Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.Diese wird möglichst rasch vollendet, und in der kurzen Periode die nun bis zur nächsten Umpflanzung übrig bleibt, wird der Mais, das einzige4 selbstgebaute Nahrungsmittel der Bewohner der Provinz, gesät und geerndtet. In 2 Monaten vollendet hier die Maispflanze ihren Lebenslauf. Noch schärfer aber drückt der Reisbau den nach den verschiedenen Orten wechselnden Einfluss der klimatischen Verhältnisse aus, indem er zugleich mehr als irgend eine andere Beschäftigung des täglichen Verkehrs bestimmend auf das Leben der Eingeborenen einwirkt. Im Allgemeinen braucht auf den Philippinen der Reis 5-6 Monate höchstens, von der Aussaat bis zur Vollendung der Erndte, so dass hier bei sonst günstigen Verhältnissen die Möglichkeit zweier Erndten im Jahre gegeben wäre. In der That aber wird dies scheinbar so günstige Verhältniss gestört durch eine Menge verschiedenartiger Einflüsse, welche einestheils in der Qualität des gebauten Reis selbst und dem dabei angewandten System, anderntheils in dem schon geschilderten mannigfach wechselnden Klima begründet liegen. Man zählt auf den Philippinen über 60 Reisvarietäten, welche aber nach dem Boden, dessen sie bedürfen, in zwei scharf getrennte Kategorieen geschieden werden, nemlich in die des Bergreis und des Wasserreis. Erstere Gruppe wird, wie schon der Name andeutet, nur auf den hohen, weder den periodisch wiederkehrenden, noch den durch die Hand des Menschen künstlich hervorgebrachten Ueberschwemmungen ausgesetzten Gegenden gebaut. Sie bedarf zu ihrer Cultur sehr viel geringerer Sorgfalt, als die zweite Sorte, welche nur in feuchtem oder ganz unter Wasser gesetztem Boden gut gedeiht; aber zugleich ist sie auch den Unregelmässigkeiten des Wetters viel mehr unterworfen und während bei dem Wasserreis die Periode seines Lebenslaufes so ziemlich immer in denselben Gränzen gehalten wird, ist es bei dem Bergreis nicht selten, eine Verzögerung seiner Reife um mehr als einen Monat eintreten zu sehen. Auch die Methode des Reisbaues ist von einigem Einfluss; da diese Einwirkung aber sehr gegen die des Klimas zurücktritt, so wollen wir die Schilderung der Felderbewirthschaftung in jenes Capitel zurücksetzen, in welchem wir in dem eigenthümlichen socialen Zustande einiger philippinischer Völkerschaften bessere Anknüpfung finden werden. Diese wird möglichst rasch vollendet, und in der kurzen Periode die nun bis zur nächsten Umpflanzung übrig bleibt, wird der Mais, das einzige4 selbstgebaute Nahrungsmittel der Bewohner der Provinz, gesät und geerndtet. In 2 Monaten vollendet hier die Maispflanze ihren Lebenslauf. Noch schärfer aber drückt der Reisbau den nach den verschiedenen Orten wechselnden Einfluss der klimatischen Verhältnisse aus, indem er zugleich mehr als irgend eine andere Beschäftigung des täglichen Verkehrs bestimmend auf das Leben der Eingeborenen einwirkt. Im Allgemeinen braucht auf den Philippinen der Reis 5–6 Monate höchstens, von der Aussaat bis zur Vollendung der Erndte, so dass hier bei sonst günstigen Verhältnissen die Möglichkeit zweier Erndten im Jahre gegeben wäre. In der That aber wird dies scheinbar so günstige Verhältniss gestört durch eine Menge verschiedenartiger Einflüsse, welche einestheils in der Qualität des gebauten Reis selbst und dem dabei angewandten System, anderntheils in dem schon geschilderten mannigfach wechselnden Klima begründet liegen. Man zählt auf den Philippinen über 60 Reisvarietäten, welche aber nach dem Boden, dessen sie bedürfen, in zwei scharf getrennte Kategorieen geschieden werden, nemlich in die des Bergreis und des Wasserreis. Erstere Gruppe wird, wie schon der Name andeutet, nur auf den hohen, weder den periodisch wiederkehrenden, noch den durch die Hand des Menschen künstlich hervorgebrachten Ueberschwemmungen ausgesetzten Gegenden gebaut. Sie bedarf zu ihrer Cultur sehr viel geringerer Sorgfalt, als die zweite