fa&#x017F;t allen Gebrauch<lb/>
der <hi rendition="#aq">Medicament</hi>en bey dergleichen Curen. Al-<lb/>
&#x017F;o fa&#x0364;llet der men&#x017F;chliche Ver&#x017F;tand o&#x0364;ffters von<lb/>
einem <hi rendition="#aq">Extremo</hi> auf das andere.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 55.</head>
          <p>Es wu&#x0364;rde zwar hier zu weitla&#x0364;ufftig<lb/>
&#x017F;eyn, wenn man gegen alle Arten der Kranckhei-<lb/>
ten, welche wir zu Ende des vorigen Capitels ge-<lb/>
nennet haben, be&#x017F;ondere <hi rendition="#aq">Medicament</hi>en anfu&#x0364;h-<lb/>
ren wolte, i&#x017F;t auch gar nicht allemahl no&#x0364;thig;<lb/>
Inde&#x017F;&#x017F;en geben wir denen <hi rendition="#aq">Practicis</hi> zu beden-<lb/>
cken, und &#x017F;tellen es eines ieden Erfahrung an-<lb/>
heim, was dann und wann zum Exempel in de-<lb/>
nen Bru&#x017F;t-Be&#x017F;chwerungen und alten &#x017F;chlei-<lb/>
michten Hu&#x017F;ten durch gute bal&#x017F;ami&#x017F;che <hi rendition="#aq">Pecto-<lb/>
ralia</hi> mit <hi rendition="#aq">Stomachicis</hi> vermi&#x017F;chet. In Schwul&#x017F;t<lb/>
und Anfang der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht durch <hi rendition="#aq">diureti</hi>&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">Tinctur</hi>en, <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>rende <hi rendition="#aq">Salia</hi> und bittere <hi rendition="#aq">Ex-<lb/>
tracta;</hi> In <hi rendition="#aq">Reliquiis Luis venereæ, Gonorr-<lb/>
h&#x0153;a, Fluore albo &amp;c.</hi> mit heilenden bal&#x017F;ami-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;enz</hi>en und Pillen; In kalten Wech&#x017F;el-<lb/>
Fiebern durch gute <hi rendition="#aq">Dige&#x017F;tiva</hi> und <hi rendition="#aq">Antifebrilia<lb/>
ante Paroxy&#x017F;mum;</hi> In <hi rendition="#aq">Morbis convul&#x017F;ivis</hi><lb/>
durch <hi rendition="#aq">Anti&#x017F;pa&#x017F;modica;</hi> In <hi rendition="#aq">Mania per Nitro-<lb/>
&#x017F;a &amp;c.</hi> die Brunnen-Cur vor &#x017F;ichere und nach-<lb/>
dru&#x0364;ckliche Beyhu&#x0364;lffe haben ko&#x0364;nne. Wenn zu-<lb/>
weilen dergleichen Mittel vorher gar nicht helf-<lb/>
fen noch an&#x017F;chlagen wollen, &#x017F;o ge&#x017F;chiehet &#x017F;olches<lb/>
wa&#x0364;hrender Brunnen-Cur unter den vielen all-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0246] Cap. VI. Art und Weiſe Materiæ medicæ durchgehen muͤſſen, wol er- ſchrecken moͤchte. Von denen heutigen Medi- cis aber verwerffen einige faſt allen Gebrauch der Medicamenten bey dergleichen Curen. Al- ſo faͤllet der menſchliche Verſtand oͤffters von einem Extremo auf das andere. §. 55. Es wuͤrde zwar hier zu weitlaͤufftig ſeyn, wenn man gegen alle Arten der Kranckhei- ten, welche wir zu Ende des vorigen Capitels ge- nennet haben, beſondere Medicamenten anfuͤh- ren wolte, iſt auch gar nicht allemahl noͤthig; Indeſſen geben wir denen Practicis zu beden- cken, und ſtellen es eines ieden Erfahrung an- heim, was dann und wann zum Exempel in de- nen Bruſt-Beſchwerungen und alten ſchlei- michten Huſten durch gute balſamiſche Pecto- ralia mit Stomachicis vermiſchet. In Schwulſt und Anfang der Waſſerſucht durch diuretiſche Tincturen, reſolvirende Salia und bittere Ex- tracta; In Reliquiis Luis venereæ, Gonorr- hœa, Fluore albo &c. mit heilenden balſami- ſchen Eſſenzen und Pillen; In kalten Wechſel- Fiebern durch gute Digeſtiva und Antifebrilia ante Paroxyſmum; In Morbis convulſivis durch Antiſpaſmodica; In Mania per Nitro- ſa &c. die Brunnen-Cur vor ſichere und nach- druͤckliche Beyhuͤlffe haben koͤnne. Wenn zu- weilen dergleichen Mittel vorher gar nicht helf- fen noch anſchlagen wollen, ſo geſchiehet ſolches waͤhrender Brunnen-Cur unter den vielen all- ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/246
Zitationshilfe: Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/246>, abgerufen am 23.11.2024.