Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.Bewohner thun. Sie bauen immer nur in trocknen Gegenden den Bergreis. So kommt es, dass jetzt wenigstens7 die ausgedehnten bei den Ueberschwemmungen des Agusan unter Wasser gesetzten Flächen nach allen Richtungen hin von Canälen durchschnitten und weder durch Dämme eingeschlossen, noch überhaupt durch den regulirten Lauf der Flüsse, wie in Luzon, bestimmt abgegränzt sind. Den Fischen bleibt also, wenn mit Eintreten der trocknen Jahreszeit die Wasser zu sinken beginnen, der Ausweg in die Flüsse und die grösseren Teiche oder Seen nach allen Seiten hin offen. Aber auch so können sie den Nachstellungen der Menschen nicht entgehen. Denn nun ziehen die Heiden hinunter in das Sumpfgebiet und bauen sich hier zeitweilig ihre elenden Hütten auf, um in den Winkeln der Flüsse zahlreiche Fischreusen oder grosse gegen den Strom gerichtete Netze aufzustellen, in welchen dann die mit der Strömung immer tiefer hinab ziehenden Fische gefangen werden. Leider kam ich im Jahre 1864 zu spät--da mein ursprünglicher Reiseplan durch ungünstige Momente gänzlich verändert wurde--, um noch das nach den Schilderungen der Eingebornen äusserst interessante Leben der mit dem Fang des dalag beschäftigten Manobo's beobachten zu können. Nur ein schon halbverfallenes, aus den elendesten Hütten auf Pfählen rasch aufgeschlagenes Dorf sah ich noch. Eine Frau mit einigen kleinen Kindern war beschäftigt, die letzten noch vor einigen Tagen gefangenen Fische über dem Feuer zu dörren. Indem wir so überall im Leben der Thiere wie der Pflanzen den entscheidenden Einfluss der umgebenden Natur, vor Allem der klimatischen Verhältnisse in ihrer grossen Mannichfaltigkeit kennen lernten, so wurden wir durch sie auch schon auf die Einwirkung mehr oder weniger deutlich hingewiesen, welche das Klima und der Boden, die Pflanzen und Thiere in ihrem periodischen Auftreten auch auf den Menschen haben mussten. Wir wollen in den nächsten Skizzen sehen, ob und wie sich der philippinische Mensch allmälig in seiner geschichtlichen Entwicklung von den Fesseln, welche ihm die Natur geschlagen, zu befreien vermocht hat. Bewohner thun. Sie bauen immer nur in trocknen Gegenden den Bergreis. So kommt es, dass jetzt wenigstens7 die ausgedehnten bei den Ueberschwemmungen des Agusan unter Wasser gesetzten Flächen nach allen Richtungen hin von Canälen durchschnitten und weder durch Dämme eingeschlossen, noch überhaupt durch den regulirten Lauf der Flüsse, wie in Luzon, bestimmt abgegränzt sind. Den Fischen bleibt also, wenn mit Eintreten der trocknen Jahreszeit die Wasser zu sinken beginnen, der Ausweg in die Flüsse und die grösseren Teiche oder Seen nach allen Seiten hin offen. Aber auch so können sie den Nachstellungen der Menschen nicht entgehen. Denn nun ziehen die Heiden hinunter in das Sumpfgebiet und bauen sich hier zeitweilig ihre elenden Hütten auf, um in den Winkeln der Flüsse zahlreiche Fischreusen oder grosse gegen den Strom gerichtete Netze aufzustellen, in welchen dann die mit der Strömung immer tiefer hinab ziehenden Fische gefangen werden. Leider kam ich im Jahre 1864 zu spät—da mein ursprünglicher Reiseplan durch ungünstige Momente gänzlich verändert wurde—, um noch das nach den Schilderungen der Eingebornen äusserst interessante Leben der mit dem Fang des dalag beschäftigten Manobo’s beobachten zu können. Nur ein schon halbverfallenes, aus den elendesten Hütten auf Pfählen rasch aufgeschlagenes Dorf sah ich noch. Eine Frau mit einigen kleinen Kindern war beschäftigt, die letzten noch vor einigen Tagen gefangenen Fische über dem Feuer zu dörren. Indem wir so überall im Leben der Thiere wie der Pflanzen den entscheidenden Einfluss der umgebenden Natur, vor Allem der klimatischen Verhältnisse in ihrer grossen Mannichfaltigkeit kennen lernten, so wurden wir durch sie auch schon auf die Einwirkung mehr oder weniger deutlich hingewiesen, welche das Klima und der Boden, die Pflanzen und Thiere in ihrem periodischen Auftreten auch auf den Menschen haben mussten. Wir wollen in den nächsten Skizzen sehen, ob und wie sich der philippinische Mensch allmälig in seiner geschichtlichen Entwicklung von den Fesseln, welche ihm die Natur geschlagen, zu befreien vermocht hat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="50"/> Bewohner thun. Sie bauen immer nur in trocknen Gegenden den Bergreis. 