So lange mir die Protokolle der ersten Gebärklinik zu Gebote standen, fühlte ich das Bedürfniss einer solchen Ta- belle nicht, weil dieses Factum von Niemanden geläugnet wurde, ich versäumte es, eine solche Tabelle anzufertigen. Später, als ich nicht mehr Assistent war, läugnete man dieses Factum, wie man auch einen bedeutenden Unterschied in der Sterblichkeit an der ersten und zweiten Gebärklinik läugnete, welcher Unterschied aber durch die Tabelle Nr. I. ein unläug- bares Factum wird. Professor Skoda stellte im Jahre 1848 im Professorencollegium der Wiener medicinischen Facultät den Antrag, das Professorencollegium möge eine Commission ernennen, welche unter andern Aufgaben auch die hätte, eine solche Tabelle anzufertigen.
Der Antrag wurde mit grosser Majorität angenommen, die Commission sogleich ernannt, allein in Folge eines Pro- testes des Professors der Geburtshilfe durfte auf höheren Be- fehl die Commission ihre Thätigkeit nicht beginnen.
Nebst den Wöchnerinnen, welche eine Gassengeburt überstanden, erkrankten auch die Wöchnerinnen, welche eine vorzeitige Geburt durchgemacht, auffallend seltener als dieje- nigen, welche rechtzeitig geboren. Die Wöchnerinnen, welche vorzeitig geboren, waren nicht nur denselben endemischen Schädlichkeiten der ersten Gebärklinik ausgesetzt, wie die Wöchnerinnen, welche rechtzeitig geboren, sondern einer Schädlichkeit mehr, nämlich derjenigen, welche die Geburt vorzeitig eingeleitet. Wie ist trotz dem ihr besserer Gesund- heitszustand zu erklären? Die Erklärung, dass, je vorzeitiger die Geburt eintrete, desto unentwickelter der Puerperalzu- stand sei, in Folge dessen die Disposition zu einer Puerperal- erkrankung geringer, ist durch die Beobachtung widerlegt, dass der Puerperalzustand zur Entstehung des Puerperalfie- bers gar nicht nöthig ist, da ja das Puerperalfieber schon während der Geburt, ja sogar während der Schwangerschaft beginnen, ja sogar tödten kann.
Der bessere Gesundheitszustand der Wöchnerinnen nach
So lange mir die Protokolle der ersten Gebärklinik zu Gebote standen, fühlte ich das Bedürfniss einer solchen Ta- belle nicht, weil dieses Factum von Niemanden geläugnet wurde, ich versäumte es, eine solche Tabelle anzufertigen. Später, als ich nicht mehr Assistent war, läugnete man dieses Factum, wie man auch einen bedeutenden Unterschied in der Sterblichkeit an der ersten und zweiten Gebärklinik läugnete, welcher Unterschied aber durch die Tabelle Nr. I. ein unläug- bares Factum wird. Professor Skoda stellte im Jahre 1848 im Professorencollegium der Wiener medicinischen Facultät den Antrag, das Professorencollegium möge eine Commission ernennen, welche unter andern Aufgaben auch die hätte, eine solche Tabelle anzufertigen.
Der Antrag wurde mit grosser Majorität angenommen, die Commission sogleich ernannt, allein in Folge eines Pro- testes des Professors der Geburtshilfe durfte auf höheren Be- fehl die Commission ihre Thätigkeit nicht beginnen.
Nebst den Wöchnerinnen, welche eine Gassengeburt überstanden, erkrankten auch die Wöchnerinnen, welche eine vorzeitige Geburt durchgemacht, auffallend seltener als dieje- nigen, welche rechtzeitig geboren. Die Wöchnerinnen, welche vorzeitig geboren, waren nicht nur denselben endemischen Schädlichkeiten der ersten Gebärklinik ausgesetzt, wie die Wöchnerinnen, welche rechtzeitig geboren, sondern einer Schädlichkeit mehr, nämlich derjenigen, welche die Geburt vorzeitig eingeleitet. Wie ist trotz dem ihr besserer Gesund- heitszustand zu erklären? Die Erklärung, dass, je vorzeitiger die Geburt eintrete, desto unentwickelter der Puerperalzu- stand sei, in Folge dessen die Disposition zu einer Puerperal- erkrankung geringer, ist durch die Beobachtung widerlegt, dass der Puerperalzustand zur Entstehung des Puerperalfie- bers gar nicht nöthig ist, da ja das Puerperalfieber schon während der Geburt, ja sogar während der Schwangerschaft beginnen, ja sogar tödten kann.
Der bessere Gesundheitszustand der Wöchnerinnen nach
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So lange mir die Protokolle der ersten Gebärklinik zu
Gebote standen, fühlte ich das Bedürfniss einer solchen Ta-
belle nicht, weil dieses Factum von Niemanden geläugnet
wurde, ich versäumte es, eine solche Tabelle anzufertigen.
Später, als ich nicht mehr Assistent war, läugnete man dieses
Factum, wie man auch einen bedeutenden Unterschied in der
Sterblichkeit an der ersten und zweiten Gebärklinik läugnete,
welcher Unterschied aber durch die Tabelle Nr. I. ein unläug-
bares Factum wird. Professor Skoda stellte im Jahre 1848
im Professorencollegium der Wiener medicinischen Facultät
den Antrag, das Professorencollegium möge eine Commission
ernennen, welche unter andern Aufgaben auch die hätte, eine
solche Tabelle anzufertigen.
Der Antrag wurde mit grosser Majorität angenommen,
die Commission sogleich ernannt, allein in Folge eines Pro-
testes des Professors der Geburtshilfe durfte auf höheren Be-
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Nebst den Wöchnerinnen, welche eine Gassengeburt
überstanden, erkrankten auch die Wöchnerinnen, welche eine
vorzeitige Geburt durchgemacht, auffallend seltener als dieje-
nigen, welche rechtzeitig geboren. Die Wöchnerinnen, welche
vorzeitig geboren, waren nicht nur denselben endemischen
Schädlichkeiten der ersten Gebärklinik ausgesetzt, wie die
Wöchnerinnen, welche rechtzeitig geboren, sondern einer
Schädlichkeit mehr, nämlich derjenigen, welche die Geburt
vorzeitig eingeleitet. Wie ist trotz dem ihr besserer Gesund-
heitszustand zu erklären? Die Erklärung, dass, je vorzeitiger
die Geburt eintrete, desto unentwickelter der Puerperalzu-
stand sei, in Folge dessen die Disposition zu einer Puerperal-
erkrankung geringer, ist durch die Beobachtung widerlegt,
dass der Puerperalzustand zur Entstehung des Puerperalfie-
bers gar nicht nöthig ist, da ja das Puerperalfieber schon
während der Geburt, ja sogar während der Schwangerschaft
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/58>, abgerufen am 21.11.2024.
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