Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

auch seinen Glauben zu dem herrschenden des Landes zu machen. Früher schon waren Muhamedaner weit nach Osten bis nach Ternate hin vorgedrungen und hatten hier, wie überall neben dem Handel mit Gewürznelken und anderen ähnlichen Produkten des Landes, auch die Bekehrung der Eingebornen betrieben. Auch hier fanden sie einen blühenden Staat vor. Ursprünglich von Gilolo aus (1250) colonisirt, hatte bald Ternate durch seinen Reichthum an Gewürzen und seine günstige Lage für den Handel in den Molucken eine solche Anziehungskraft gewonnen, dass Einwanderungen von Javanesen, Malaien und Arabern in kurzen Zwischenräumen aufeinander folgten. Solche Zuzüge werden aus den Jahren 1304, 1322, 1347, 1358 erwähnt. Dadurch gewann allmälig dieser kleine Staat eine solche Macht, dass er in der 1322 gebildeten Conföderation der 4 Könige der Molucken schon im Jahre 1377 den bedeutendsten Rang einnahm. Dem König von Ternate waren damals bereits die Xulla-Inseln, sowie auch Gilolo unterthan; am Ende des 15. Jahrhunderts vereinigte Zainalabdin auch noch Boeroe, Ceram und Amboina unter seinem Scepter. Als dann dieser Fürst 1495 zum Islam übertrat, ward es nun den zahlreich eintreffenden muhamedanischen Einwanderern von Java unter Anführung des Javanesen Husen leicht, auch das Volk selbst zu bekehren, so dass auch hier schon bei der Ankunft der Portugiesen die muhamedanische Religion herrschte. So wussten sich überall die Islamiten die Gunst der Landesfürsten zu gewinnen, durch deren Einfluss dann ihre Religion auch beim Volke eingeführt wurde. Weiter nach Norden hin verlieren sich die Spuren des Islam mehr und mehr. Als die Portugiesen 1512 in Celebes ankamen, fanden sie hier nur noch wenige Bekenner dieser Religion vor; erst ein Jahrhundert später zwangen die Macassaren auch die Bewohner der übrigen Staaten dieser Insel, den muhamedanischen Glauben anzunehmen. Ein gewisser Einfluss des Islam zeigt sich auch noch auf den Philippinen, wo es allein den muselmännischen Fürsten gelang, Reiche zu bilden, deren Macht sich weiterhin als auf den Umkreis der nächsten Dörfer erstreckte. Als die Spanier im 16. Jahrhundert die Philippinen eroberten, fanden sie ihren stärksten Widersacher in dem Sultan von Manila, dessen Macht sich ziemlich weit über die Provinzen des Centrum's von Luzon erstreckte; und die Sultane von Buhayen,

auch seinen Glauben zu dem herrschenden des Landes zu machen. Früher schon waren Muhamedaner weit nach Osten bis nach Ternate hin vorgedrungen und hatten hier, wie überall neben dem Handel mit Gewürznelken und anderen ähnlichen Produkten des Landes, auch die Bekehrung der Eingebornen betrieben. Auch hier fanden sie einen blühenden Staat vor. Ursprünglich von Gilolo aus (1250) colonisirt, hatte bald Ternate durch seinen Reichthum an Gewürzen und seine günstige Lage für den Handel in den Molucken eine solche Anziehungskraft gewonnen, dass Einwanderungen von Javanesen, Malaien und Arabern in kurzen Zwischenräumen aufeinander folgten. Solche Zuzüge werden aus den Jahren 1304, 1322, 1347, 1358 erwähnt. Dadurch gewann allmälig dieser kleine Staat eine solche Macht, dass er in der 1322 gebildeten Conföderation der 4 Könige der Molucken schon im Jahre 1377 den bedeutendsten Rang einnahm. Dem König von Ternate waren damals bereits die Xulla-Inseln, sowie auch Gilolo unterthan; am Ende des 15. Jahrhunderts vereinigte Zainalabdin auch noch Boeroe, Ceram und Amboina unter seinem Scepter. Als dann dieser Fürst 1495 zum Islam übertrat, ward es nun den zahlreich eintreffenden muhamedanischen Einwanderern von Java unter Anführung des Javanesen Husen leicht, auch das Volk selbst zu bekehren, so dass auch hier schon bei der Ankunft der Portugiesen die muhamedanische Religion herrschte. So wussten sich überall die Islamiten die Gunst der Landesfürsten zu gewinnen, durch deren Einfluss dann ihre Religion auch beim Volke eingeführt wurde. Weiter nach Norden hin verlieren sich die Spuren des Islam mehr und mehr. Als die Portugiesen 1512 in Celebes ankamen, fanden sie hier nur noch wenige Bekenner dieser Religion vor; erst ein Jahrhundert später zwangen die Macassaren auch die Bewohner der übrigen Staaten dieser Insel, den muhamedanischen Glauben anzunehmen. Ein gewisser Einfluss des Islam zeigt sich auch noch auf den Philippinen, wo es allein den muselmännischen Fürsten gelang, Reiche zu bilden, deren Macht sich weiterhin als auf den Umkreis der nächsten Dörfer erstreckte. Als die Spanier im 16. Jahrhundert die Philippinen eroberten, fanden sie ihren stärksten Widersacher in dem Sultan von Manila, dessen Macht sich ziemlich weit über die Provinzen des Centrum’s von Luzon erstreckte; und die Sultane von Buhayen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0069" n="69"/>
auch seinen Glauben zu
                     dem herrschenden des Landes zu machen. Früher schon waren Muhamedaner weit
                     nach Osten bis nach Ternate hin vorgedrungen und hatten hier, wie überall
                     neben dem Handel mit Gewürznelken und anderen ähnlichen Produkten des
                     Landes, auch die Bekehrung der Eingebornen betrieben. Auch hier fanden sie einen
                     blühenden Staat vor. Ursprünglich von Gilolo aus (1250) colonisirt,
                     hatte bald Ternate durch seinen Reichthum an Gewürzen und seine
                     günstige Lage für den Handel in den Molucken eine solche
                     Anziehungskraft gewonnen, dass Einwanderungen von Javanesen, Malaien und Arabern
                     in kurzen Zwischenräumen aufeinander folgten. Solche Zuzüge werden aus
                     den Jahren 1304, 1322, 1347, 1358 erwähnt. Dadurch gewann allmälig
                     dieser kleine Staat eine solche Macht, dass er in der 1322 gebildeten
                     Conföderation der 4 Könige der Molucken schon im Jahre 1377 den
                     bedeutendsten Rang einnahm. Dem König von Ternate waren damals bereits die
                     Xulla-Inseln, sowie auch Gilolo unterthan; am Ende des 15. Jahrhunderts
                     vereinigte Zainalabdin auch noch Boeroe, Ceram und Amboina unter seinem Scepter.
