Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.welcher Manila in neuerer Zeit heimsuchte, war der vom September 1865; er begann am 26. Mittags und endete am 28. Morgens. Während dieser 40 Stunden fiel unaufhörlicher Regen in solchen Mengen, dass der Rio Pasig weit über seine Ufer hinaustrat und die Stadt Manila mit allen ihren Vorstädten überschwemmte, so dass der Verkehr auf den Strassen durch Boote unterhalten werden musste. Hat dann endlich der Nordost, mitunter in mehrfach erneutem Kampfe, im October seinen Rivalen aus dem Süden besiegt, so gehen dann allmälig die wechselnden Winde in den stetigen Nordostwind des Winters oder der trocknen Jahreszeit über, während zugleich die Temperatur sich in dem Masse erniedrigt, als die Sonne sich mehr und mehr ihrer südlichen Culmination unterhalb des Aequators nähert. Wie wir aber schon zwischen Manila und Bohol eine grosse Verschiebung in der Periode der Monsune bemerkt haben, so gilt auch die hier näher geschilderte Periodicität in den übrigen atmosphärischen Erscheinungen nicht für die ganze Inselgruppe, oder selbst für alle Orte derselben Insel. Wir erinnern uns, dass Luzon mit seinen hohen von Nord nach Süd streichenden Bergketten gegen die herrschenden mittleren Windrichtungen dieselbe Stellung einnimmt, wie Ceylon im indischen Ocean und wir verstehen nun, warum die östliche und westliche Hälfte der Insel in Bezug auf die Vertheilung des Regens so gänzlich von einander verschieden sein müssen. Denn während der nordöstliche Wind alle Feuchtigkeit, die er auf seinem Wege durch den stillen Ocean angesammelt hat, an der Ostküste und in den hohen Bergen des Ostens und Nordens vollständig absetzt, gelangt er nun an die Westseite der Insel als trockner Wind; und der Südwestwind schlägt seinen Regen an der westlichen Seite der Insel nieder. So kann man leicht, indem man von einem Ort zum andern reist, sich aus der nassen in die trockne Jahreszeit versetzen. Als ich mich im November 1860 in Aparri an Bord eines Dampfers einschiffte, um nach Manila zu reisen, hatten wir dort an der Nordküste Luzon's fast täglich fallende heftige Regen, die von starken Nordoststürmen gebracht wurden; und schon nach wenigen Stunden waren wir hart an der Küste von Ylocos gänzlich gegen den stürmischen Nordost durch die hohe Bergkette geschützt und fuhren nun bei beständig heiterem Wetter bis nach Manila hinunter. welcher Manila in neuerer Zeit heimsuchte, war der vom September 1865; er begann am 26. Mittags und endete am 28. Morgens. Während dieser 40 Stunden fiel unaufhörlicher Regen in solchen Mengen, dass der Rio Pasig weit über seine Ufer hinaustrat und die Stadt Manila mit allen ihren Vorstädten überschwemmte, so dass der Verkehr auf den Strassen durch Boote unterhalten werden musste. Hat dann endlich der Nordost, mitunter in mehrfach erneutem Kampfe, im October seinen Rivalen aus dem Süden besiegt, so gehen dann allmälig die wechselnden Winde in den stetigen Nordostwind des Winters oder der trocknen Jahreszeit über, während zugleich die Temperatur sich in dem Masse erniedrigt, als die Sonne sich mehr und mehr ihrer südlichen Culmination unterhalb des Aequators nähert. Wie wir aber schon zwischen Manila und Bohol eine grosse Verschiebung in der Periode der Monsune bemerkt haben, so gilt auch die hier näher geschilderte Periodicität in den übrigen atmosphärischen Erscheinungen nicht für die ganze Inselgruppe, oder selbst für alle Orte derselben Insel. Wir erinnern uns, dass Luzon mit seinen hohen von Nord nach Süd streichenden Bergketten gegen die herrschenden mittleren Windrichtungen dieselbe Stellung einnimmt, wie Ceylon im indischen Ocean und wir verstehen nun, warum die östliche und westliche Hälfte der Insel in Bezug auf die Vertheilung des Regens so gänzlich von einander verschieden sein