der Verschiedenheit der Puerperalfieber-Epidemien in- und ausserhalb der Gebärhäuser genommen, hat Carl Braun nicht erschüttert.
e) Die Jahreszeiten üben keinen Einfluss auf die Entste- hung des Puerperalfiebers.
Ad e) erwiedert Carl Braun Folgendes: "Die Jahreszei- ten und die damit eintretenden Localverhältnisse üben nicht den wesentlichsten, aber einen doch nicht unbedeutenden Ein- fluss auf die Puerperalprocesse aus. In Wien weiset der Win- tersemester niemals so günstige Resultate wie der Sommer- semester aus, und an anderen Orten und in fremden Gebär- häusern macht man häufig dieselbe Beobachtung."
Dass die Jahreszeiten keinen Einfluss haben auf die Ent- stehung des Kindbettfiebers, das beweisen Tabelle Nr. II, Seite 9 und Tabelle Nr. XIX, Seite 120. Aus dieser Tabelle ersieht der Leser, dass in jedem Monate des Jahres eine kleine, und in jedem Monate des Jahres eine grosse Sterblichkeit vor- gekommen sei.
Wenn Carl Braun sagt, dass in Wien der Winterseme- ster niemals so günstige Resultate wie der Sommersemester ausweise, so zeugt das von dem ungeheuren Leichtsinn, mit welchem C. Braun ins Blaue hineinschreibt; eine Einsicht in die Monatsrapporte des Wiener Gebärhauses würde ihm ge- zeigt haben, dass allerdings in den Wintermonaten häufiger ein schlechter Gesundheitszustand der Wöchnerinnen und sel- tener ein guter, in den Sommermonaten aber häufiger ein guter und seltener ein schlechter Gesundheitszustand der Wöchnerinnen zu beobachten war. Aber der Gesundheitszu- stand der Wöchnerinnen war manchmal in Wintermonaten ein ausgezeichnet guter, und manchmal in den Sommermona- ten ein sehr schlechter, wie die Tabellen Nr. XLV, Seite 229, und Nr. XLV, Seite 232 beweisen.
Warum in den Wintermonaten häufiger ein schlechter und seltener ein guter, in den Sommermonaten häufiger ein
der Verschiedenheit der Puerperalfieber-Epidemien in- und ausserhalb der Gebärhäuser genommen, hat Carl Braun nicht erschüttert.
e) Die Jahreszeiten üben keinen Einfluss auf die Entste- hung des Puerperalfiebers.
Ad e) erwiedert Carl Braun Folgendes: »Die Jahreszei- ten und die damit eintretenden Localverhältnisse üben nicht den wesentlichsten, aber einen doch nicht unbedeutenden Ein- fluss auf die Puerperalprocesse aus. In Wien weiset der Win- tersemester niemals so günstige Resultate wie der Sommer- semester aus, und an anderen Orten und in fremden Gebär- häusern macht man häufig dieselbe Beobachtung.«
Dass die Jahreszeiten keinen Einfluss haben auf die Ent- stehung des Kindbettfiebers, das beweisen Tabelle Nr. II, Seite 9 und Tabelle Nr. XIX, Seite 120. Aus dieser Tabelle ersieht der Leser, dass in jedem Monate des Jahres eine kleine, und in jedem Monate des Jahres eine grosse Sterblichkeit vor- gekommen sei.
Wenn Carl Braun sagt, dass in Wien der Winterseme- ster niemals so günstige Resultate wie der Sommersemester ausweise, so zeugt das von dem ungeheuren Leichtsinn, mit welchem C. Braun ins Blaue hineinschreibt; eine Einsicht in die Monatsrapporte des Wiener Gebärhauses würde ihm ge- zeigt haben, dass allerdings in den Wintermonaten häufiger ein schlechter Gesundheitszustand der Wöchnerinnen und sel- tener ein guter, in den Sommermonaten aber häufiger ein guter und seltener ein schlechter Gesundheitszustand der Wöchnerinnen zu beobachten war. Aber der Gesundheitszu- stand der Wöchnerinnen war manchmal in Wintermonaten ein ausgezeichnet guter, und manchmal in den Sommermona- ten ein sehr schlechter, wie die Tabellen Nr. XLV, Seite 229, und Nr. XLV, Seite 232 beweisen.
Warum in den Wintermonaten häufiger ein schlechter und seltener ein guter, in den Sommermonaten häufiger ein
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der Verschiedenheit der Puerperalfieber-Epidemien in- und
ausserhalb der Gebärhäuser genommen, hat Carl Braun nicht
erschüttert.
e) Die Jahreszeiten üben keinen Einfluss auf die Entste-
hung des Puerperalfiebers.
Ad e) erwiedert Carl Braun Folgendes: »Die Jahreszei-
ten und die damit eintretenden Localverhältnisse üben nicht
den wesentlichsten, aber einen doch nicht unbedeutenden Ein-
fluss auf die Puerperalprocesse aus. In Wien weiset der Win-
tersemester niemals so günstige Resultate wie der Sommer-
semester aus, und an anderen Orten und in fremden Gebär-
häusern macht man häufig dieselbe Beobachtung.«
Dass die Jahreszeiten keinen Einfluss haben auf die Ent-
stehung des Kindbettfiebers, das beweisen Tabelle Nr. II,
Seite 9 und Tabelle Nr. XIX, Seite 120. Aus dieser Tabelle
ersieht der Leser, dass in jedem Monate des Jahres eine kleine,
und in jedem Monate des Jahres eine grosse Sterblichkeit vor-
gekommen sei.
Wenn Carl Braun sagt, dass in Wien der Winterseme-
ster niemals so günstige Resultate wie der Sommersemester
ausweise, so zeugt das von dem ungeheuren Leichtsinn, mit
welchem C. Braun ins Blaue hineinschreibt; eine Einsicht in
die Monatsrapporte des Wiener Gebärhauses würde ihm ge-
zeigt haben, dass allerdings in den Wintermonaten häufiger
ein schlechter Gesundheitszustand der Wöchnerinnen und sel-
tener ein guter, in den Sommermonaten aber häufiger ein
guter und seltener ein schlechter Gesundheitszustand der
Wöchnerinnen zu beobachten war. Aber der Gesundheitszu-
stand der Wöchnerinnen war manchmal in Wintermonaten ein
ausgezeichnet guter, und manchmal in den Sommermona-
ten ein sehr schlechter, wie die Tabellen Nr. XLV, Seite 229,
und Nr. XLV, Seite 232 beweisen.
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/514>, abgerufen am 22.11.2024.
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