Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.zu ihrer Ansiedlung vorhanden ist. Dies aber kann, wie die Beobachtung von Pourtales lehrt, auf die leichteste Weise durch allmälige Hebung irgend eines Kalkconglomerates--oder eines vorgebildeten festen Gesteines--geschehen. Eine scheinbare Schwierigkeit für meine Ansicht, dass die Korallenriffe sehr wohl während einer Periode der Hebung sich gebildet haben können, liegt in der Behauptung, dass die echten Barrenriffe sich wie die Atolle nur bis an die Oberfläche des Meeres oder nur wenig über dieselbe erheben sollen. Einmal ist dies nicht durchgehends richtig; aber selbst wenn es der Fall wäre, so gäbe ein solches Factum noch durchaus keinen Grund ab gegen die Annahme, dass die abschleifende und auflösende Wirkung des Wogenschlages, der Strömungen und der athmosphärischen Einflüsse stärker sei, als die erhebende Kraft. Dass letztere, die vulcanische Kraft, wenn ich so sagen darf, mitunter stärker ist, als die an der Oberfläche entgegenwirkende, beweisen die gehobenen Korallenriffe auf den Pelew-Inseln, den Philippinen etc.; ist sie aber schwächer, so ist eben allen jenen Einwirkungen der Elemente freies Spiel gelassen, auf deren Complex ich die Bildung der echten Korallenriffe eher zurückführen möchte, als auf die einzige Ursache der Senkung ganzer Regionen, wie es Darwin thut. Anmerkung 2. Für die Zoologen füge ich über diesen interessanten Krebs noch einige Bemerkungen hinzu. Der jüngere M. Edwards beschreibt (Maillard, Notes sur l'isle de la Reunion) einen solchen Krebs, der in einem Loche einer Maeandrina leben soll, unter dem Gattungsnamen Lithoscaptus. Dass dieser M. Edward'sche Krebs, dessen Beschreibung sehr sorgfältig ist, wirklich mit dem von mir in Gallen verschiedener Korallen gefundenen generisch übereinstimmt, beweist mir eine philippinische in dem Loch einer Astraea lebende Art, welche sich nur specifisch von den 2 philippinischen in Gallen lebenden Species trennen lässt. Dann sehe ich aus einer Notiz von Verrill "Remarkable Instances of Crustacean Parasitism" in Silliman's American Journal July 1867, dass schon Stimpson dieselbe Gattung aus Gallen der Pocillopora cespitosa unter dem Namen Hapalocarcinus beschrieben hat. Dieser letztere Name hat also die Priorität vor dem von M. Edwards. Ob in neuerer Zeit, seit 1865, irgend ein Autor noch Beobachtungen über diese Krebse mitgetheilt hat, kann ich nicht sagen, da ich in Bezug auf Literatur hier in Würzburg sehr beschränkt bin, und die entomologischen Jahresberichte von Gerstäcker so unregelmässig erscheinen, dass ich bis jetzt immer noch nicht den zweiten Theil des für 1865-66 herausgegebenen Berichtes erhalten habe, welcher die Crustaceen enthält. Anmerkung 3. Ich verweise in Bezug auf die Lebensweise und Organisation der Holothurien auf mein Werk über diese Thiergruppe, das als 1. Band des wissenschaftlichen Theiles meines Reisewerkes erschienen ist. Anmerkung 4. Ich verweise den Leser, der sich spezieller über die Tamblegam Perlenmuschel unterrichten will, auf einen Aufsatz in den Annals of Natural History 1858 Vol. I. pag. 88-91. zu ihrer Ansiedlung vorhanden ist. Dies aber kann, wie die Beobachtung von Pourtales lehrt, auf die leichteste Weise durch allmälige Hebung irgend eines Kalkconglomerates—oder eines vorgebildeten festen Gesteines—geschehen. Eine scheinbare Schwierigkeit für meine Ansicht, dass die Korallenriffe sehr wohl während einer Periode der Hebung sich gebildet haben können, liegt in der Behauptung, dass die echten Barrenriffe sich wie die Atolle nur bis an die Oberfläche des Meeres oder nur wenig über dieselbe erheben sollen. Einmal ist dies nicht durchgehends richtig; aber selbst wenn es der Fall wäre, so gäbe ein solches Factum noch durchaus keinen Grund ab gegen die Annahme, dass die abschleifende und auflösende Wirkung des Wogenschlages, der Strömungen und der athmosphärischen Einflüsse stärker sei, als die erhebende Kraft. Dass letztere, die vulcanische Kraft, wenn ich so sagen darf, mitunter stärker ist, als die an der Oberfläche entgegenwirkende, beweisen die gehobenen Korallenriffe auf den Pelew-Inseln, den Philippinen etc.; ist sie aber schwächer, so ist eben allen jenen Einwirkungen der Elemente freies Spiel gelassen, auf deren Complex ich die Bildung der echten Korallenriffe eher zurückführen möchte, als auf die einzige Ursache der Senkung ganzer Regionen, wie es Darwin thut. Anmerkung 2. Für die Zoologen füge ich über diesen interessanten Krebs noch einige Bemerkungen hinzu. Der jüngere M. Edwards beschreibt (Maillard, Notes sur l’isle de la Réunion) einen solchen Krebs, der in einem Loche einer Maeandrina leben soll, unter dem Gattungsnamen Lithoscaptus. Dass dieser M. Edward’sche