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Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

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Gänzlich von dem Dreiecke, welches so die activen Vulcane Mindanao's bilden, getrennt, liegt ein anderer Vulcan auf der zu den Visaya's gehörenden Insel Negros, von dessen Vorhandensein kein Reisender und keine Karte5 etwas weiss. Den Nachrichten, welche ich über ihn von einem gebildeten in Iloilo auf Panay, einer gerade Negros gegenüberliegenden Insel, residirenden Engländer erhielt, würde ich kaum, trotz der hohen Glaubwürdigkeit des Mannes, Beachtung geschenkt haben, wenn ich mich nicht selbst von der Wahrheit seiner Angaben überzeugt hätte. Leider konnte ich auch diesen Vulcan nur aus der Ferne sehen. Sein stark rauchender hoher Kegel ragt weit über die niedrigen Kalkberge der benachbarten Insel Cebu empor, so dass er bei günstiger Witterung in dem weiten Canal zwischen Bohol und Cebu zu erblicken ist. Nach Schätzung muss er eine Meereshöhe von mindestens 5000' erreichen.

In weiter Entfernung von den bisher behandelten Vulcanen tritt nun auf dem langgestreckten südlichen Theile von Luzon eine Kette von Feuerbergen auf, deren südlichster der Vulcan von Bulusan die äusserste südöstliche Spitze von Luzon bezeichnet. Auch von ihm weiss man kaum mehr, als dass er zu den activen Vulcanen gerechnet werden muss; denn er sowohl, wie der etwas nördlicher liegende Vulcan von Albay haben den sich von Osten her nahenden Seefahrern von jeher als Leuchtthurm bei der Einfahrt in die Strasse von S. Bernardino gedient. Beide sind von beträchtlicher Höhe, der erste von etwa 5000, der Vulcan von Albay oder der Mayon von über 7000' Meereshöhe. Zahlreiche heftige Ausbrüche haben diesen letzteren, welcher in seiner äusserst regelmässigen conischen Gestalt als ein wahres Muster feuerspeiender Kegelberge dienen kaun, verrufen und gefürchtet gemacht. Unter den 7 in den Geschichtsbüchern registrirten Ausbrüchen6 sind es die beiden vom 24. October 1767 und vom 1. Januar 1814, welche durch ihre Schlammausbrüche oder Lavaströme und die vorausgehenden Erdbeben viele Dörfer rings um den Fuss des Berges zerstörten und Hunderten von Menschen das Leben raubten. Das Geräusch der Detonationen hörte man in Manila wie nahen Kanonendonner, und die Asche fiel hier so dicht, dass sie eine Schicht von 18 Linien Dicke auf dem Erdboden bildete. Aber der Mensch gewöhnt sich hier, wie überall, leicht an die Schrecken

Gänzlich von dem Dreiecke, welches so die activen Vulcane Mindanao’s bilden, getrennt, liegt ein anderer Vulcan auf der zu den Visaya’s gehörenden Insel Negros, von dessen Vorhandensein kein Reisender und keine Karte5 etwas weiss. Den Nachrichten, welche ich über ihn von einem gebildeten in Iloilo auf Panay, einer gerade Negros gegenüberliegenden Insel, residirenden Engländer erhielt, würde ich kaum, trotz der hohen Glaubwürdigkeit des Mannes, Beachtung geschenkt haben, wenn ich mich nicht selbst von der Wahrheit seiner Angaben überzeugt hätte. Leider konnte ich auch diesen Vulcan nur aus der Ferne sehen. Sein stark rauchender hoher Kegel ragt weit über die niedrigen Kalkberge der benachbarten Insel Cebú empor, so dass er bei günstiger Witterung in dem weiten Canal zwischen Bohol und Cebú zu erblicken ist. Nach Schätzung muss er eine Meereshöhe von mindestens 5000′ erreichen.

