Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

in Bohol und mehr als die Hälfte des Sommermaximum's in Manila. Das ganz im Westen und auf 6° 50' N. B. liegende Zamboanga endlich nähert sich in der Vertheilung des hier fallenden Regens noch mehr den Verhältnissen, wie sie der Aequitorialzone der Calmen eigen zu sein pflegen, denn trotzdem das Land hier gegen den Nordostwind geschützt, dem Südwestwinde offen liegt, so bringen beide Winde hier doch so ziemlich die gleiche Zahl von Regentagen.

Die Sonne ist der Quell alles Lebens. Wie ohne ihre erwärmenden Strahlen die Blätter der Bäume und Sträucher nicht ergrünen, so ist sie es auch, welche die Bewegung unserer Atmosphäre, die Winde erzeugt und das Athmen des Meeres, den aufsteigenden Wasserdunst, hervorbringt, der nun als Regen wieder vom Himmel den durstigen Pflanzen zugesandt wird. So hängt von der verschiedenen Vertheilung der Wärme, der Winde und der Feuchtigkeit in Zeit und Raum auch das Leben der Organismen ab. Wir wollen den Einfluss des Klima's zunächst auf die vegetabilischen Producte des Landes näher untersuchen.

Grosse Ueppigkeit des Pflanzenwuchses ist hier die Folge des gleichmässig warmen und sehr feuchten Klimas. Undurchdringlicher tropischer Wald bedeckt bis auf die höchsten Spitzen der Berge hinauf das Land; und in den Ebenen und Thälern, um die Dörfer der Eingeborenen herum, erzeugen sich die bekannten tropischen Nutzpflanzen. Cacao und Indigo, Caffe, Baumwolle, im Süden selbst Canehl3--welcher in Mindanao wild zu wachsen scheint--dazu die Mangabäume, die Cocospalmen und Bananen und viele andere Fruchtbäume gedeihen in üppigster Fülle. Bald halten sie sich--wie die Manga, Caffe, Indigo und Cacao--an besondere Jahreszeiten zur Reifung ihrer Früchte; oder sie geben, wie die Cocospalmen und die Bananen, dem Eingeborenen eine nie versiegende Quelle schmackhafter Nahrung. Schärfer fast, als die einheimischen Pflanzen und Bäume, drückt sich in dem Anbau der eingeführten Nutzpflanzen der Einfluss des Klima's und seiner periodischen Erscheinungen aus. Das Zuckerrohr wird in den nächsten Provinzen um Manila herum, welche alle ein ziemlich gleichartiges Klima besitzen, im März oder April, also kurz vor Eintritt der Regenzeit gepflanzt; während sich die Manobo's in Mindanao dabei an gar keine bestimmte Jahreszeit halten, da selbst

in Bohol und mehr als die Hälfte des Sommermaximum’s in Manila. Das ganz im Westen und auf 6° 50′ N. B. liegende Zamboanga endlich nähert sich in der Vertheilung des hier fallenden Regens noch mehr den Verhältnissen, wie sie der Aequitorialzone der Calmen eigen zu sein pflegen, denn trotzdem das Land hier gegen den Nordostwind geschützt, dem Südwestwinde offen liegt, so bringen beide Winde hier doch so ziemlich die gleiche Zahl von Regentagen.

Die Sonne ist der Quell alles Lebens. Wie ohne ihre erwärmenden Strahlen die Blätter der Bäume und Sträucher nicht ergrünen, so ist sie es auch, welche die Bewegung unserer Atmosphäre, die Winde erzeugt und das Athmen des Meeres, den aufsteigenden Wasserdunst, hervorbringt, der nun als Regen wieder vom Himmel den durstigen Pflanzen zugesandt wird. So hängt von der verschiedenen Vertheilung der Wärme, der Winde und der Feuchtigkeit in Zeit und Raum auch das Leben der Organismen ab. Wir wollen den Einfluss des Klima’s zunächst auf die vegetabilischen Producte des Landes näher untersuchen.