Sorte, welche nur in feuchtem oder ganz unter Wasser gesetztem Boden gut gedeiht; aber zugleich ist sie auch den Unregelmässigkeiten des Wetters viel mehr unterworfen und während bei dem Wasserreis die Periode seines Lebenslaufes so ziemlich immer in denselben Gränzen gehalten wird, ist es bei dem Bergreis nicht selten, eine Verzögerung seiner Reife um mehr als einen Monat eintreten zu sehen. Auch die Methode des Reisbaues ist von einigem Einfluss; da diese Einwirkung aber sehr gegen die des Klimas zurücktritt, so wollen wir die Schilderung der Felderbewirthschaftung in jenes Capitel zurücksetzen, in welchem wir in dem eigenthümlichen socialen Zustande einiger philippinischer Völkerschaften bessere Anknüpfung finden werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0045" n="45"/> Diese wird möglichst rasch vollendet, und in der kurzen Periode die nun bis zur nächsten Umpflanzung übrig bleibt, wird der Mais, das einzige<note xml:id="n3.4-sign" n="4" place="end" next="n3.4"/> selbstgebaute Nahrungsmittel der Bewohner der Provinz, gesät und geerndtet. 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Auch die Methode des Reisbaues ist von einigem Einfluss; da diese Einwirkung aber sehr gegen die des Klimas zurücktritt, so wollen wir die Schilderung der Felderbewirthschaftung in jenes Capitel zurücksetzen, in welchem wir in dem eigenthümlichen socialen Zustande einiger philippinischer Völkerschaften bessere Anknüpfung finden werden. </p> </div> </body> </text> </TEI> [45/0045]
Diese wird möglichst rasch vollendet, und in der kurzen Periode die nun bis zur nächsten Umpflanzung übrig bleibt, wird der Mais, das einzige
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selbstgebaute Nahrungsmittel der Bewohner der Provinz, gesät und geerndtet. In 2 Monaten vollendet hier die Maispflanze ihren Lebenslauf.
Noch schärfer aber drückt der Reisbau den nach den verschiedenen Orten wechselnden Einfluss der klimatischen Verhältnisse aus, indem er zugleich mehr als irgend eine andere Beschäftigung des täglichen Verkehrs bestimmend auf das Leben der Eingeborenen einwirkt. Im Allgemeinen braucht auf den Philippinen der Reis 5–6 Monate höchstens, von der Aussaat bis zur Vollendung der Erndte, so dass hier bei sonst günstigen Verhältnissen die Möglichkeit zweier Erndten im Jahre gegeben wäre. In der That aber wird dies scheinbar so günstige Verhältniss gestört durch eine Menge verschiedenartiger Einflüsse, welche einestheils in der Qualität des gebauten Reis selbst und dem dabei angewandten System, anderntheils in dem schon geschilderten mannigfach wechselnden Klima begründet liegen. Man zählt auf den Philippinen über 60 Reisvarietäten, welche aber nach dem Boden, dessen sie bedürfen, in zwei scharf getrennte Kategorieen geschieden werden, nemlich in die des Bergreis und des Wasserreis. Erstere Gruppe wird, wie schon der Name andeutet, nur auf den hohen, weder den periodisch wiederkehrenden, noch den durch die Hand des Menschen künstlich hervorgebrachten Ueberschwemmungen ausgesetzten Gegenden gebaut. Sie bedarf zu ihrer Cultur sehr viel geringerer Sorgfalt, als die zweite Sorte, welche nur in feuchtem oder ganz unter Wasser gesetztem Boden gut gedeiht; aber zugleich ist sie auch den Unregelmässigkeiten des Wetters viel mehr unterworfen und während bei dem Wasserreis die Periode seines Lebenslaufes so ziemlich immer in denselben Gränzen gehalten wird, ist es bei dem Bergreis nicht selten, eine Verzögerung seiner Reife um mehr als einen Monat eintreten zu sehen. Auch die Methode des Reisbaues ist von einigem Einfluss; da diese Einwirkung aber sehr gegen die des Klimas zurücktritt, so wollen wir die Schilderung der Felderbewirthschaftung in jenes Capitel zurücksetzen, in welchem wir in dem eigenthümlichen socialen Zustande einiger philippinischer Völkerschaften bessere Anknüpfung finden werden.
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