Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

tiefes Loch, und in seinem Grunde noch der Stein, welcher durch die Wirbelbewegung des Wassers dasselbe in das Gestein hineingebohrt hatte. In der im höchsten Puncte kaum 150' über dem Meere erhobenen Centralebene Luzon's findet sich an vielen Stellen nach den Beobachtungen des Padre Llanos unter der oberflächlichen thonigen sehr dünnen Lage ein Meeressediment; und an einzelnen Orten in der Provinz Pangasinam, nördlich vom Arayat, sollen sich Salzwasserseen befinden, in welchen wie in manchen süsses oder brackiges Wasser führenden Flüssen derselben Provinz, nach Aussage der Priester noch jetzt Bohrmuscheln leben sollen. Ich habe leider diese Seen selbst nicht besuchen können, zweifle aber nicht an der Richtigkeit der Beobachtung, da die philippinischen "almejas" den europäischen Lithodomusarten (dactylus etc.) so völlig ähnlich sehen, dass die Priester, welche sie dort essen sollen, ihnen den spanischen wohlbekannten Namen gegeben haben. In Spanien wird die Lithodomus dactylus als ein trefflicher Leckerbissen geschätzt.

II. Skizze.--Die Riffe und das Leben im Meere.

Anmerkung 1. Da ich meine mit der herrschenden Theorie Darwin's im Widerspruch stehenden Ansichten in einem zoologischen Berichte niedergelegt habe, welcher den meisten Naturforschern unbekannt geblieben zu sein scheint, und da ich noch nicht in der Lage bin, bald eine ausführlichere eingehendere Schilderung meiner Beobachtungen zu geben, so erlaube ich mir hier einen Wiederabdruck des 1863 publicirten Aufsatzes (Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. 13, pag. 563-569):

"Die nördlichste Spitze der Gruppe der Pelew-Inseln oder Palaos bilden ächte Atolle; die Hauptmasse, welche der ganzen Gruppe ihren Namen übertragen hat, ist zum grössten Theil von Barrenriffen, im Süden von Küstenriffen umgeben; und die südlichste Insel ist völlig ohne eigentliches Riff. Der nördlichen Atolle sind drei: Aruangel, Kreiangel und Cossol. Die nördlichste Spitze der Insel Babelthaub setzt sich über in die hufeisenförmige Bank von Cossol, die in einer Ausdehnung von 5-6 S.-M. ihr nördliches geschlossenes Ende, durch einen 2 M. breiten Canal getrennt, dem Atoll von Kreiangel zukehrt. Ihr südliches offenes Ende scheint aus einem tiefen Canal durch allmäliges Verwachsen vereinzelter Korallenbänke seinen Ursprung zu nehmen, und Arme dieses tiefen Canals vereinigen sich zu dem Lagunencanal der eigentlichen atollförmigen Bank, welcher von dem bei niedriger Ebbe fast ganz trocken gelegten erhöhten Rand des Riffes umschlossen wird. Der Atoll Kreiangel ist vollkommen geschlossen, von 4-5 Meilen Länge und etwa 2 S.-M. Breite. Die westliche Seite des Riffes, nur schwachen Winden und seltenen

tiefes Loch, und in seinem Grunde noch der Stein, welcher durch die Wirbelbewegung des Wassers dasselbe in das Gestein hineingebohrt hatte. In der im höchsten Puncte kaum 150′ über dem Meere erhobenen Centralebene Luzon’s findet sich an vielen Stellen nach den Beobachtungen des Padre Llanos unter der oberflächlichen thonigen sehr dünnen Lage ein Meeressediment; und an einzelnen Orten in der Provinz Pangasinam, nördlich vom Arayat, sollen sich Salzwasserseen befinden, in welchen wie in manchen süsses oder brackiges Wasser führenden Flüssen derselben Provinz, nach Aussage der Priester noch jetzt Bohrmuscheln leben sollen. Ich habe leider diese Seen selbst nicht besuchen können, zweifle aber nicht an der Richtigkeit der Beobachtung, da die philippinischen “almejas” den europäischen Lithodomusarten (dactylus etc.) so völlig ähnlich sehen, dass die Priester, welche sie dort essen sollen, ihnen den spanischen wohlbekannten Namen gegeben haben. In Spanien wird die Lithodomus dactylus als ein trefflicher Leckerbissen geschätzt.

