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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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und dieses durch die bisher übliche Reinigung mit Seifen-
wasser nicht mit vollkommener Sicherheit hintangehalten
wurde, liess er im Mai d. J. 1847 mit Zustimmung Professor
Klein's jeden die Gebäranstalt betretenden Arzt und Schüler
vor jeder ersten Untersuchung einer Gebärenden oder Wöch-
nerin die Hände sorgfältig mit Chlorkalk-Lösung reinigen,
und diese Reinigung nach jeder Untersuchung einer nur im
geringsten Grade kranken Wöchnerin wiederholen. Die con-
sequente Durchführung dieser Massregel hatte schon in den
ersten Monaten überraschende Erfolge.

Die Zahl der Todesfälle verminderte sich bereits im
Jahre 1847 bei fast gleicher Anzahl der Geburten um 283,
und sank von 11.4 % auf 5.04 %; im Verlauf vom Jahre 1848
aber, wo diese Reinigung durch alle Monate beharrlich und
methodisch fortgesetzt wurde, stellte sich das Sterblichkeits-
Verhältniss dem auf der II. Gebärklinik gleich, ja zufällig
noch um 0.1 % günstiger.

Seit der verminderten Erkrankung und Sterblichkeit der
Mütter ist auch für die Lebenserhaltung der Neugebornen
entsprechender gesorgt worden, und auch hier nahm die
Sterblichkeit in merkbarem Grade ab *).

Die überzeugenden Beweise für die Richtigkeit dieser
Schlussfolge kann der Leser aus einem vergleichenden Blicke
der nachfolgenden Tabelle schöpfen, in welcher die Geburts-
und Todesfälle der drei Abtheilungen des Gebärhauses in den
letzten zehn Jahren neben einander gestellt sind, und über-
dies bemerkt werden muss, dass die Sterblichkeit nur eine
approximativ richtige ist, indem bei überhandnehmenden
Puerperal-Epidemien an der I. Gebärklinik aus Sanitäts- und
Humanitäts-Rücksichten eine nicht unbedeutende Anzahl
erkrankter Wöchnerinnen aus dem Gebärhause auf einzelne

*) Die Sterblichkeit der Neugebornen verminderte sich, weil selbe von
ihren Müttern die Blutentmischung nicht mehr mitgetheilt er-
hielten.

und dieses durch die bisher übliche Reinigung mit Seifen-
wasser nicht mit vollkommener Sicherheit hintangehalten
wurde, liess er im Mai d. J. 1847 mit Zustimmung Professor
Klein’s jeden die Gebäranstalt betretenden Arzt und Schüler
vor jeder ersten Untersuchung einer Gebärenden oder Wöch-
nerin die Hände sorgfältig mit Chlorkalk-Lösung reinigen,
und diese Reinigung nach jeder Untersuchung einer nur im
geringsten Grade kranken Wöchnerin wiederholen. Die con-
sequente Durchführung dieser Massregel hatte schon in den
ersten Monaten überraschende Erfolge.

Die Zahl der Todesfälle verminderte sich bereits im
Jahre 1847 bei fast gleicher Anzahl der Geburten um 283,
und sank von 11.4 % auf 5.04 %; im Verlauf vom Jahre 1848
aber, wo diese Reinigung durch alle Monate beharrlich und
methodisch fortgesetzt wurde, stellte sich das Sterblichkeits-
Verhältniss dem auf der II. Gebärklinik gleich, ja zufällig
noch um 0.1 % günstiger.

Seit der verminderten Erkrankung und Sterblichkeit der
Mütter ist auch für die Lebenserhaltung der Neugebornen
entsprechender gesorgt worden, und auch hier nahm die
Sterblichkeit in merkbarem Grade ab *).

Die überzeugenden Beweise für die Richtigkeit dieser
Schlussfolge kann der Leser aus einem vergleichenden Blicke
der nachfolgenden Tabelle schöpfen, in welcher die Geburts-
und Todesfälle der drei Abtheilungen des Gebärhauses in den
letzten zehn Jahren neben einander gestellt sind, und über-
dies bemerkt werden muss, dass die Sterblichkeit nur eine
approximativ richtige ist, indem bei überhandnehmenden
Puerperal-Epidemien an der I. Gebärklinik aus Sanitäts- und
Humanitäts-Rücksichten eine nicht unbedeutende Anzahl
erkrankter Wöchnerinnen aus dem Gebärhause auf einzelne

*) Die Sterblichkeit der Neugebornen verminderte sich, weil selbe von
ihren Müttern die Blutentmischung nicht mehr mitgetheilt er-
hielten.
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[281/0293] und dieses durch die bisher übliche Reinigung mit Seifen- wasser nicht mit vollkommener Sicherheit hintangehalten wurde, liess er im Mai d. J. 1847 mit Zustimmung Professor Klein’s jeden die Gebäranstalt betretenden Arzt und Schüler vor jeder ersten Untersuchung einer Gebärenden oder Wöch- nerin die Hände sorgfältig mit Chlorkalk-Lösung reinigen, und diese Reinigung nach jeder Untersuchung einer nur im geringsten Grade kranken Wöchnerin wiederholen. Die con- sequente Durchführung dieser Massregel hatte schon in den ersten Monaten überraschende Erfolge. Die Zahl der Todesfälle verminderte sich bereits im Jahre 1847 bei fast gleicher Anzahl der Geburten um 283, und sank von 11.4 % auf 5.04 %; im Verlauf vom Jahre 1848 aber, wo diese Reinigung durch alle Monate beharrlich und methodisch fortgesetzt wurde, stellte sich das Sterblichkeits- Verhältniss dem auf der II. Gebärklinik gleich, ja zufällig noch um 0.1 % günstiger. Seit der verminderten Erkrankung und Sterblichkeit der Mütter ist auch für die Lebenserhaltung der Neugebornen entsprechender gesorgt worden, und auch hier nahm die Sterblichkeit in merkbarem Grade ab *). Die überzeugenden Beweise für die Richtigkeit dieser Schlussfolge kann der Leser aus einem vergleichenden Blicke der nachfolgenden Tabelle schöpfen, in welcher die Geburts- und Todesfälle der drei Abtheilungen des Gebärhauses in den letzten zehn Jahren neben einander gestellt sind, und über- dies bemerkt werden muss, dass die Sterblichkeit nur eine approximativ richtige ist, indem bei überhandnehmenden Puerperal-Epidemien an der I. Gebärklinik aus Sanitäts- und Humanitäts-Rücksichten eine nicht unbedeutende Anzahl erkrankter Wöchnerinnen aus dem Gebärhause auf einzelne *) Die Sterblichkeit der Neugebornen verminderte sich, weil selbe von ihren Müttern die Blutentmischung nicht mehr mitgetheilt er- hielten.

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/293>, abgerufen am 22.11.2024.