Grosse Ueppigkeit des Pflanzenwuchses ist hier die Folge des gleichmässig warmen und sehr feuchten Klimas. Undurchdringlicher tropischer Wald bedeckt bis auf die höchsten Spitzen der Berge hinauf das Land; und in den Ebenen und Thälern, um die Dörfer der Eingeborenen herum, erzeugen sich die bekannten tropischen Nutzpflanzen. Cacao und Indigo, Caffe, Baumwolle, im Süden selbst Canehl3—welcher in Mindanao wild zu wachsen scheint—dazu die Mangabäume, die Cocospalmen und Bananen und viele andere Fruchtbäume gedeihen in üppigster Fülle. Bald halten sie sich—wie die Manga, Caffe, Indigo und Cacao—an besondere Jahreszeiten zur Reifung ihrer Früchte; oder sie geben, wie die Cocospalmen und die Bananen, dem Eingeborenen eine nie versiegende Quelle schmackhafter Nahrung. Schärfer fast, als die einheimischen Pflanzen und Bäume, drückt sich in dem Anbau der eingeführten Nutzpflanzen der Einfluss des Klima’s und seiner periodischen Erscheinungen aus. Das Zuckerrohr wird in den nächsten Provinzen um Manila herum, welche alle ein ziemlich gleichartiges Klima besitzen, im März oder April, also kurz vor Eintritt der Regenzeit gepflanzt; während sich die Manobo’s in Mindanao dabei an gar keine bestimmte Jahreszeit halten, da selbst