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Leider kam ich im Jahre 1864 zu spät—da mein ursprünglicher Reiseplan durch ungünstige Momente gänzlich verändert wurde—, um noch das nach den Schilderungen der Eingebornen äusserst interessante Leben der mit dem Fang des dalag beschäftigten Manobo’s beobachten zu können. Nur ein schon halbverfallenes, aus den elendesten Hütten auf Pfählen rasch aufgeschlagenes Dorf sah ich noch. Eine Frau mit einigen kleinen Kindern war beschäftigt, die letzten noch vor einigen Tagen gefangenen Fische über dem Feuer zu dörren. </p> <p>Indem wir so überall im Leben der Thiere wie der Pflanzen den entscheidenden Einfluss der umgebenden Natur, vor Allem der klimatischen Verhältnisse in ihrer grossen Mannichfaltigkeit kennen lernten, so wurden wir durch sie auch schon auf die Einwirkung mehr oder weniger deutlich hingewiesen, welche das Klima und der Boden, die Pflanzen und Thiere in ihrem periodischen Auftreten auch auf den Menschen haben mussten. 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Bewohner thun. Sie bauen immer nur in trocknen Gegenden den Bergreis. So kommt es, dass jetzt wenigstens
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die ausgedehnten bei den Ueberschwemmungen des Agusan unter Wasser gesetzten Flächen nach allen Richtungen hin von Canälen durchschnitten und weder durch Dämme eingeschlossen, noch überhaupt durch den regulirten Lauf der Flüsse, wie in Luzon, bestimmt abgegränzt sind. Den Fischen bleibt also, wenn mit Eintreten der trocknen Jahreszeit die Wasser zu sinken beginnen, der Ausweg in die Flüsse und die grösseren Teiche oder Seen nach allen Seiten hin offen. Aber auch so können sie den Nachstellungen der Menschen nicht entgehen. Denn nun ziehen die Heiden hinunter in das Sumpfgebiet und bauen sich hier zeitweilig ihre elenden Hütten auf, um in den Winkeln der Flüsse zahlreiche Fischreusen oder grosse gegen den Strom gerichtete Netze aufzustellen, in welchen dann die mit der Strömung immer tiefer hinab ziehenden Fische gefangen werden. Leider kam ich im Jahre 1864 zu spät—da mein ursprünglicher Reiseplan durch ungünstige Momente gänzlich verändert wurde—, um noch das nach den Schilderungen der Eingebornen äusserst interessante Leben der mit dem Fang des dalag beschäftigten Manobo’s beobachten zu können. Nur ein schon halbverfallenes, aus den elendesten Hütten auf Pfählen rasch aufgeschlagenes Dorf sah ich noch. Eine Frau mit einigen kleinen Kindern war beschäftigt, die letzten noch vor einigen Tagen gefangenen Fische über dem Feuer zu dörren.
Indem wir so überall im Leben der Thiere wie der Pflanzen den entscheidenden Einfluss der umgebenden Natur, vor Allem der klimatischen Verhältnisse in ihrer grossen Mannichfaltigkeit kennen lernten, so wurden wir durch sie auch schon auf die Einwirkung mehr oder weniger deutlich hingewiesen, welche das Klima und der Boden, die Pflanzen und Thiere in ihrem periodischen Auftreten auch auf den Menschen haben mussten. Wir wollen in den nächsten Skizzen sehen, ob und wie sich der philippinische Mensch allmälig in seiner geschichtlichen Entwicklung von den Fesseln, welche ihm die Natur geschlagen, zu befreien vermocht hat.
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