                     Als dann dieser Fürst 1495 zum Islam übertrat, ward es nun den
                     zahlreich eintreffenden muhamedanischen Einwanderern von Java unter
                     Anführung des Javanesen Husen leicht, auch das Volk selbst zu bekehren, so
                     dass auch hier schon bei der Ankunft der Portugiesen die muhamedanische Religion
                     herrschte. So wussten sich überall die Islamiten die Gunst der
                     Landesfürsten zu gewinnen, durch deren Einfluss dann ihre Religion auch
                     beim Volke eingeführt wurde. Weiter nach Norden hin verlieren sich die
                     Spuren des Islam mehr und mehr. Als die Portugiesen 1512 in Celebes ankamen,
                     fanden sie hier nur noch wenige Bekenner dieser Religion vor; erst ein
                     Jahrhundert später zwangen die Macassaren auch die Bewohner der
                     übrigen Staaten dieser Insel, den muhamedanischen Glauben anzunehmen. Ein
                     gewisser Einfluss des Islam zeigt sich auch noch auf den Philippinen, wo es
                     allein den muselmännischen Fürsten gelang, Reiche zu bilden, deren
                     Macht sich weiterhin als auf den Umkreis der nächsten Dörfer
                     erstreckte. Als die Spanier im 16. Jahrhundert die Philippinen eroberten, fanden
                     sie ihren stärksten Widersacher in dem Sultan von Manila, dessen Macht sich
                     ziemlich weit über die Provinzen des Centrum&#x2019;s von Luzon erstreckte;
                     und die Sultane von Buhayen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0069] auch seinen Glauben zu dem herrschenden des Landes zu machen. Früher schon waren Muhamedaner weit nach Osten bis nach Ternate hin vorgedrungen und hatten hier, wie überall neben dem Handel mit Gewürznelken und anderen ähnlichen Produkten des Landes, auch die Bekehrung der Eingebornen betrieben. Auch hier fanden sie einen blühenden Staat vor. Ursprünglich von Gilolo aus (1250) colonisirt, hatte bald Ternate durch seinen Reichthum an Gewürzen und seine günstige Lage für den Handel in den Molucken eine solche Anziehungskraft gewonnen, dass Einwanderungen von Javanesen, Malaien und Arabern in kurzen Zwischenräumen aufeinander folgten. Solche Zuzüge werden aus den Jahren 1304, 1322, 1347, 1358 erwähnt. Dadurch gewann allmälig dieser kleine Staat eine solche Macht, dass er in der 1322 gebildeten Conföderation der 4 Könige der Molucken schon im Jahre 1377 den bedeutendsten Rang einnahm. Dem König von Ternate waren damals bereits die Xulla-Inseln, sowie auch Gilolo unterthan; am Ende des 15. Jahrhunderts vereinigte Zainalabdin auch noch Boeroe, Ceram und Amboina unter seinem Scepter. Als dann dieser Fürst 1495 zum Islam übertrat, ward es nun den zahlreich eintreffenden muhamedanischen Einwanderern von Java unter Anführung des Javanesen Husen leicht, auch das Volk selbst zu bekehren, so dass auch hier schon bei der Ankunft der Portugiesen die muhamedanische Religion herrschte. So wussten sich überall die Islamiten die Gunst der Landesfürsten zu gewinnen, durch deren Einfluss dann ihre Religion auch beim Volke eingeführt wurde. Weiter nach Norden hin verlieren sich die Spuren des Islam mehr und mehr. Als die Portugiesen 1512 in Celebes ankamen, fanden sie hier nur noch wenige Bekenner dieser Religion vor; erst ein Jahrhundert später zwangen die Macassaren auch die Bewohner der übrigen Staaten dieser Insel, den muhamedanischen Glauben anzunehmen. Ein gewisser Einfluss des Islam zeigt sich auch noch auf den Philippinen, wo es allein den muselmännischen Fürsten gelang, Reiche zu bilden, deren Macht sich weiterhin als auf den Umkreis der nächsten Dörfer erstreckte. Als die Spanier im 16. Jahrhundert die Philippinen eroberten, fanden sie ihren stärksten Widersacher in dem Sultan von Manila, dessen Macht sich ziemlich weit über die Provinzen des Centrum’s von Luzon erstreckte; und die Sultane von Buhayen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Die Transkription enspricht den DTA-Richtlinien.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/69
Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/69>, abgerufen am 21.11.2024.