Krebs, dessen Beschreibung sehr sorgfältig ist, wirklich mit dem von mir in Gallen verschiedener Korallen gefundenen generisch übereinstimmt, beweist mir eine philippinische in dem Loch einer Astraea lebende Art, welche sich nur specifisch von den 2 philippinischen in Gallen lebenden Species trennen lässt. Dann sehe ich aus einer Notiz von Verrill “Remarkable Instances of Crustacean Parasitism” in Silliman’s American Journal July 1867, dass schon Stimpson dieselbe Gattung aus Gallen der Pocillopora cespitosa unter dem Namen Hapalocarcinus beschrieben hat. Dieser letztere Name hat also die Priorität vor dem von M. Edwards. Ob in neuerer Zeit, seit 1865, irgend ein Autor noch Beobachtungen über diese Krebse mitgetheilt hat, kann ich nicht sagen, da ich in Bezug auf Literatur hier in Würzburg sehr beschränkt bin, und die entomologischen Jahresberichte von Gerstäcker so unregelmässig erscheinen, dass ich bis jetzt immer noch nicht den zweiten Theil des für 1865–66 herausgegebenen Berichtes erhalten habe, welcher die Crustaceen enthält. Anmerkung 3. Ich verweise in Bezug auf die Lebensweise und Organisation der Holothurien auf mein Werk über diese Thiergruppe, das als 1. Band des wissenschaftlichen Theiles meines Reisewerkes erschienen ist. Anmerkung 4. Ich verweise den Leser, der sich spezieller über die Tamblegam Perlenmuschel unterrichten will, auf einen Aufsatz in den Annals of Natural History 1858 Vol. I. pag. 88–91. <TEI> <text> <back> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0112" n="112"/> zu ihrer Ansiedlung vorhanden ist. 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zu ihrer Ansiedlung vorhanden ist. Dies aber kann, wie die Beobachtung von Pourtales lehrt, auf die leichteste Weise durch allmälige Hebung irgend eines Kalkconglomerates—oder eines vorgebildeten festen Gesteines—geschehen. Eine scheinbare Schwierigkeit für meine Ansicht, dass die Korallenriffe sehr wohl während einer Periode der Hebung sich gebildet haben können, liegt in der Behauptung, dass die echten Barrenriffe sich wie die Atolle nur bis an die Oberfläche des Meeres oder nur wenig über dieselbe erheben sollen. Einmal ist dies nicht durchgehends richtig; aber selbst wenn es der Fall wäre, so gäbe ein solches Factum noch durchaus keinen Grund ab gegen die Annahme, dass die abschleifende und auflösende Wirkung des Wogenschlages, der Strömungen und der athmosphärischen Einflüsse stärker sei, als die erhebende Kraft. Dass letztere, die vulcanische Kraft, wenn ich so sagen darf, mitunter stärker ist, als die an der Oberfläche entgegenwirkende, beweisen die gehobenen Korallenriffe auf den Pelew-Inseln, den Philippinen etc.; ist sie aber schwächer, so ist eben allen jenen Einwirkungen der Elemente freies Spiel gelassen, auf deren Complex ich die Bildung der echten Korallenriffe eher zurückführen möchte, als auf die einzige Ursache der Senkung ganzer Regionen, wie es Darwin thut.
Anmerkung 2. Für die Zoologen füge ich über diesen interessanten Krebs noch einige Bemerkungen hinzu. Der jüngere M. Edwards beschreibt (Maillard, Notes sur l’isle de la Réunion) einen solchen Krebs, der in einem Loche einer Maeandrina leben soll, unter dem Gattungsnamen Lithoscaptus. Dass dieser M. Edward’sche Krebs, dessen Beschreibung sehr sorgfältig ist, wirklich mit dem von mir in Gallen verschiedener Korallen gefundenen generisch übereinstimmt, beweist mir eine philippinische in dem Loch einer Astraea lebende Art, welche sich nur specifisch von den 2 philippinischen in Gallen lebenden Species trennen lässt. Dann sehe ich aus einer Notiz von Verrill “Remarkable Instances of Crustacean Parasitism” in Silliman’s American Journal July 1867, dass schon Stimpson dieselbe Gattung aus Gallen der Pocillopora cespitosa unter dem Namen Hapalocarcinus beschrieben hat. Dieser letztere Name hat also die Priorität vor dem von M. Edwards. Ob in neuerer Zeit, seit 1865, irgend ein Autor noch Beobachtungen über diese Krebse mitgetheilt hat, kann ich nicht sagen, da ich in Bezug auf Literatur hier in Würzburg sehr beschränkt bin, und die entomologischen Jahresberichte von Gerstäcker so unregelmässig erscheinen, dass ich bis jetzt immer noch nicht den zweiten Theil des für 1865–66 herausgegebenen Berichtes erhalten habe, welcher die Crustaceen enthält.
Anmerkung 3. Ich verweise in Bezug auf die Lebensweise und Organisation der Holothurien auf mein Werk über diese Thiergruppe, das als 1. Band des wissenschaftlichen Theiles meines Reisewerkes erschienen ist.
Anmerkung 4. Ich verweise den Leser, der sich spezieller über die Tamblegam Perlenmuschel unterrichten will, auf einen Aufsatz in den Annals of Natural History 1858 Vol. I. pag. 88–91.
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