II. Skizze.—Die Riffe und das Leben im Meere.

Anmerkung 1. Da ich meine mit der herrschenden Theorie Darwin’s im Widerspruch stehenden Ansichten in einem zoologischen Berichte niedergelegt habe, welcher den meisten Naturforschern unbekannt geblieben zu sein scheint, und da ich noch nicht in der Lage bin, bald eine ausführlichere eingehendere Schilderung meiner Beobachtungen zu geben, so erlaube ich mir hier einen Wiederabdruck des 1863 publicirten Aufsatzes (Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. 13, pag. 563–569):

“Die nördlichste Spitze der Gruppe der Pelew-Inseln oder Palaos bilden ächte Atolle; die Hauptmasse, welche der ganzen Gruppe ihren Namen übertragen hat, ist zum grössten Theil von Barrenriffen, im Süden von Küstenriffen umgeben; und die südlichste Insel ist völlig ohne eigentliches Riff. Der nördlichen Atolle sind drei: Aruangel, Kreiangel und Cossol. Die nördlichste Spitze der Insel Babelthaub setzt sich über in die hufeisenförmige Bank von Cossol, die in einer Ausdehnung von 5–6 S.-M. ihr nördliches geschlossenes Ende, durch einen 2 M. breiten Canal getrennt, dem Atoll von Kreiangel zukehrt. Ihr südliches offenes Ende scheint aus einem tiefen Canal durch allmäliges Verwachsen vereinzelter Korallenbänke seinen Ursprung zu nehmen, und Arme dieses tiefen Canals vereinigen sich zu dem Lagunencanal der eigentlichen atollförmigen Bank, welcher von dem bei niedriger Ebbe fast ganz trocken gelegten erhöhten Rand des Riffes umschlossen wird. Der Atoll Kreiangel ist vollkommen geschlossen, von 4–5 Meilen Länge und etwa 2 S.-M. Breite. Die westliche Seite des Riffes, nur schwachen Winden und seltenen