In weiter Entfernung von den bisher behandelten Vulcanen tritt nun auf dem langgestreckten südlichen Theile von Luzon eine Kette von Feuerbergen auf, deren südlichster der Vulcan von Bulusan die äusserste südöstliche Spitze von Luzon bezeichnet. Auch von ihm weiss man kaum mehr, als dass er zu den activen Vulcanen gerechnet werden muss; denn er sowohl, wie der etwas nördlicher liegende Vulcan von Albay haben den sich von Osten her nahenden Seefahrern von jeher als Leuchtthurm bei der Einfahrt in die Strasse von S. Bernardino gedient. Beide sind von beträchtlicher Höhe, der erste von etwa 5000, der Vulcan von Albay oder der Mayon von über 7000′ Meereshöhe. Zahlreiche heftige Ausbrüche haben diesen letzteren, welcher in seiner äusserst regelmässigen conischen Gestalt als ein wahres Muster feuerspeiender Kegelberge dienen kaun, verrufen und gefürchtet gemacht. Unter den 7 in den Geschichtsbüchern registrirten Ausbrüchen6 sind es die beiden vom 24. October 1767 und vom 1. Januar 1814, welche durch ihre Schlammausbrüche oder Lavaströme und die vorausgehenden Erdbeben viele Dörfer rings um den Fuss des Berges zerstörten und Hunderten von Menschen das Leben raubten. Das Geräusch der Detonationen hörte man in Manila wie nahen Kanonendonner, und die Asche fiel hier so dicht, dass sie eine Schicht von 18 Linien Dicke auf dem Erdboden bildete. Aber der Mensch gewöhnt sich hier, wie überall, leicht an die Schrecken

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[10/0010] Gänzlich von dem Dreiecke, welches so die activen Vulcane Mindanao’s bilden, getrennt, liegt ein anderer Vulcan auf der zu den Visaya’s gehörenden Insel Negros, von dessen Vorhandensein kein Reisender und keine Karte ⁵ etwas weiss. Den Nachrichten, welche ich über ihn von einem gebildeten in Iloilo auf Panay, einer gerade Negros gegenüberliegenden Insel, residirenden Engländer erhielt, würde ich kaum, trotz der hohen Glaubwürdigkeit des Mannes, Beachtung geschenkt haben, wenn ich mich nicht selbst von der Wahrheit seiner Angaben überzeugt hätte. Leider konnte ich auch diesen Vulcan nur aus der Ferne sehen. Sein stark rauchender hoher Kegel ragt weit über die niedrigen Kalkberge der benachbarten Insel Cebú empor, so dass er bei günstiger Witterung in dem weiten Canal zwischen Bohol und Cebú zu erblicken ist. Nach Schätzung muss er eine Meereshöhe von mindestens 5000′ erreichen. In weiter Entfernung von den bisher behandelten Vulcanen tritt nun auf dem langgestreckten südlichen Theile von Luzon eine Kette von Feuerbergen auf, deren südlichster der Vulcan von Bulusan die äusserste südöstliche Spitze von Luzon bezeichnet. Auch von ihm weiss man kaum mehr, als dass er zu den activen Vulcanen gerechnet werden muss; denn er sowohl, wie der etwas nördlicher liegende Vulcan von Albay haben den sich von Osten her nahenden Seefahrern von jeher als Leuchtthurm bei der Einfahrt in die Strasse von S. Bernardino gedient. Beide sind von beträchtlicher Höhe, der erste von etwa 5000, der Vulcan von Albay oder der Mayon von über 7000′ Meereshöhe. Zahlreiche heftige Ausbrüche haben diesen letzteren, welcher in seiner äusserst regelmässigen conischen Gestalt als ein wahres Muster feuerspeiender Kegelberge dienen kaun, verrufen und gefürchtet gemacht. Unter den 7 in den Geschichtsbüchern registrirten Ausbrüchen ⁶ sind es die beiden vom 24. October 1767 und vom 1. Januar 1814, welche durch ihre Schlammausbrüche oder Lavaströme und die vorausgehenden Erdbeben viele Dörfer rings um den Fuss des Berges zerstörten und Hunderten von Menschen das Leben raubten. Das Geräusch der Detonationen hörte man in Manila wie nahen Kanonendonner, und die Asche fiel hier so dicht, dass sie eine Schicht von 18 Linien Dicke auf dem Erdboden bildete. Aber der Mensch gewöhnt sich hier, wie überall, leicht an die Schrecken

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Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/10>, abgerufen am 21.11.2024.