brauch von Purganzen mache, denn das Kindbettfieber werde erzeugt durch die Unreinlichkeiten der ersten Wege; bei Eröffnung seiner Klinik nach den grossen Ferien im Oc- tober hielt er regelmässig alljährlich eine geharnischte Phi- lippika gegen Wien und behauptete, die grosse Sterblichkeit im Gebärhause zu Wien sei nur der Vernachlässigung der Purganzen zuzuschreiben.
Sobald aber die Medicin auch in Pest die anatomische Richtung annahm, hatten die Purganzen die prophylactische Macht verloren, und das Pester medicinische Professorencol- legium hat zu einer Zeit, wo ich noch nicht die Ehre hatte, ein Mitglied desselben zu sein, es officiell ausgesprochen, dass die geburtshilfliche Klinik zu Pest wegen Ueberhandnahme des Kindbettfiebers selbst während des Schuljahres wiederholt gesperrt werden musste.
Zahlen kann ich für diese Angaben nicht geben, weil die Protocolle während der Revolution verloren gingen. Der Um- stand, dass ich in der Stadt lebe, über welche ich das be- richte, ist Bürge genug für deren Richtigkeit.
Dass die grosse Sterblichkeit in den Gebärhäusern nicht durch atmosphärische Einflüsse bedingt ist, sondern durch einen zersetzten Stoff, welcher den Individuen von aussen re- gelmässig eingebracht wird, geht daraus hervor, dass, wenn sich die Verhältnisse eines Gebärhauses derart ändern, dass dieses Einbringen eines zersetzten Stoffes von aussen nicht mehr in dieser Ausdehnung geschehen kann, sich auch die Sterblichkeit mindert. Hieher gehört die zweite Gebärklinik, welche zur Zeit, als selbe Aerzten und Hebammen zum Un- terrichte diente, eine grössere Sterblichkeit hatte, als seit der Zeit ihrer ausschliesslichen Verwendung zum Unterrichte für Hebammen.
Wenn aber durch die veränderten Verhältnisse das Ein- bringen des zersetzten Stoffes von aussen gänzlich aufhörte, hörte auch das epidemische Kindbettfieber auf wiederzukeh- ren; hierher gehört das Gebärhaus zu St. Rochus in Pest,
brauch von Purganzen mache, denn das Kindbettfieber werde erzeugt durch die Unreinlichkeiten der ersten Wege; bei Eröffnung seiner Klinik nach den grossen Ferien im Oc- tober hielt er regelmässig alljährlich eine geharnischte Phi- lippika gegen Wien und behauptete, die grosse Sterblichkeit im Gebärhause zu Wien sei nur der Vernachlässigung der Purganzen zuzuschreiben.
Sobald aber die Medicin auch in Pest die anatomische Richtung annahm, hatten die Purganzen die prophylactische Macht verloren, und das Pester medicinische Professorencol- legium hat zu einer Zeit, wo ich noch nicht die Ehre hatte, ein Mitglied desselben zu sein, es officiell ausgesprochen, dass die geburtshilfliche Klinik zu Pest wegen Ueberhandnahme des Kindbettfiebers selbst während des Schuljahres wiederholt gesperrt werden musste.
Zahlen kann ich für diese Angaben nicht geben, weil die Protocolle während der Revolution verloren gingen. Der Um- stand, dass ich in der Stadt lebe, über welche ich das be- richte, ist Bürge genug für deren Richtigkeit.
Dass die grosse Sterblichkeit in den Gebärhäusern nicht durch atmosphärische Einflüsse bedingt ist, sondern durch einen zersetzten Stoff, welcher den Individuen von aussen re- gelmässig eingebracht wird, geht daraus hervor, dass, wenn sich die Verhältnisse eines Gebärhauses derart ändern, dass dieses Einbringen eines zersetzten Stoffes von aussen nicht mehr in dieser Ausdehnung geschehen kann, sich auch die Sterblichkeit mindert. Hieher gehört die zweite Gebärklinik, welche zur Zeit, als selbe Aerzten und Hebammen zum Un- terrichte diente, eine grössere Sterblichkeit hatte, als seit der Zeit ihrer ausschliesslichen Verwendung zum Unterrichte für Hebammen.
Wenn aber durch die veränderten Verhältnisse das Ein- bringen des zersetzten Stoffes von aussen gänzlich aufhörte, hörte auch das epidemische Kindbettfieber auf wiederzukeh- ren; hierher gehört das Gebärhaus zu St. Rochus in Pest,
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brauch von Purganzen mache, denn das Kindbettfieber
werde erzeugt durch die Unreinlichkeiten der ersten Wege;
bei Eröffnung seiner Klinik nach den grossen Ferien im Oc-
tober hielt er regelmässig alljährlich eine geharnischte Phi-
lippika gegen Wien und behauptete, die grosse Sterblichkeit
im Gebärhause zu Wien sei nur der Vernachlässigung der
Purganzen zuzuschreiben.
Sobald aber die Medicin auch in Pest die anatomische
Richtung annahm, hatten die Purganzen die prophylactische
Macht verloren, und das Pester medicinische Professorencol-
legium hat zu einer Zeit, wo ich noch nicht die Ehre hatte,
ein Mitglied desselben zu sein, es officiell ausgesprochen, dass
die geburtshilfliche Klinik zu Pest wegen Ueberhandnahme
des Kindbettfiebers selbst während des Schuljahres wiederholt
gesperrt werden musste.
Zahlen kann ich für diese Angaben nicht geben, weil die
Protocolle während der Revolution verloren gingen. Der Um-
stand, dass ich in der Stadt lebe, über welche ich das be-
richte, ist Bürge genug für deren Richtigkeit.
Dass die grosse Sterblichkeit in den Gebärhäusern nicht
durch atmosphärische Einflüsse bedingt ist, sondern durch
einen zersetzten Stoff, welcher den Individuen von aussen re-
gelmässig eingebracht wird, geht daraus hervor, dass, wenn
sich die Verhältnisse eines Gebärhauses derart ändern, dass
dieses Einbringen eines zersetzten Stoffes von aussen nicht
mehr in dieser Ausdehnung geschehen kann, sich auch die
Sterblichkeit mindert. Hieher gehört die zweite Gebärklinik,
welche zur Zeit, als selbe Aerzten und Hebammen zum Un-
terrichte diente, eine grössere Sterblichkeit hatte, als seit der
Zeit ihrer ausschliesslichen Verwendung zum Unterrichte für
Hebammen.
Wenn aber durch die veränderten Verhältnisse das Ein-
bringen des zersetzten Stoffes von aussen gänzlich aufhörte,
hörte auch das epidemische Kindbettfieber auf wiederzukeh-
ren; hierher gehört das Gebärhaus zu St. Rochus in Pest,
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/149>, abgerufen am 21.11.2024.
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