tomischen Untersuchungen beschäftigen, unterrichtet werden, constant viel grösser als in der Hebammenschule," so un- terschiebt er mir ein Falsum. Der Leser weiss, dass die beiden geburtshilflichen Schulen in Wien seit dem Jahre 1833 be- stehen (siehe Tabelle Nr. XXII Seite 139, Tabelle Nr. I Seite 3, Tabelle Nr. XXIII Seite 140), während der ersten acht Jahre ihres Bestehens bis zum Jahre 1841 waren Schü- ler und Schülerinnen an beiden Abtheilungen in gleicher An- zahl vertheilt, die durchschnittliche Sterblichkeit dieser acht Jahre war an der I. Abtheilung 6,56 %, die der II. Abtheilung 5,58 %, die absolute Sterblichkeit war an der I. Abtheilung in diesen acht Jahren immer grösser, die relative Sterblichkeit war in den Jahren 34, 36, 38 an der II. Abtheilung grösser als an der I. Abtheilung; die jährliche Durchschnittszahl des Plus der verpflegten Wöchnerinnen an der I. Abtheilung be- trug 1246 Wöchnerinnen. Bei gleicher Infectionsmöglichkeit konnte an den beiden Abtheilungen keine wesentlich diffe- rente Sterblichkeit vorkommen.
In den nächstfolgenden 6 Jahren bis zum Jahre 1847 war die I. Abtheilung ausschliesslich Klinik für Aerzte, und die II. Abtheilung ausschliesslich Klinik für Hebammen ohne Chlorwaschungen, und bloss in diesen 6 Jahren war die ab- solute und relative Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte con- stant grösser; die durchschnittliche Sterblichkeit dieser 6 Jahre war an der Klinik für Aerzte 9,92 %, die der Klinik für Hebammen 3,38 %; das Plus der verpflegten Wöchnerinnen an der I. Klinik betrug 375. Das Plus der Sterblichkeit die- ser 6 Jahre war bedingt durch die pathologisch-anatomischen Untersuchungen der Schüler. In den 12 Jahren nach Einfüh- rung der Chlorwaschungen bis zum Jahre 1859 war die ab- solute Sterblichkeit an der Hebammenschule im Jahre 1851 mit 46 und im Jahre 1852 mit 11 Todten grösser, als in dem- selben Jahre an der Klinik für Aerzte. Im Jahre 1851 wurden an der Klinik für Aerzte 799, im Jahre 1852 wurden 1111 Wöchnerinnen mehr verpflegt. Die relative Sterblichkeit war
tomischen Untersuchungen beschäftigen, unterrichtet werden, constant viel grösser als in der Hebammenschule,« so un- terschiebt er mir ein Falsum. Der Leser weiss, dass die beiden geburtshilflichen Schulen in Wien seit dem Jahre 1833 be- stehen (siehe Tabelle Nr. XXII Seite 139, Tabelle Nr. I Seite 3, Tabelle Nr. XXIII Seite 140), während der ersten acht Jahre ihres Bestehens bis zum Jahre 1841 waren Schü- ler und Schülerinnen an beiden Abtheilungen in gleicher An- zahl vertheilt, die durchschnittliche Sterblichkeit dieser acht Jahre war an der I. Abtheilung 6,56 %, die der II. Abtheilung 5,58 %, die absolute Sterblichkeit war an der I. Abtheilung in diesen acht Jahren immer grösser, die relative Sterblichkeit war in den Jahren 34, 36, 38 an der II. Abtheilung grösser als an der I. Abtheilung; die jährliche Durchschnittszahl des Plus der verpflegten Wöchnerinnen an der I. Abtheilung be- trug 1246 Wöchnerinnen. Bei gleicher Infectionsmöglichkeit konnte an den beiden Abtheilungen keine wesentlich diffe- rente Sterblichkeit vorkommen.
In den nächstfolgenden 6 Jahren bis zum Jahre 1847 war die I. Abtheilung ausschliesslich Klinik für Aerzte, und die II. Abtheilung ausschliesslich Klinik für Hebammen ohne Chlorwaschungen, und bloss in diesen 6 Jahren war die ab- solute und relative Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte con- stant grösser; die durchschnittliche Sterblichkeit dieser 6 Jahre war an der Klinik für Aerzte 9,92 %, die der Klinik für Hebammen 3,38 %; das Plus der verpflegten Wöchnerinnen an der I. Klinik betrug 375. Das Plus der Sterblichkeit die- ser 6 Jahre war bedingt durch die pathologisch-anatomischen Untersuchungen der Schüler. In den 12 Jahren nach Einfüh- rung der Chlorwaschungen bis zum Jahre 1859 war die ab- solute Sterblichkeit an der Hebammenschule im Jahre 1851 mit 46 und im Jahre 1852 mit 11 Todten grösser, als in dem- selben Jahre an der Klinik für Aerzte. Im Jahre 1851 wurden an der Klinik für Aerzte 799, im Jahre 1852 wurden 1111 Wöchnerinnen mehr verpflegt. Die relative Sterblichkeit war
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tomischen Untersuchungen beschäftigen, unterrichtet werden,
constant viel grösser als in der Hebammenschule,« so un-
terschiebt er mir ein Falsum. Der Leser weiss, dass die beiden
geburtshilflichen Schulen in Wien seit dem Jahre 1833 be-
stehen (siehe Tabelle Nr. XXII Seite 139, Tabelle Nr. I
Seite 3, Tabelle Nr. XXIII Seite 140), während der ersten
acht Jahre ihres Bestehens bis zum Jahre 1841 waren Schü-
ler und Schülerinnen an beiden Abtheilungen in gleicher An-
zahl vertheilt, die durchschnittliche Sterblichkeit dieser acht
Jahre war an der I. Abtheilung 6,56 %, die der II. Abtheilung
5,58 %, die absolute Sterblichkeit war an der I. Abtheilung in
diesen acht Jahren immer grösser, die relative Sterblichkeit
war in den Jahren 34, 36, 38 an der II. Abtheilung grösser
als an der I. Abtheilung; die jährliche Durchschnittszahl des
Plus der verpflegten Wöchnerinnen an der I. Abtheilung be-
trug 1246 Wöchnerinnen. Bei gleicher Infectionsmöglichkeit
konnte an den beiden Abtheilungen keine wesentlich diffe-
rente Sterblichkeit vorkommen.
In den nächstfolgenden 6 Jahren bis zum Jahre 1847 war
die I. Abtheilung ausschliesslich Klinik für Aerzte, und die
II. Abtheilung ausschliesslich Klinik für Hebammen ohne
Chlorwaschungen, und bloss in diesen 6 Jahren war die ab-
solute und relative Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte con-
stant grösser; die durchschnittliche Sterblichkeit dieser 6
Jahre war an der Klinik für Aerzte 9,92 %, die der Klinik für
Hebammen 3,38 %; das Plus der verpflegten Wöchnerinnen
an der I. Klinik betrug 375. Das Plus der Sterblichkeit die-
ser 6 Jahre war bedingt durch die pathologisch-anatomischen
Untersuchungen der Schüler. In den 12 Jahren nach Einfüh-
rung der Chlorwaschungen bis zum Jahre 1859 war die ab-
solute Sterblichkeit an der Hebammenschule im Jahre 1851
mit 46 und im Jahre 1852 mit 11 Todten grösser, als in dem-
selben Jahre an der Klinik für Aerzte. Im Jahre 1851 wurden
an der Klinik für Aerzte 799, im Jahre 1852 wurden 1111
Wöchnerinnen mehr verpflegt. Die relative Sterblichkeit war
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/504>, abgerufen am 22.11.2024.
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