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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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das Blut wirken würde, dass das Puerperalfieber auf das mitt-
lere Europa beschränkt geblieben wäre, endlich hätte bei der
Häufigkeit des Vorkommens verzögerter Geburten zu allen
Zeiten die Geschichte des Puerperalfiebers nicht nachweisen
können, wenn das Nervensystem und nicht der zersetzte Stoff
auf das Blut wirken würde, dass das Puerperalfieber in der
Häufigkeit, wie wir selbes gegenwärtig beobachten, erst seit
dem siebenzehnten Jahrhundert vorkomme.

Aller Orten und zu allen Zeiten ist das Kindbettfieber
in seltenen Fällen durch Selbstinfection in Folge verzögerter
Austreibungsperiode entstanden; aber in unbeschränkter An-
zahl werden die Individuen in Folge verzögerter Eröffnungs-
periode nur im mittleren Europa und erst seit dem siebenzehn-
ten Jahrhunderte von aussen inficirt.

Wenn Scanzoni die traumatische Reizung in Anschlag
bringt, welche mit einer verzögerten Austreibungsperiode
und mit operativen Hilfeleistungen verbunden ist, so stimmen
wir mit ihm überein, glauben aber nicht, dass diese Um-
stände zuerst eine örtliche Entzündung hervorrufen, und dass
dann das Puerperalfieber dadurch entstehe, dass die Producte
der örtlichen Entzündung durch Resorption das Blut entmi-
schen. Diese Umstände erzeugen das Puerperalfieber dadurch,
dass in ihrem Gefolge ein zersetzter Stoff entsteht, welcher
resorbirt wird, das Blut entmischt, und als drittes entstehen
erst die Entzündungsproducte.

Auch darin stimmen wir mit Scanzoni überein, dass der
verzögerte Geburtsverlauf auch manchmal Folge des schon
vorhandenen Puerperalfiebers sein könne, denn geschieht die
Blutentmischung in Folge des resorbirten zersetzten Stoffes
schon von der Ausschliessung des Kindes, so wirkt das so
entmischte Blut paralysirend auf den Uterus, und dem entspre-
chend muss sich die Geburt verzögern.

Durch Gemüthsaffecte wird den Individuen weder ein
zersetzter Stoff von aussen eingebracht, noch entsteht in
Folge von Gemüthsaffecten ein zersetzter Stoff in den Indivi-

das Blut wirken würde, dass das Puerperalfieber auf das mitt-
lere Europa beschränkt geblieben wäre, endlich hätte bei der
Häufigkeit des Vorkommens verzögerter Geburten zu allen
Zeiten die Geschichte des Puerperalfiebers nicht nachweisen
können, wenn das Nervensystem und nicht der zersetzte Stoff
auf das Blut wirken würde, dass das Puerperalfieber in der
Häufigkeit, wie wir selbes gegenwärtig beobachten, erst seit
dem siebenzehnten Jahrhundert vorkomme.

Aller Orten und zu allen Zeiten ist das Kindbettfieber
in seltenen Fällen durch Selbstinfection in Folge verzögerter
Austreibungsperiode entstanden; aber in unbeschränkter An-
zahl werden die Individuen in Folge verzögerter Eröffnungs-
periode nur im mittleren Europa und erst seit dem siebenzehn-
ten Jahrhunderte von aussen inficirt.

Wenn Scanzoni die traumatische Reizung in Anschlag
bringt, welche mit einer verzögerten Austreibungsperiode
und mit operativen Hilfeleistungen verbunden ist, so stimmen
wir mit ihm überein, glauben aber nicht, dass diese Um-
stände zuerst eine örtliche Entzündung hervorrufen, und dass
dann das Puerperalfieber dadurch entstehe, dass die Producte
der örtlichen Entzündung durch Resorption das Blut entmi-
schen. Diese Umstände erzeugen das Puerperalfieber dadurch,
dass in ihrem Gefolge ein zersetzter Stoff entsteht, welcher
resorbirt wird, das Blut entmischt, und als drittes entstehen
erst die Entzündungsproducte.

Auch darin stimmen wir mit Scanzoni überein, dass der
verzögerte Geburtsverlauf auch manchmal Folge des schon
vorhandenen Puerperalfiebers sein könne, denn geschieht die
Blutentmischung in Folge des resorbirten zersetzten Stoffes
schon von der Ausschliessung des Kindes, so wirkt das so
entmischte Blut paralysirend auf den Uterus, und dem entspre-
chend muss sich die Geburt verzögern.

Durch Gemüthsaffecte wird den Individuen weder ein
zersetzter Stoff von aussen eingebracht, noch entsteht in
Folge von Gemüthsaffecten ein zersetzter Stoff in den Indivi-

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[374/0386] das Blut wirken würde, dass das Puerperalfieber auf das mitt- lere Europa beschränkt geblieben wäre, endlich hätte bei der Häufigkeit des Vorkommens verzögerter Geburten zu allen Zeiten die Geschichte des Puerperalfiebers nicht nachweisen können, wenn das Nervensystem und nicht der zersetzte Stoff auf das Blut wirken würde, dass das Puerperalfieber in der Häufigkeit, wie wir selbes gegenwärtig beobachten, erst seit dem siebenzehnten Jahrhundert vorkomme. Aller Orten und zu allen Zeiten ist das Kindbettfieber in seltenen Fällen durch Selbstinfection in Folge verzögerter Austreibungsperiode entstanden; aber in unbeschränkter An- zahl werden die Individuen in Folge verzögerter Eröffnungs- periode nur im mittleren Europa und erst seit dem siebenzehn- ten Jahrhunderte von aussen inficirt. Wenn Scanzoni die traumatische Reizung in Anschlag bringt, welche mit einer verzögerten Austreibungsperiode und mit operativen Hilfeleistungen verbunden ist, so stimmen wir mit ihm überein, glauben aber nicht, dass diese Um- stände zuerst eine örtliche Entzündung hervorrufen, und dass dann das Puerperalfieber dadurch entstehe, dass die Producte der örtlichen Entzündung durch Resorption das Blut entmi- schen. Diese Umstände erzeugen das Puerperalfieber dadurch, dass in ihrem Gefolge ein zersetzter Stoff entsteht, welcher resorbirt wird, das Blut entmischt, und als drittes entstehen erst die Entzündungsproducte. Auch darin stimmen wir mit Scanzoni überein, dass der verzögerte Geburtsverlauf auch manchmal Folge des schon vorhandenen Puerperalfiebers sein könne, denn geschieht die Blutentmischung in Folge des resorbirten zersetzten Stoffes schon von der Ausschliessung des Kindes, so wirkt das so entmischte Blut paralysirend auf den Uterus, und dem entspre- chend muss sich die Geburt verzögern. Durch Gemüthsaffecte wird den Individuen weder ein zersetzter Stoff von aussen eingebracht, noch entsteht in Folge von Gemüthsaffecten ein zersetzter Stoff in den Indivi-

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/386>, abgerufen am 22.11.2024.