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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Hebamme stattgefunden habe, will aber hierbei noch zweier
Fälle erwähnen, die nach seiner Ansicht beweisen, dass die
Krankheit unmittelbar von einer Kranken auf die andere
übertragen wurde. Ein Arzt führte bei einem armen, am
Puerperalfieber leidenden Weibe den Catheter ein, und wurde
noch in derselben Nacht zu einer Frau gerufen, um ihr Bei-
stand bei ihrer Geburt zu leisten. "Am Morgen des zweiten
Tages darauf bekam die Frau Schüttelfrost und die übrigen
Zeichen der beginnenden Krankheit." -- Ein anderer Arzt
wurde während einer Leichenöffnung an einer am Kindbett-
fieber Verstorbenen zu einer Geburt geholt -- 48 Stunden
darauf ergriff dieselbe Krankheit auch diese Frau.

"Churchill *) berichtet uns, dass Campbell in Edinburg
anfangs nicht an die Contagiösität der Krankheit geglaubt,
später aber seine Ansicht geändert, und in einem Briefe an
L. Lee die nachfolgenden Beispiele erzählt habe.

"Er secirte im October 1821 eine nach Abortus am Puer-
peralfieber verstorbene Frau; er steckte hierauf die Ge-
schlechtstheile in den Sack und nahm sie zu einer Vorlesung
mit. An demselben Abende war er in denselben Kleidern bei
der Geburt einer Frau zugegen, die bald darauf starb.

"Am nächsten Morgen hatte Churchill eine Zangenope-
ration vorzunehmen, ohne dass er seine Kleidung geändert
hätte. Ueberdies erkrankten in den nächsten Wochen noch
viele der von ihm gepflegten Wöchnerinnen, drei derselben
starben. -- Im Juni 1823 half er mehreren seiner Schüler bei
der Section einer Frau, die am Puerperalfieber gestorben
war. In der von Allem entblössten ärmlichen Wohnung konnte
er seine Hände nicht mit der nöthigen Sorgfalt waschen, und
ging nach Hause. Daselbst angelangt, fand er die Nachricht,
dass zwei Gebärende seine Hilfe begehrten; ohne weitere Wa-
schungen vorzunehmen und ohne die Kleider zu wechseln,
eilte er diese Frauen aufzusuchen, beide wurden von der

*) On the Diseases of Women by Fleetwood Churchill, 3. edit. Dublin 1850.

Hebamme stattgefunden habe, will aber hierbei noch zweier
Fälle erwähnen, die nach seiner Ansicht beweisen, dass die
Krankheit unmittelbar von einer Kranken auf die andere
übertragen wurde. Ein Arzt führte bei einem armen, am
Puerperalfieber leidenden Weibe den Catheter ein, und wurde
noch in derselben Nacht zu einer Frau gerufen, um ihr Bei-
stand bei ihrer Geburt zu leisten. »Am Morgen des zweiten
Tages darauf bekam die Frau Schüttelfrost und die übrigen
Zeichen der beginnenden Krankheit.« — Ein anderer Arzt
wurde während einer Leichenöffnung an einer am Kindbett-
fieber Verstorbenen zu einer Geburt geholt — 48 Stunden
darauf ergriff dieselbe Krankheit auch diese Frau.

»Churchill *) berichtet uns, dass Campbell in Edinburg
anfangs nicht an die Contagiösität der Krankheit geglaubt,
später aber seine Ansicht geändert, und in einem Briefe an
L. Lee die nachfolgenden Beispiele erzählt habe.

»Er secirte im October 1821 eine nach Abortus am Puer-
peralfieber verstorbene Frau; er steckte hierauf die Ge-
schlechtstheile in den Sack und nahm sie zu einer Vorlesung
mit. An demselben Abende war er in denselben Kleidern bei
der Geburt einer Frau zugegen, die bald darauf starb.

»Am nächsten Morgen hatte Churchill eine Zangenope-
ration vorzunehmen, ohne dass er seine Kleidung geändert
hätte. Ueberdies erkrankten in den nächsten Wochen noch
viele der von ihm gepflegten Wöchnerinnen, drei derselben
starben. — Im Juni 1823 half er mehreren seiner Schüler bei
der Section einer Frau, die am Puerperalfieber gestorben
war. In der von Allem entblössten ärmlichen Wohnung konnte
er seine Hände nicht mit der nöthigen Sorgfalt waschen, und
ging nach Hause. Daselbst angelangt, fand er die Nachricht,
dass zwei Gebärende seine Hilfe begehrten; ohne weitere Wa-
schungen vorzunehmen und ohne die Kleider zu wechseln,
eilte er diese Frauen aufzusuchen, beide wurden von der

*) On the Diseases of Women by Fleetwood Churchill, 3. edit. Dublin 1850.
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[190/0202] Hebamme stattgefunden habe, will aber hierbei noch zweier Fälle erwähnen, die nach seiner Ansicht beweisen, dass die Krankheit unmittelbar von einer Kranken auf die andere übertragen wurde. Ein Arzt führte bei einem armen, am Puerperalfieber leidenden Weibe den Catheter ein, und wurde noch in derselben Nacht zu einer Frau gerufen, um ihr Bei- stand bei ihrer Geburt zu leisten. »Am Morgen des zweiten Tages darauf bekam die Frau Schüttelfrost und die übrigen Zeichen der beginnenden Krankheit.« — Ein anderer Arzt wurde während einer Leichenöffnung an einer am Kindbett- fieber Verstorbenen zu einer Geburt geholt — 48 Stunden darauf ergriff dieselbe Krankheit auch diese Frau. »Churchill *) berichtet uns, dass Campbell in Edinburg anfangs nicht an die Contagiösität der Krankheit geglaubt, später aber seine Ansicht geändert, und in einem Briefe an L. Lee die nachfolgenden Beispiele erzählt habe. »Er secirte im October 1821 eine nach Abortus am Puer- peralfieber verstorbene Frau; er steckte hierauf die Ge- schlechtstheile in den Sack und nahm sie zu einer Vorlesung mit. An demselben Abende war er in denselben Kleidern bei der Geburt einer Frau zugegen, die bald darauf starb. »Am nächsten Morgen hatte Churchill eine Zangenope- ration vorzunehmen, ohne dass er seine Kleidung geändert hätte. Ueberdies erkrankten in den nächsten Wochen noch viele der von ihm gepflegten Wöchnerinnen, drei derselben starben. — Im Juni 1823 half er mehreren seiner Schüler bei der Section einer Frau, die am Puerperalfieber gestorben war. In der von Allem entblössten ärmlichen Wohnung konnte er seine Hände nicht mit der nöthigen Sorgfalt waschen, und ging nach Hause. Daselbst angelangt, fand er die Nachricht, dass zwei Gebärende seine Hilfe begehrten; ohne weitere Wa- schungen vorzunehmen und ohne die Kleider zu wechseln, eilte er diese Frauen aufzusuchen, beide wurden von der *) On the Diseases of Women by Fleetwood Churchill, 3. edit. Dublin 1850.

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/202>, abgerufen am 21.11.2024.