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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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bettfiebers hält, wir stimmen aber nicht überein mit der An-
sicht, wie er das Puerperalfieber bei verzögerten Geburten
entstehen lässt.

Vor allem muss unterschieden werden, ob sich die Er-
öffnungs- oder ob sich die Austreibungsperiode verzögert.

Verzögert sich die Eröffnungsperiode, so bleibt der Ver-
zögerung entsprechend die innere resorbirende Fläche der
Gebärmutter längere Zeit zugängig, und es ist begreiflich,
dass ein solches Individuum der Gefahr einer Infection von
aussen mehr ausgesetzt ist, als ein anderes, dessen resorbi-
rende innere Fläche des Uterus wegen raschem Verlauf der
Eröffnungsperiode nur kurze Zeit zugängig ist.

Verzögert sich die Geburt nach geschehener Infection
noch so lange, dass die secundäre Blutentmischung früher
eintritt, als die Trennung des Kindes von der Mutter durch
die Geburt, so participirt das Kind von der Infection (siehe
Seite 39--43, Zeile 22 und Seite 66--69, Zeile 3).

Verzögert sich aber die Austreibungsperiode, so kann
zwar keine Infection von aussen geschehen, weil der vorlie-
gende Kindestheil die innere resorbirende Fläche des Uterus
unzugängig macht, aber die verzögerte Austreibungsperiode
kann zur Entstehung des Kindbettfiebers durch Selbstinfec-
tion dadurch Veranlassung geben, dass durch den längere
Zeit dauernden Druck theilweises Necrosiren der zerquetsch-
ten Weichtheile eintritt, und hiemit ist der zersetzte Stoff
gegeben, welcher, wenn resorbirt, das Puerperalfieber her-
vorbringt.

Eine auf diese Weise erkrankte Mutter kann ihr Kind
nicht inficiren, weil das Kind durch die Geburt früher von
der Mutter getrennt wird, als bei der Mutter die secundäre
Blutentmischung eintritt.

Die Erzeugung des zersetzten Stoffes kann unter solchen
Verhältnissen auch dadurch unterstützt werden, dass bei sol-
chen Fällen noch eine oder die andere operative Hilfeleistung
nothwendig wird.

bettfiebers hält, wir stimmen aber nicht überein mit der An-
sicht, wie er das Puerperalfieber bei verzögerten Geburten
entstehen lässt.

Vor allem muss unterschieden werden, ob sich die Er-
öffnungs- oder ob sich die Austreibungsperiode verzögert.

Verzögert sich die Eröffnungsperiode, so bleibt der Ver-
zögerung entsprechend die innere resorbirende Fläche der
Gebärmutter längere Zeit zugängig, und es ist begreiflich,
dass ein solches Individuum der Gefahr einer Infection von
aussen mehr ausgesetzt ist, als ein anderes, dessen resorbi-
rende innere Fläche des Uterus wegen raschem Verlauf der
Eröffnungsperiode nur kurze Zeit zugängig ist.

Verzögert sich die Geburt nach geschehener Infection
noch so lange, dass die secundäre Blutentmischung früher
eintritt, als die Trennung des Kindes von der Mutter durch
die Geburt, so participirt das Kind von der Infection (siehe
Seite 39—43, Zeile 22 und Seite 66—69, Zeile 3).

Verzögert sich aber die Austreibungsperiode, so kann
zwar keine Infection von aussen geschehen, weil der vorlie-
gende Kindestheil die innere resorbirende Fläche des Uterus
unzugängig macht, aber die verzögerte Austreibungsperiode
kann zur Entstehung des Kindbettfiebers durch Selbstinfec-
tion dadurch Veranlassung geben, dass durch den längere
Zeit dauernden Druck theilweises Necrosiren der zerquetsch-
ten Weichtheile eintritt, und hiemit ist der zersetzte Stoff
gegeben, welcher, wenn resorbirt, das Puerperalfieber her-
vorbringt.

Eine auf diese Weise erkrankte Mutter kann ihr Kind
nicht inficiren, weil das Kind durch die Geburt früher von
der Mutter getrennt wird, als bei der Mutter die secundäre
Blutentmischung eintritt.

Die Erzeugung des zersetzten Stoffes kann unter solchen
Verhältnissen auch dadurch unterstützt werden, dass bei sol-
chen Fällen noch eine oder die andere operative Hilfeleistung
nothwendig wird.

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[372/0384] bettfiebers hält, wir stimmen aber nicht überein mit der An- sicht, wie er das Puerperalfieber bei verzögerten Geburten entstehen lässt. Vor allem muss unterschieden werden, ob sich die Er- öffnungs- oder ob sich die Austreibungsperiode verzögert. Verzögert sich die Eröffnungsperiode, so bleibt der Ver- zögerung entsprechend die innere resorbirende Fläche der Gebärmutter längere Zeit zugängig, und es ist begreiflich, dass ein solches Individuum der Gefahr einer Infection von aussen mehr ausgesetzt ist, als ein anderes, dessen resorbi- rende innere Fläche des Uterus wegen raschem Verlauf der Eröffnungsperiode nur kurze Zeit zugängig ist. Verzögert sich die Geburt nach geschehener Infection noch so lange, dass die secundäre Blutentmischung früher eintritt, als die Trennung des Kindes von der Mutter durch die Geburt, so participirt das Kind von der Infection (siehe Seite 39—43, Zeile 22 und Seite 66—69, Zeile 3). Verzögert sich aber die Austreibungsperiode, so kann zwar keine Infection von aussen geschehen, weil der vorlie- gende Kindestheil die innere resorbirende Fläche des Uterus unzugängig macht, aber die verzögerte Austreibungsperiode kann zur Entstehung des Kindbettfiebers durch Selbstinfec- tion dadurch Veranlassung geben, dass durch den längere Zeit dauernden Druck theilweises Necrosiren der zerquetsch- ten Weichtheile eintritt, und hiemit ist der zersetzte Stoff gegeben, welcher, wenn resorbirt, das Puerperalfieber her- vorbringt. Eine auf diese Weise erkrankte Mutter kann ihr Kind nicht inficiren, weil das Kind durch die Geburt früher von der Mutter getrennt wird, als bei der Mutter die secundäre Blutentmischung eintritt. Die Erzeugung des zersetzten Stoffes kann unter solchen Verhältnissen auch dadurch unterstützt werden, dass bei sol- chen Fällen noch eine oder die andere operative Hilfeleistung nothwendig wird.

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/384>, abgerufen am 22.11.2024.