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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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In einzelnen Fällen müsse man allerdings annehmen, dass
eine Entzündung der Venen des Uterus oder seiner Innenfläche
vorausgegangen und bereits wieder abgelaufen sei, wofür ein-
mal die zurückbleibende Verdickung der Häute der grösseren
Gebärmuttervenen, sodann auch jene Fälle sprechen, wo nach
unzweifelhaft constatirter Metrophlebitis Heilung zu Stande
kommt. Für die anderen Fälle dagegen, in denen sich keine
Spur einer Uterusaffection auffinden lässt, müsse man die Frage
aufwerfen, ob hier die Blutmasse an sich zur eiterigen Zer-
setzung neige?

Wo steckt der Angriff gegen meine Lehre in diesem
Aufsatze?

Meine Lehre sagt: Das Erste bei dem Kindbettfieber ist
die Resorbtion eines zersetzten Stoffes, das Zweite ist die Blut-
entmischung, und in diesem Stadio kann die Krankheit schon
tödtlich werden, und mit diesen zwei Dingen ist das Wesen
des Kindbettfiebers gegeben, die Exsudationen, die Metastasen
können vorhanden sein und können auch fehlen, gewöhnlich
sind bei vorhandenen Metastasen locale Entzündungen als
Quellen der Metastasen nachzuweisen, wenn Metastasen vor-
handen sind, ohne nachweisbare locale Entzündungen, als
Quellen der Metastasen, so spricht das nicht gegen meine An-
sicht; in eine Erklärung dieser Zufälligkeiten wollen wir uns
in dieser Schrift nicht einlassen; diese Schrift ist bestimmt, die
Entstehung, die Verhütung und den Begriff des Kindbettfiebers
zu lehren.

Nachdem wir den zersetzten Stoff, als alleinige Ursache
des Kindbettfiebers, gegen die Angriffe Carl Braun's, wie wir
glauben, siegreich vertheidigten, wollen wir zur Beurtheilung
der 30 Ursachen des Kindbettfiebers übergehen, wie solche
von Carl Braun aufgezählt werden; es wird sich zeigen, dass
viele dieser Ursachen, welche von Carl Braun aufgezählt wer-
den, gar keine Ursachen des Kindbettfiebers sind, und die Ur-
sachen, welche von Carl Braun aufgezählt werden, und welche
wirklich Ursachen des Kindbettfiebers sind, sind es nur da-

Semmelweis, Kindbettfieber, 34

In einzelnen Fällen müsse man allerdings annehmen, dass
eine Entzündung der Venen des Uterus oder seiner Innenfläche
vorausgegangen und bereits wieder abgelaufen sei, wofür ein-
mal die zurückbleibende Verdickung der Häute der grösseren
Gebärmuttervenen, sodann auch jene Fälle sprechen, wo nach
unzweifelhaft constatirter Metrophlebitis Heilung zu Stande
kommt. Für die anderen Fälle dagegen, in denen sich keine
Spur einer Uterusaffection auffinden lässt, müsse man die Frage
aufwerfen, ob hier die Blutmasse an sich zur eiterigen Zer-
setzung neige?

Wo steckt der Angriff gegen meine Lehre in diesem
Aufsatze?

Meine Lehre sagt: Das Erste bei dem Kindbettfieber ist
die Resorbtion eines zersetzten Stoffes, das Zweite ist die Blut-
entmischung, und in diesem Stadio kann die Krankheit schon
tödtlich werden, und mit diesen zwei Dingen ist das Wesen
des Kindbettfiebers gegeben, die Exsudationen, die Metastasen
können vorhanden sein und können auch fehlen, gewöhnlich
sind bei vorhandenen Metastasen locale Entzündungen als
Quellen der Metastasen nachzuweisen, wenn Metastasen vor-
handen sind, ohne nachweisbare locale Entzündungen, als
Quellen der Metastasen, so spricht das nicht gegen meine An-
sicht; in eine Erklärung dieser Zufälligkeiten wollen wir uns
in dieser Schrift nicht einlassen; diese Schrift ist bestimmt, die
Entstehung, die Verhütung und den Begriff des Kindbettfiebers
zu lehren.

Nachdem wir den zersetzten Stoff, als alleinige Ursache
des Kindbettfiebers, gegen die Angriffe Carl Braun’s, wie wir
glauben, siegreich vertheidigten, wollen wir zur Beurtheilung
der 30 Ursachen des Kindbettfiebers übergehen, wie solche
von Carl Braun aufgezählt werden; es wird sich zeigen, dass
viele dieser Ursachen, welche von Carl Braun aufgezählt wer-
den, gar keine Ursachen des Kindbettfiebers sind, und die Ur-
sachen, welche von Carl Braun aufgezählt werden, und welche
wirklich Ursachen des Kindbettfiebers sind, sind es nur da-

Semmelweis, Kindbettfieber, 34
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[529/0541] In einzelnen Fällen müsse man allerdings annehmen, dass eine Entzündung der Venen des Uterus oder seiner Innenfläche vorausgegangen und bereits wieder abgelaufen sei, wofür ein- mal die zurückbleibende Verdickung der Häute der grösseren Gebärmuttervenen, sodann auch jene Fälle sprechen, wo nach unzweifelhaft constatirter Metrophlebitis Heilung zu Stande kommt. Für die anderen Fälle dagegen, in denen sich keine Spur einer Uterusaffection auffinden lässt, müsse man die Frage aufwerfen, ob hier die Blutmasse an sich zur eiterigen Zer- setzung neige? Wo steckt der Angriff gegen meine Lehre in diesem Aufsatze? Meine Lehre sagt: Das Erste bei dem Kindbettfieber ist die Resorbtion eines zersetzten Stoffes, das Zweite ist die Blut- entmischung, und in diesem Stadio kann die Krankheit schon tödtlich werden, und mit diesen zwei Dingen ist das Wesen des Kindbettfiebers gegeben, die Exsudationen, die Metastasen können vorhanden sein und können auch fehlen, gewöhnlich sind bei vorhandenen Metastasen locale Entzündungen als Quellen der Metastasen nachzuweisen, wenn Metastasen vor- handen sind, ohne nachweisbare locale Entzündungen, als Quellen der Metastasen, so spricht das nicht gegen meine An- sicht; in eine Erklärung dieser Zufälligkeiten wollen wir uns in dieser Schrift nicht einlassen; diese Schrift ist bestimmt, die Entstehung, die Verhütung und den Begriff des Kindbettfiebers zu lehren. Nachdem wir den zersetzten Stoff, als alleinige Ursache des Kindbettfiebers, gegen die Angriffe Carl Braun’s, wie wir glauben, siegreich vertheidigten, wollen wir zur Beurtheilung der 30 Ursachen des Kindbettfiebers übergehen, wie solche von Carl Braun aufgezählt werden; es wird sich zeigen, dass viele dieser Ursachen, welche von Carl Braun aufgezählt wer- den, gar keine Ursachen des Kindbettfiebers sind, und die Ur- sachen, welche von Carl Braun aufgezählt werden, und welche wirklich Ursachen des Kindbettfiebers sind, sind es nur da- Semmelweis, Kindbettfieber, 34

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/541>, abgerufen am 22.11.2024.