<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p xml:id="n1.14"><pb facs="#f0103" n="103"/>
tiefes Loch, und in seinem Grunde noch der Stein,
                         welcher durch die Wirbelbewegung des Wassers dasselbe in das Gestein
                         hineingebohrt hatte. In der im höchsten Puncte kaum 150&#x2032;
                         über dem Meere erhobenen Centralebene Luzon&#x2019;s findet sich an
                         vielen Stellen nach den Beobachtungen des Padre Llanos unter der
                         oberflächlichen thonigen sehr dünnen Lage ein Meeressediment; und
                         an einzelnen Orten in der Provinz Pangasinam, nördlich vom Arayat,
                         sollen sich Salzwasserseen befinden, in welchen wie in manchen süsses
                         oder brackiges Wasser führenden Flüssen derselben Provinz, nach
                         Aussage der Priester noch jetzt Bohrmuscheln leben sollen. Ich habe leider
                         diese Seen selbst nicht besuchen können, zweifle aber nicht an der
                         Richtigkeit der Beobachtung, da die philippinischen &#x201C;almejas&#x201D;
                         den europäischen Lithodomusarten (dactylus etc.) so völlig
                         ähnlich sehen, dass die Priester, welche sie dort essen sollen, ihnen
                         den spanischen wohlbekannten Namen gegeben haben. In Spanien wird die
                         Lithodomus dactylus als ein trefflicher Leckerbissen geschätzt. </p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>II. Skizze.&#x2014;Die Riffe und das Leben im Meere.</head><lb/>
          <p xml:id="n2.1"><hi rendition="#g">Anmerkung 1</hi>. Da ich meine mit der
                         herrschenden Theorie Darwin&#x2019;s im Widerspruch stehenden Ansichten in
                         einem zoologischen Berichte niedergelegt habe, welcher den meisten
                         Naturforschern unbekannt geblieben zu sein scheint, und da ich noch nicht in
                         der Lage bin, bald eine ausführlichere eingehendere Schilderung meiner
                         Beobachtungen zu geben, so erlaube ich mir hier einen Wiederabdruck des 1863
                         publicirten Aufsatzes (Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. 13, pag.
                         563&#x2013;569): </p>
          <p>&#x201C;Die nördlichste Spitze der Gruppe der Pelew-Inseln oder Palaos
                         bilden ächte Atolle; die Hauptmasse, welche der ganzen Gruppe ihren
                         Namen übertragen hat, ist zum grössten Theil von Barrenriffen, im
                         Süden von Küstenriffen umgeben; und die südlichste Insel ist
                         völlig ohne eigentliches Riff. Der nördlichen Atolle sind drei:
                         Aruangel, Kreiangel und Cossol. Die nördlichste Spitze der Insel
                         Babelthaub setzt sich über in die hufeisenförmige Bank von Cossol,
                         die in einer Ausdehnung von 5&#x2013;6 S.-M. ihr nördliches
                         geschlossenes Ende, durch einen 2 M. breiten Canal getrennt, dem Atoll von
                         Kreiangel zukehrt. Ihr südliches offenes Ende scheint aus einem tiefen
                         Canal durch allmäliges Verwachsen vereinzelter Korallenbänke
                         seinen Ursprung zu nehmen, und Arme dieses tiefen Canals vereinigen sich zu
                         dem Lagunencanal der eigentlichen atollförmigen Bank, welcher von dem
                         bei niedriger Ebbe fast ganz trocken gelegten erhöhten Rand des Riffes
                         umschlossen wird. Der Atoll Kreiangel ist vollkommen geschlossen, von
                         4&#x2013;5 Meilen Länge und etwa 2 S.-M. Breite. Die westliche Seite des
                         Riffes, nur schwachen Winden und seltenen
</p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[103/0103] tiefes Loch, und in seinem Grunde noch der Stein, welcher durch die Wirbelbewegung des Wassers dasselbe in das Gestein hineingebohrt hatte. In der im höchsten Puncte kaum 150′ über dem Meere erhobenen Centralebene Luzon’s findet sich an vielen Stellen nach den Beobachtungen des Padre Llanos unter der oberflächlichen thonigen sehr dünnen Lage ein Meeressediment; und an einzelnen Orten in der Provinz Pangasinam, nördlich vom Arayat, sollen sich Salzwasserseen befinden, in welchen wie in manchen süsses oder brackiges Wasser führenden Flüssen derselben Provinz, nach Aussage der Priester noch jetzt Bohrmuscheln leben sollen. Ich habe leider diese Seen selbst nicht besuchen können, zweifle aber nicht an der Richtigkeit der Beobachtung, da die philippinischen “almejas” den europäischen Lithodomusarten (dactylus etc.) so völlig ähnlich sehen, dass die Priester, welche sie dort essen sollen, ihnen den spanischen wohlbekannten Namen gegeben haben. In Spanien wird die Lithodomus dactylus als ein trefflicher Leckerbissen geschätzt. II. Skizze.—Die Riffe und das Leben im Meere. Anmerkung 1. Da ich meine mit der herrschenden Theorie Darwin’s im Widerspruch stehenden Ansichten in einem zoologischen Berichte niedergelegt habe, welcher den meisten Naturforschern unbekannt geblieben zu sein scheint, und da ich noch nicht in der Lage bin, bald eine ausführlichere eingehendere Schilderung meiner Beobachtungen zu geben, so erlaube ich mir hier einen Wiederabdruck des 1863 publicirten Aufsatzes (Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. 13, pag. 563–569): “Die nördlichste Spitze der Gruppe der Pelew-Inseln oder Palaos bilden ächte Atolle; die Hauptmasse, welche der ganzen Gruppe ihren Namen übertragen hat, ist zum grössten Theil von Barrenriffen, im Süden von Küstenriffen umgeben; und die südlichste Insel ist völlig ohne eigentliches Riff. Der nördlichen Atolle sind drei: Aruangel, Kreiangel und Cossol. Die nördlichste Spitze der Insel Babelthaub setzt sich über in die hufeisenförmige Bank von Cossol, die in einer Ausdehnung von 5–6 S.-M. ihr nördliches geschlossenes Ende, durch einen 2 M. breiten Canal getrennt, dem Atoll von Kreiangel zukehrt. Ihr südliches offenes Ende scheint aus einem tiefen Canal durch allmäliges Verwachsen vereinzelter Korallenbänke seinen Ursprung zu nehmen, und Arme dieses tiefen Canals vereinigen sich zu dem Lagunencanal der eigentlichen atollförmigen Bank, welcher von dem bei niedriger Ebbe fast ganz trocken gelegten erhöhten Rand des Riffes umschlossen wird. Der Atoll Kreiangel ist vollkommen geschlossen, von 4–5 Meilen Länge und etwa 2 S.-M. Breite. Die westliche Seite des Riffes, nur schwachen Winden und seltenen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Die Transkription enspricht den DTA-Richtlinien.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/103
Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/103>, abgerufen am 21.11.2024.