che Scanzoni nicht zum Puerperalfieber zählt, gerade so wie die Hyperinose, die Pyaemie und die Blutdissolution durch die Resorption eines zersetzten Stoffes entstehen. Scanzoni zersplittert die Entzündungen, welche nicht Puerperalfieber sind, in zahlreiche Formen, und eine einzige Form, nament- lich die Endometritis, will er in hunderten von Fällen beob- achtet haben. Wenn daher hunderte von Puerperalfieberfällen nicht in die Scanzonische Pathologie des Puerperalfiebers ge- hören, so hat der Leser einen Begriff von der Vollkommen- heit der Scanzonischen Pathologie des Puerperalfiebers, und um den Unsinn complet zu machen, sagt Scanzoni in seinem Lehrbuche der Geburtshilfe, I. Auflage, Band 3, Seite 470, und II. Auflage, Band 2, Seite 1014, was die Symptomatolo- gie der örtlichen Affectionen des Puerperalfiebers, die Compli- cationen, den Einfluss der verschiedenen Blutanomalien auf die localen Processe, die Prognose und die Therapie des Puer- peralfiebers anbelangt, so wolle sich über diese Gegenstände der Leser dort Belehrung suchen, wo er von Dingen gespro- chen, welche nicht Puerperalfieber sind, nämlich bei den Ent- zündungen im Wochenbette, welche nicht Puerperalfieber sind.
Die medicinische Facultät zu Würzburg hat sich demnach blamirt, dass sie der Schrift des Dr. Silberschmidt einen Preiszugesprochen, welche als das non plus ultra der Pathologie des Puerperalfiebers die Scanzonische Pathologie proclamirt, von der die überwiegend grössere Mehrzahl der Puerpe- ralfieberfälle ausgeschlossen ist, und welche dem wahren Schlusssteine aller Forschungen über die Pathologie des Puer- peralfiebers, nämlich meiner Pathologie des Puerperalfiebers, feindlich entgegengetreten ist.
Es wird Ihnen, Herr Hofrath, noch frisch im Gedächtniss sein, dass ich bei Beurtheilung der Tabellen, mittelst welcher ich bewiesen habe, dass im Wiener Gebärhause nicht eine einzige Wöchnerin an Gemüthsaffecten gestorben sei, gleich- zeitig zur Kenntniss der traurigen Thatsachen gelangt bin, dass ungerechnet der Transferirten, ungerechnet der Kinder,
che Scanzoni nicht zum Puerperalfieber zählt, gerade so wie die Hyperinose, die Pyaemie und die Blutdissolution durch die Resorption eines zersetzten Stoffes entstehen. Scanzoni zersplittert die Entzündungen, welche nicht Puerperalfieber sind, in zahlreiche Formen, und eine einzige Form, nament- lich die Endometritis, will er in hunderten von Fällen beob- achtet haben. Wenn daher hunderte von Puerperalfieberfällen nicht in die Scanzonische Pathologie des Puerperalfiebers ge- hören, so hat der Leser einen Begriff von der Vollkommen- heit der Scanzonischen Pathologie des Puerperalfiebers, und um den Unsinn complet zu machen, sagt Scanzoni in seinem Lehrbuche der Geburtshilfe, I. Auflage, Band 3, Seite 470, und II. Auflage, Band 2, Seite 1014, was die Symptomatolo- gie der örtlichen Affectionen des Puerperalfiebers, die Compli- cationen, den Einfluss der verschiedenen Blutanomalien auf die localen Processe, die Prognose und die Therapie des Puer- peralfiebers anbelangt, so wolle sich über diese Gegenstände der Leser dort Belehrung suchen, wo er von Dingen gespro- chen, welche nicht Puerperalfieber sind, nämlich bei den Ent- zündungen im Wochenbette, welche nicht Puerperalfieber sind.
Die medicinische Facultät zu Würzburg hat sich demnach blamirt, dass sie der Schrift des Dr. Silberschmidt einen Preiszugesprochen, welche als das non plus ultra der Pathologie des Puerperalfiebers die Scanzonische Pathologie proclamirt, von der die überwiegend grössere Mehrzahl der Puerpe- ralfieberfälle ausgeschlossen ist, und welche dem wahren Schlusssteine aller Forschungen über die Pathologie des Puer- peralfiebers, nämlich meiner Pathologie des Puerperalfiebers, feindlich entgegengetreten ist.
Es wird Ihnen, Herr Hofrath, noch frisch im Gedächtniss sein, dass ich bei Beurtheilung der Tabellen, mittelst welcher ich bewiesen habe, dass im Wiener Gebärhause nicht eine einzige Wöchnerin an Gemüthsaffecten gestorben sei, gleich- zeitig zur Kenntniss der traurigen Thatsachen gelangt bin, dass ungerechnet der Transferirten, ungerechnet der Kinder,
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[408/0420]
che Scanzoni nicht zum Puerperalfieber zählt, gerade so wie
die Hyperinose, die Pyaemie und die Blutdissolution durch
die Resorption eines zersetzten Stoffes entstehen. Scanzoni
zersplittert die Entzündungen, welche nicht Puerperalfieber
sind, in zahlreiche Formen, und eine einzige Form, nament-
lich die Endometritis, will er in hunderten von Fällen beob-
achtet haben. Wenn daher hunderte von Puerperalfieberfällen
nicht in die Scanzonische Pathologie des Puerperalfiebers ge-
hören, so hat der Leser einen Begriff von der Vollkommen-
heit der Scanzonischen Pathologie des Puerperalfiebers, und
um den Unsinn complet zu machen, sagt Scanzoni in seinem
Lehrbuche der Geburtshilfe, I. Auflage, Band 3, Seite 470,
und II. Auflage, Band 2, Seite 1014, was die Symptomatolo-
gie der örtlichen Affectionen des Puerperalfiebers, die Compli-
cationen, den Einfluss der verschiedenen Blutanomalien auf die
localen Processe, die Prognose und die Therapie des Puer-
peralfiebers anbelangt, so wolle sich über diese Gegenstände
der Leser dort Belehrung suchen, wo er von Dingen gespro-
chen, welche nicht Puerperalfieber sind, nämlich bei den Ent-
zündungen im Wochenbette, welche nicht Puerperalfieber sind.
Die medicinische Facultät zu Würzburg hat sich demnach
blamirt, dass sie der Schrift des Dr. Silberschmidt einen
Preiszugesprochen, welche als das non plus ultra der Pathologie
des Puerperalfiebers die Scanzonische Pathologie proclamirt,
von der die überwiegend grössere Mehrzahl der Puerpe-
ralfieberfälle ausgeschlossen ist, und welche dem wahren
Schlusssteine aller Forschungen über die Pathologie des Puer-
peralfiebers, nämlich meiner Pathologie des Puerperalfiebers,
feindlich entgegengetreten ist.
Es wird Ihnen, Herr Hofrath, noch frisch im Gedächtniss
sein, dass ich bei Beurtheilung der Tabellen, mittelst welcher
ich bewiesen habe, dass im Wiener Gebärhause nicht eine
einzige Wöchnerin an Gemüthsaffecten gestorben sei, gleich-
zeitig zur Kenntniss der traurigen Thatsachen gelangt bin,
dass ungerechnet der Transferirten, ungerechnet der Kinder,
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/420>, abgerufen am 24.11.2024.
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