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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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gut bedeckt durch zwei Träger mittelst eines Tragbettes aus
dem Gebärzimmer in das zweite Stockwerk und theilweise
auch in die Zimmer des ersten Stockwerkes übertragen wur-
den, wo sie bis zum Entlassungstage verbleiben konnten. Die
Puerperalfieberkranken werden von den Gesunden abgeson-
dert und in einem dazu bestimmten, mit der Anstalt in näch-
ster Verbindung stehenden Zimmer untergebracht. Die Auf-
nahme der Gebärenden geschieht hier wöchentlich während
vier Tagen und an der II. Klinik während zwei Tagen. Der
klinische Unterricht und die Visite in den Wochenzimmern
findet in den Morgenstunden von 8 bis 11 Uhr statt, ausser
dieser Zeit dürfen die Candidaten nur im Beisein des Profes-
sors oder des Assistenten exploriren. Alle Tage wechseln
zwei Candidaten ab, welche das Journal führen und alle Neu-
aufgenommenen exploriren. Zehn angestellte diplomirte Heb-
ammen versehen im Geburtszimmer die Hilfeleistung bei
regelmässigen Geburten.

Dem bisherigen Usus zur Folge werden Puerperalfieber-
kranke in der Regel nicht in das Krankenhaus transferirt.
Ein genauer Ausweis über die geschehenen Transferirungen
auch der mit Syphilis und Blattern Behafteten ist nicht mög-
lich, da alle gesund oder krank Ausgetretenen in eine ge-
meinschaftliche Rubrik "Entlassen" in den früheren Jahren
aufgenommen wurden, und erst seit drei Jahren die Ursache
der Transferirung der Direction im Tagsrapport bekannt ge-
macht werden. In den letzten fünf Jahren wurden jährlich im
Durchschnitt nicht über 15 Puerperalfieberkranke, welche
wegen ausgebreitetem Decubitus den Gesunden besonders ge-
fährlich wurden, in das Krankenhaus übersetzt.

In der Mittagsstunde werden die zahlreichen Studiren-
den in den geburtshilflichen Operationen am kindlichen und
weiblichen Cadaver eingeübt, während die Hebammen zur
selben Zeit Touchirübungen am kindlichen Cadaver und Phan-
tome ausserhalb der Gebäranstalt vornehmen.

Bedenkt man, dass an der Gebärklinik für Aerzte ein

gut bedeckt durch zwei Träger mittelst eines Tragbettes aus
dem Gebärzimmer in das zweite Stockwerk und theilweise
auch in die Zimmer des ersten Stockwerkes übertragen wur-
den, wo sie bis zum Entlassungstage verbleiben konnten. Die
Puerperalfieberkranken werden von den Gesunden abgeson-
dert und in einem dazu bestimmten, mit der Anstalt in näch-
ster Verbindung stehenden Zimmer untergebracht. Die Auf-
nahme der Gebärenden geschieht hier wöchentlich während
vier Tagen und an der II. Klinik während zwei Tagen. Der
klinische Unterricht und die Visite in den Wochenzimmern
findet in den Morgenstunden von 8 bis 11 Uhr statt, ausser
dieser Zeit dürfen die Candidaten nur im Beisein des Profes-
sors oder des Assistenten exploriren. Alle Tage wechseln
zwei Candidaten ab, welche das Journal führen und alle Neu-
aufgenommenen exploriren. Zehn angestellte diplomirte Heb-
ammen versehen im Geburtszimmer die Hilfeleistung bei
regelmässigen Geburten.

Dem bisherigen Usus zur Folge werden Puerperalfieber-
kranke in der Regel nicht in das Krankenhaus transferirt.
Ein genauer Ausweis über die geschehenen Transferirungen
auch der mit Syphilis und Blattern Behafteten ist nicht mög-
lich, da alle gesund oder krank Ausgetretenen in eine ge-
meinschaftliche Rubrik »Entlassen« in den früheren Jahren
aufgenommen wurden, und erst seit drei Jahren die Ursache
der Transferirung der Direction im Tagsrapport bekannt ge-
macht werden. In den letzten fünf Jahren wurden jährlich im
Durchschnitt nicht über 15 Puerperalfieberkranke, welche
wegen ausgebreitetem Decubitus den Gesunden besonders ge-
fährlich wurden, in das Krankenhaus übersetzt.

In der Mittagsstunde werden die zahlreichen Studiren-
den in den geburtshilflichen Operationen am kindlichen und
weiblichen Cadaver eingeübt, während die Hebammen zur
selben Zeit Touchirübungen am kindlichen Cadaver und Phan-
tome ausserhalb der Gebäranstalt vornehmen.

Bedenkt man, dass an der Gebärklinik für Aerzte ein

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[520/0532] gut bedeckt durch zwei Träger mittelst eines Tragbettes aus dem Gebärzimmer in das zweite Stockwerk und theilweise auch in die Zimmer des ersten Stockwerkes übertragen wur- den, wo sie bis zum Entlassungstage verbleiben konnten. Die Puerperalfieberkranken werden von den Gesunden abgeson- dert und in einem dazu bestimmten, mit der Anstalt in näch- ster Verbindung stehenden Zimmer untergebracht. Die Auf- nahme der Gebärenden geschieht hier wöchentlich während vier Tagen und an der II. Klinik während zwei Tagen. Der klinische Unterricht und die Visite in den Wochenzimmern findet in den Morgenstunden von 8 bis 11 Uhr statt, ausser dieser Zeit dürfen die Candidaten nur im Beisein des Profes- sors oder des Assistenten exploriren. Alle Tage wechseln zwei Candidaten ab, welche das Journal führen und alle Neu- aufgenommenen exploriren. Zehn angestellte diplomirte Heb- ammen versehen im Geburtszimmer die Hilfeleistung bei regelmässigen Geburten. Dem bisherigen Usus zur Folge werden Puerperalfieber- kranke in der Regel nicht in das Krankenhaus transferirt. Ein genauer Ausweis über die geschehenen Transferirungen auch der mit Syphilis und Blattern Behafteten ist nicht mög- lich, da alle gesund oder krank Ausgetretenen in eine ge- meinschaftliche Rubrik »Entlassen« in den früheren Jahren aufgenommen wurden, und erst seit drei Jahren die Ursache der Transferirung der Direction im Tagsrapport bekannt ge- macht werden. In den letzten fünf Jahren wurden jährlich im Durchschnitt nicht über 15 Puerperalfieberkranke, welche wegen ausgebreitetem Decubitus den Gesunden besonders ge- fährlich wurden, in das Krankenhaus übersetzt. In der Mittagsstunde werden die zahlreichen Studiren- den in den geburtshilflichen Operationen am kindlichen und weiblichen Cadaver eingeübt, während die Hebammen zur selben Zeit Touchirübungen am kindlichen Cadaver und Phan- tome ausserhalb der Gebäranstalt vornehmen. Bedenkt man, dass an der Gebärklinik für Aerzte ein

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/532>, abgerufen am 22.11.2024.