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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Ich habe nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie von den
vorstehenden Mittheilungen jeglichen Gebrauch machen.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster

D. Everken,
Director des königl. Hebammeninstitutes.

Ich stehe nicht an das Paderborner königl. Hebammenin-
stitut zu jenen Gebärhäusern zu zählen, in welchen sich meine
Lehre bewährt hat, und bin meinem verehrtesten Collegen
sehr dankbar für den guten Rath, den er mir schliesslich er-
theilt, nur kann ich für diesmal keinen Gebrauch davon ma-
chen, denn ich bleibe dabei, post Beschäftigungen mit zersetz-
ten Stoffen, ergo propter Beschäftigungen mit zersetzten Stof-
fen viele Puerperalfieber, post Einführung der Chlorwaschun-
gen wenig Puerperalfieber, ergo propter Einführung der Chlor-
waschungen wenig Puerperalfieber.

Aber in der Zukunft wird dieser Rath meines verehrte-
sten Collegen immer die Richtschnur meiner Schlüsse sein, um
gegen Täuschungen geschützt zu sein.


Rudolf Virchow sagt in seinen "gesammelten Abhandlun-
gen zur wissenschaftlichen Medicin," Frankfurt a. M. 1856,
Seite 737, Folgendes: "Die Naturforschung kennt keinerlei
Schreckbilder, als den Kerl, der speculirt." Boer hat dieselbe
Wahrheit folgenderweise formulirt: "Wäre jedem Jahrhun-
dert anstatt so vieler Systemgelehrter nur ein solcher beob-
achtender Arzt (Hippokrates) geworden, wie viel würde die
Menschheit und die Animalität überhaupt gewonnen haben."

Boer, der Verfasser der sieben Bücher über natürliche
Geburtshilfe, hatte ein Recht so zu sprechen.

Aber Virchow, der wegen seiner vielen Speculationen
selbst ein Schreckenbild für die Naturforschung ist, Virchow,
der ein so schlechter Beobachter ist, dass er als pathologischer
Anatom selbst im Jahre 1858 noch immer nicht die Symp-
tome eines Resorbtionsfiebers in dem Leichenbefunde der am

Ich habe nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie von den
vorstehenden Mittheilungen jeglichen Gebrauch machen.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster

D. Everken,
Director des königl. Hebammeninstitutes.

Ich stehe nicht an das Paderborner königl. Hebammenin-
stitut zu jenen Gebärhäusern zu zählen, in welchen sich meine
Lehre bewährt hat, und bin meinem verehrtesten Collegen
sehr dankbar für den guten Rath, den er mir schliesslich er-
theilt, nur kann ich für diesmal keinen Gebrauch davon ma-
chen, denn ich bleibe dabei, post Beschäftigungen mit zersetz-
ten Stoffen, ergo propter Beschäftigungen mit zersetzten Stof-
fen viele Puerperalfieber, post Einführung der Chlorwaschun-
gen wenig Puerperalfieber, ergo propter Einführung der Chlor-
waschungen wenig Puerperalfieber.

Aber in der Zukunft wird dieser Rath meines verehrte-
sten Collegen immer die Richtschnur meiner Schlüsse sein, um
gegen Täuschungen geschützt zu sein.


Rudolf Virchow sagt in seinen »gesammelten Abhandlun-
gen zur wissenschaftlichen Medicin,« Frankfurt a. M. 1856,
Seite 737, Folgendes: »Die Naturforschung kennt keinerlei
Schreckbilder, als den Kerl, der speculirt.« Boer hat dieselbe
Wahrheit folgenderweise formulirt: »Wäre jedem Jahrhun-
dert anstatt so vieler Systemgelehrter nur ein solcher beob-
achtender Arzt (Hippokrates) geworden, wie viel würde die
Menschheit und die Animalität überhaupt gewonnen haben.«

Boer, der Verfasser der sieben Bücher über natürliche
Geburtshilfe, hatte ein Recht so zu sprechen.

Aber Virchow, der wegen seiner vielen Speculationen
selbst ein Schreckenbild für die Naturforschung ist, Virchow,
der ein so schlechter Beobachter ist, dass er als pathologischer
Anatom selbst im Jahre 1858 noch immer nicht die Symp-
tome eines Resorbtionsfiebers in dem Leichenbefunde der am

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[468/0480] Ich habe nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie von den vorstehenden Mittheilungen jeglichen Gebrauch machen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Paderborn den 17./2. 1858. D. Everken, Director des königl. Hebammeninstitutes. Ich stehe nicht an das Paderborner königl. Hebammenin- stitut zu jenen Gebärhäusern zu zählen, in welchen sich meine Lehre bewährt hat, und bin meinem verehrtesten Collegen sehr dankbar für den guten Rath, den er mir schliesslich er- theilt, nur kann ich für diesmal keinen Gebrauch davon ma- chen, denn ich bleibe dabei, post Beschäftigungen mit zersetz- ten Stoffen, ergo propter Beschäftigungen mit zersetzten Stof- fen viele Puerperalfieber, post Einführung der Chlorwaschun- gen wenig Puerperalfieber, ergo propter Einführung der Chlor- waschungen wenig Puerperalfieber. Aber in der Zukunft wird dieser Rath meines verehrte- sten Collegen immer die Richtschnur meiner Schlüsse sein, um gegen Täuschungen geschützt zu sein. Rudolf Virchow sagt in seinen »gesammelten Abhandlun- gen zur wissenschaftlichen Medicin,« Frankfurt a. M. 1856, Seite 737, Folgendes: »Die Naturforschung kennt keinerlei Schreckbilder, als den Kerl, der speculirt.« Boer hat dieselbe Wahrheit folgenderweise formulirt: »Wäre jedem Jahrhun- dert anstatt so vieler Systemgelehrter nur ein solcher beob- achtender Arzt (Hippokrates) geworden, wie viel würde die Menschheit und die Animalität überhaupt gewonnen haben.« Boer, der Verfasser der sieben Bücher über natürliche Geburtshilfe, hatte ein Recht so zu sprechen. Aber Virchow, der wegen seiner vielen Speculationen selbst ein Schreckenbild für die Naturforschung ist, Virchow, der ein so schlechter Beobachter ist, dass er als pathologischer Anatom selbst im Jahre 1858 noch immer nicht die Symp- tome eines Resorbtionsfiebers in dem Leichenbefunde der am

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/480>, abgerufen am 22.11.2024.