naten an der I. Gebärklinik solche waren, wo weniger Wöch- nerinnen verpflegt wurden, als in den zwei günstigsten Mo- naten innerhalb dieser 97 Monate, wo an der I. Gebärklinik gar keine Wöchnerin starb (siehe Tabelle XXXVI, Seite 215). Dieses Factum gibt der Gefährlichkeit der Ueberfüllung und der Existenz des Puerperalmiasmas den Todesstoss.
Zum Ueberfluss wollen wir die Gründe, welche Scanzoni für die Existenz des Puerperalmiasmas aufzählt, widerlegen. Für die Existenz des Puerperalmiasmas spricht noch Scanzoni der Umstand, "dass in einer Gebäranstalt ungewöhnlich häu- fige Erkrankungen vorkommen, während die in derselben Stadt und der Umgebung entbundenen Frauen sich eines gu- ten Gesundheitszustandes erfreuen." Der Leser weiss, dass die Ursache dieser Erscheinung darin liegt, dass in- und ausser- halb der Gebarhäuser nicht immer gleichzeitig inficirt wird, "dass die abnorme Häufigkeit der Erkrankungen sehr oft mit einer allzugrossen Ueberfüllung der Wochenzimmer zu- sammenfällt." Auch bei überfülltem Gebärhause wird inficirt. "Dass sie vorzüglich in den Wintermonaten beobachtet wird, wo die Erneuerung der Luft in den Krankensälen auf grössere Schwierigkeiten stösst." Weil im Winter die Schüler sich mehr mit Dingen beschäftigen, welche ihre Hände mit zersetzten Stoffen verunreinigen, als im Sommer, und es würde sich der Mühe lohnen, die Schwierigkeiten, welche der Erneuerung der Luft in den Krankensälen entgegenstehen, zu überwin- den, wenn das die Ursache so zahlreicher Erkrankungen ist. "Dass gerade nur die in gewissen Zimmern befindlichen Wöch- nerinnen erkranken." Wenn 15 oder 20 Individuen nacheinan- der auf dem Kreissezimmer inficirt werden, so füllen diese Individuen schon ein Wochenzimmer aus, in welchem selbe dann erkranken. Und wenn Scanzoni endlich sagt, dass an mehreren Orten durch das Beziehen eines neuen, geräumigen, zweckmässig eingerichteten Hauses, durch eine sorgfältige Ueberwachung der Pflege der Wöchnerinnen, und der Rein- haltung des Zimmers und der verschiedenen Utensilien ein günsti-
naten an der I. Gebärklinik solche waren, wo weniger Wöch- nerinnen verpflegt wurden, als in den zwei günstigsten Mo- naten innerhalb dieser 97 Monate, wo an der I. Gebärklinik gar keine Wöchnerin starb (siehe Tabelle XXXVI, Seite 215). Dieses Factum gibt der Gefährlichkeit der Ueberfüllung und der Existenz des Puerperalmiasmas den Todesstoss.
Zum Ueberfluss wollen wir die Gründe, welche Scanzoni für die Existenz des Puerperalmiasmas aufzählt, widerlegen. Für die Existenz des Puerperalmiasmas spricht noch Scanzoni der Umstand, »dass in einer Gebäranstalt ungewöhnlich häu- fige Erkrankungen vorkommen, während die in derselben Stadt und der Umgebung entbundenen Frauen sich eines gu- ten Gesundheitszustandes erfreuen.« Der Leser weiss, dass die Ursache dieser Erscheinung darin liegt, dass in- und ausser- halb der Gebarhäuser nicht immer gleichzeitig inficirt wird, »dass die abnorme Häufigkeit der Erkrankungen sehr oft mit einer allzugrossen Ueberfüllung der Wochenzimmer zu- sammenfällt.« Auch bei überfülltem Gebärhause wird inficirt. »Dass sie vorzüglich in den Wintermonaten beobachtet wird, wo die Erneuerung der Luft in den Krankensälen auf grössere Schwierigkeiten stösst.« Weil im Winter die Schüler sich mehr mit Dingen beschäftigen, welche ihre Hände mit zersetzten Stoffen verunreinigen, als im Sommer, und es würde sich der Mühe lohnen, die Schwierigkeiten, welche der Erneuerung der Luft in den Krankensälen entgegenstehen, zu überwin- den, wenn das die Ursache so zahlreicher Erkrankungen ist. »Dass gerade nur die in gewissen Zimmern befindlichen Wöch- nerinnen erkranken.« Wenn 15 oder 20 Individuen nacheinan- der auf dem Kreissezimmer inficirt werden, so füllen diese Individuen schon ein Wochenzimmer aus, in welchem selbe dann erkranken. Und wenn Scanzoni endlich sagt, dass an mehreren Orten durch das Beziehen eines neuen, geräumigen, zweckmässig eingerichteten Hauses, durch eine sorgfältige Ueberwachung der Pflege der Wöchnerinnen, und der Rein- haltung des Zimmers und der verschiedenen Utensilien ein günsti-
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naten an der I. Gebärklinik solche waren, wo weniger Wöch-
nerinnen verpflegt wurden, als in den zwei günstigsten Mo-
naten innerhalb dieser 97 Monate, wo an der I. Gebärklinik
gar keine Wöchnerin starb (siehe Tabelle XXXVI, Seite 215).
Dieses Factum gibt der Gefährlichkeit der Ueberfüllung und
der Existenz des Puerperalmiasmas den Todesstoss.
Zum Ueberfluss wollen wir die Gründe, welche Scanzoni
für die Existenz des Puerperalmiasmas aufzählt, widerlegen.
Für die Existenz des Puerperalmiasmas spricht noch Scanzoni
der Umstand, »dass in einer Gebäranstalt ungewöhnlich häu-
fige Erkrankungen vorkommen, während die in derselben
Stadt und der Umgebung entbundenen Frauen sich eines gu-
ten Gesundheitszustandes erfreuen.« Der Leser weiss, dass die
Ursache dieser Erscheinung darin liegt, dass in- und ausser-
halb der Gebarhäuser nicht immer gleichzeitig inficirt wird,
»dass die abnorme Häufigkeit der Erkrankungen sehr oft
mit einer allzugrossen Ueberfüllung der Wochenzimmer zu-
sammenfällt.« Auch bei überfülltem Gebärhause wird inficirt.
»Dass sie vorzüglich in den Wintermonaten beobachtet wird,
wo die Erneuerung der Luft in den Krankensälen auf grössere
Schwierigkeiten stösst.« Weil im Winter die Schüler sich mehr
mit Dingen beschäftigen, welche ihre Hände mit zersetzten
Stoffen verunreinigen, als im Sommer, und es würde sich der
Mühe lohnen, die Schwierigkeiten, welche der Erneuerung
der Luft in den Krankensälen entgegenstehen, zu überwin-
den, wenn das die Ursache so zahlreicher Erkrankungen ist.
»Dass gerade nur die in gewissen Zimmern befindlichen Wöch-
nerinnen erkranken.« Wenn 15 oder 20 Individuen nacheinan-
der auf dem Kreissezimmer inficirt werden, so füllen diese
Individuen schon ein Wochenzimmer aus, in welchem selbe
dann erkranken. Und wenn Scanzoni endlich sagt, dass an
mehreren Orten durch das Beziehen eines neuen, geräumigen,
zweckmässig eingerichteten Hauses, durch eine sorgfältige
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haltung des Zimmers und der verschiedenen Utensilien ein günsti-
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/403>, abgerufen am 24.11.2024.
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