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0043" n="43"/>
in Bohol und mehr als die
                     Hälfte des Sommermaximum&#x2019;s in Manila. Das ganz im Westen und auf
                     6° 50&#x2032; N. B. liegende <hi rendition="#g">Zamboanga</hi> endlich
                     nähert sich in der Vertheilung des hier fallenden Regens noch mehr den
                     Verhältnissen, wie sie der Aequitorialzone der Calmen eigen zu sein
                     pflegen, denn trotzdem das Land hier gegen den Nordostwind geschützt, dem
                     Südwestwinde offen liegt, so bringen beide Winde hier doch so ziemlich die
                     gleiche Zahl von Regentagen. </p>
        <p>Die Sonne ist der Quell alles Lebens. Wie ohne ihre erwärmenden Strahlen die
                     Blätter der Bäume und Sträucher nicht ergrünen, so ist sie
                     es auch, welche die Bewegung unserer Atmosphäre, die Winde erzeugt und das
                     Athmen des Meeres, den aufsteigenden Wasserdunst, hervorbringt, der nun als
                     Regen wieder vom Himmel den durstigen Pflanzen zugesandt wird. So hängt von
                     der verschiedenen Vertheilung der Wärme, der Winde und der Feuchtigkeit in
                     Zeit und Raum auch das Leben der Organismen ab. Wir wollen den Einfluss des <hi rendition="#g">Klima</hi>&#x2019;s zunächst auf die <hi rendition="#g">vegetabilischen Producte</hi> des Landes näher untersuchen. </p>
        <p>Grosse Ueppigkeit des Pflanzenwuchses ist hier die Folge des gleichmässig
                     warmen und sehr feuchten Klimas. Undurchdringlicher tropischer Wald bedeckt bis
                     auf die höchsten Spitzen der Berge hinauf das Land; und in den Ebenen und
                     Thälern, um die Dörfer der Eingeborenen herum, erzeugen sich die
                     bekannten tropischen Nutzpflanzen. Cacao und Indigo, Caffe, Baumwolle, im
                     Süden selbst Canehl<note xml:id="n3.3-sign" n="3" place="end" next="n3.3"/>&#x2014;welcher in Mindanao wild zu wachsen scheint&#x2014;dazu die
                     Mangabäume, die Cocospalmen und Bananen und viele andere Fruchtbäume
                     gedeihen in üppigster Fülle. Bald halten sie sich&#x2014;wie die Manga,
                     Caffe, Indigo und Cacao&#x2014;an besondere Jahreszeiten zur Reifung ihrer
                     Früchte; oder sie geben, wie die Cocospalmen und die Bananen, dem
                     Eingeborenen eine nie versiegende Quelle schmackhafter Nahrung. Schärfer
                     fast, als die einheimischen Pflanzen und Bäume, drückt sich in dem
                     Anbau der eingeführten Nutzpflanzen der Einfluss des Klima&#x2019;s und
                     seiner periodischen Erscheinungen aus. Das <hi rendition="#g">Zuckerrohr</hi> wird in den nächsten Provinzen um Manila herum, welche alle ein ziemlich
                     gleichartiges Klima besitzen, im März oder April, also kurz vor Eintritt
                     der Regenzeit gepflanzt; während sich die Manobo&#x2019;s in Mindanao dabei
                     an gar keine bestimmte Jahreszeit halten, da selbst
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0043] in Bohol und mehr als die Hälfte des Sommermaximum’s in Manila. Das ganz im Westen und auf 6° 50′ N. B. liegende Zamboanga endlich nähert sich in der Vertheilung des hier fallenden Regens noch mehr den Verhältnissen, wie sie der Aequitorialzone der Calmen eigen zu sein pflegen, denn trotzdem das Land hier gegen den Nordostwind geschützt, dem Südwestwinde offen liegt, so bringen beide Winde hier doch so ziemlich die gleiche Zahl von Regentagen. Die Sonne ist der Quell alles Lebens. Wie ohne ihre erwärmenden Strahlen die Blätter der Bäume und Sträucher nicht ergrünen, so ist sie es auch, welche die Bewegung unserer Atmosphäre, die Winde erzeugt und das Athmen des Meeres, den aufsteigenden Wasserdunst, hervorbringt, der nun als Regen wieder vom Himmel den durstigen Pflanzen zugesandt wird. So hängt von der verschiedenen Vertheilung der Wärme, der Winde und der Feuchtigkeit in Zeit und Raum auch das Leben der Organismen ab. Wir wollen den Einfluss des Klima’s zunächst auf die vegetabilischen Producte des Landes näher untersuchen. Grosse Ueppigkeit des Pflanzenwuchses ist hier die Folge des gleichmässig warmen und sehr feuchten Klimas. Undurchdringlicher tropischer Wald bedeckt bis auf die höchsten Spitzen der Berge hinauf das Land; und in den Ebenen und Thälern, um die Dörfer der Eingeborenen herum, erzeugen sich die bekannten tropischen Nutzpflanzen. Cacao und Indigo, Caffe, Baumwolle, im Süden selbst Canehl ³ —welcher in Mindanao wild zu wachsen scheint—dazu die Mangabäume, die Cocospalmen und Bananen und viele andere Fruchtbäume gedeihen in üppigster Fülle. Bald halten sie sich—wie die Manga, Caffe, Indigo und Cacao—an besondere Jahreszeiten zur Reifung ihrer Früchte; oder sie geben, wie die Cocospalmen und die Bananen, dem Eingeborenen eine nie versiegende Quelle schmackhafter Nahrung. Schärfer fast, als die einheimischen Pflanzen und Bäume, drückt sich in dem Anbau der eingeführten Nutzpflanzen der Einfluss des Klima’s und seiner periodischen Erscheinungen aus. Das Zuckerrohr wird in den nächsten Provinzen um Manila herum, welche alle ein ziemlich gleichartiges Klima besitzen, im März oder April, also kurz vor Eintritt der Regenzeit gepflanzt; während sich die Manobo’s in Mindanao dabei an gar keine bestimmte Jahreszeit halten, da selbst

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Die Transkription enspricht den DTA-Richtlinien.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/43
Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/43>, abgerufen am 21.11.2024.