müssen. Denn während der nordöstliche Wind alle Feuchtigkeit, die er auf seinem Wege durch den stillen Ocean angesammelt hat, an der Ostküste und in den hohen Bergen des Ostens und Nordens vollständig absetzt, gelangt er nun an die Westseite der Insel als trockner Wind; und der Südwestwind schlägt seinen Regen an der westlichen Seite der Insel nieder. So kann man leicht, indem man von einem Ort zum andern reist, sich aus der nassen in die trockne Jahreszeit versetzen. Als ich mich im November 1860 in Aparri an Bord eines Dampfers einschiffte, um nach Manila zu reisen, hatten wir dort an der Nordküste Luzon’s fast täglich fallende heftige Regen, die von starken Nordoststürmen gebracht wurden; und schon nach wenigen Stunden waren wir hart an der Küste von Ylocos gänzlich gegen den stürmischen Nordost durch die hohe Bergkette geschützt und fuhren nun bei beständig heiterem Wetter bis nach Manila hinunter. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="41"/> welcher Manila in neuerer Zeit heimsuchte, war der vom September 1865; er begann am 26. Mittags und endete am 28. Morgens. Während dieser 40 Stunden fiel unaufhörlicher Regen in solchen Mengen, dass der Rio Pasig weit über seine Ufer hinaustrat und die Stadt Manila mit allen ihren Vorstädten überschwemmte, so dass der Verkehr auf den Strassen durch Boote unterhalten werden musste. 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welcher Manila in neuerer Zeit heimsuchte, war der vom September 1865; er begann am 26. Mittags und endete am 28. Morgens. Während dieser 40 Stunden fiel unaufhörlicher Regen in solchen Mengen, dass der Rio Pasig weit über seine Ufer hinaustrat und die Stadt Manila mit allen ihren Vorstädten überschwemmte, so dass der Verkehr auf den Strassen durch Boote unterhalten werden musste. Hat dann endlich der Nordost, mitunter in mehrfach erneutem Kampfe, im October seinen Rivalen aus dem Süden besiegt, so gehen dann allmälig die wechselnden Winde in den stetigen Nordostwind des Winters oder der trocknen Jahreszeit über, während zugleich die Temperatur sich in dem Masse erniedrigt, als die Sonne sich mehr und mehr ihrer südlichen Culmination unterhalb des Aequators nähert.
Wie wir aber schon zwischen Manila und Bohol eine grosse Verschiebung in der Periode der Monsune bemerkt haben, so gilt auch die hier näher geschilderte Periodicität in den übrigen atmosphärischen Erscheinungen nicht für die ganze Inselgruppe, oder selbst für alle Orte derselben Insel. Wir erinnern uns, dass Luzon mit seinen hohen von Nord nach Süd streichenden Bergketten gegen die herrschenden mittleren Windrichtungen dieselbe Stellung einnimmt, wie Ceylon im indischen Ocean und wir verstehen nun, warum die östliche und westliche Hälfte der Insel in Bezug auf die Vertheilung des Regens so gänzlich von einander verschieden sein müssen. Denn während der nordöstliche Wind alle Feuchtigkeit, die er auf seinem Wege durch den stillen Ocean angesammelt hat, an der Ostküste und in den hohen Bergen des Ostens und Nordens vollständig absetzt, gelangt er nun an die Westseite der Insel als trockner Wind; und der Südwestwind schlägt seinen Regen an der westlichen Seite der Insel nieder. So kann man leicht, indem man von einem Ort zum andern reist, sich aus der nassen in die trockne Jahreszeit versetzen. Als ich mich im November 1860 in Aparri an Bord eines Dampfers einschiffte, um nach Manila zu reisen, hatten wir dort an der Nordküste Luzon’s fast täglich fallende heftige Regen, die von starken Nordoststürmen gebracht wurden; und schon nach wenigen Stunden waren wir hart an der Küste von Ylocos gänzlich gegen den stürmischen Nordost durch die hohe Bergkette geschützt und fuhren nun bei beständig heiterem Wetter bis nach Manila hinunter.
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