Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.wird, und deren Bürger natürlich sehr an ihrer persönlichen Unabhängigkeit hängen und zu Streit und Zank beständig geneigt sind." Dass in der That der muhamedanisch religiöse Charakter dieser Staaten ursprünglich wenig ausgeprägt war, beweist das Verhältniss, in welchem sie zu den ersten christlichen Eroberern, den Portugiesen sowohl wie den Spaniern, standen. Antonio de Britto wurde in dem muhamedanischen Ternate 1521 auf die freundlichste Weise aufgenommen, und als er und seine Nachfolger durch ihre grausame Behandlung der Bewohner allmälig einen Bund der malaiischen Fürsten hervorgerufen hatten und die Portugiesen sich schon nahe daran sahen, ihre Festung dem andrängenden Feinde übergeben zu müssen, da rettete Antonio Galvan 1636 zuerst seine Landsleute von einer sicheren Niederlage. Im Laufe weniger Jahre aber wusste dieser Mann nicht bloss den Bund der Fürsten aufzulösen, sondern sich auch unter den Mohamedanern so beliebt zu machen, dass sie ihm die Krone anboten. Durch ihn wurde das Christenthum rasch auf den Molucken und in Celebes eingeführt. Auch die spanischen Geschichtsschreiber1 bemerken ausdrücklich, dass sie mit den "Moro's" von Manila in freundschaftlichem Handelsverkehr gestanden hätten. Legapsi bediente sich 1565 in seinem Verkehre mit Tupas, dem Fürsten von Cebu, eines Mohamedaner's von Borneo mit Namen "Cid-Hamal". Es sprach sich nirgends ein scharfer religiöser Gegensatz aus; vielmehr bildete sich dieser erst allmälig im Laufe der Zeiten, als die neu angekommenen Eroberer auch die Oberherrschaft über die schon bestehenden mohamedanischen Staaten zu beanspruchen anfingen. Gegenseitig belästigten sie sich nun, so viel sie konnten, mit Raubzügen und Niederbrennen der Ortschaften, und auch die Spanier verfolgten eine Art und Weise der Kriegführung, welche ganz dem dortigen Boden entwachsen zu sein schien. Hier, wie überall, trat das persönliche Interesse oder die Bequemlichkeit hindernd in den Weg. Lassen wir hier den Padre Zundiga2 sprechen: "Diejenigen, welche gingen, um sie (die Moro's) zu unterjochen, verfolgten andere Ziele, als die ersten Eroberer. Diese strebten nur nach einer "encomienda", einem Lehen, das ihnen genug zu leben gab. Aber seitdem der Handel von Manila so gewinnbringend geworden, suchte man in kurzer Zeit grossen Reichthum zu häufen, so dass diejenigen, welche solche wird, und deren Bürger natürlich sehr an ihrer persönlichen Unabhängigkeit hängen und zu Streit und Zank beständig geneigt sind.” Dass in der That der muhamedanisch religiöse Charakter dieser Staaten ursprünglich wenig ausgeprägt war, beweist das Verhältniss, in welchem sie zu den ersten christlichen Eroberern, den Portugiesen sowohl wie den Spaniern, standen. Antonio de Britto wurde in dem muhamedanischen Ternate 1521 auf die freundlichste Weise aufgenommen, und als er und seine Nachfolger durch ihre grausame Behandlung der Bewohner allmälig einen Bund der malaiischen Fürsten hervorgerufen hatten und die Portugiesen sich schon nahe daran sahen, ihre Festung dem andrängenden Feinde übergeben zu müssen, da rettete Antonio Galvan 1636 zuerst seine Landsleute von einer sicheren Niederlage. Im Laufe weniger Jahre aber wusste dieser Mann nicht bloss den Bund der Fürsten aufzulösen, sondern sich auch unter den Mohamedanern so beliebt zu machen, dass sie ihm die Krone anboten. Durch ihn wurde das Christenthum rasch auf den Molucken und in Celebes eingeführt. Auch die spanischen Geschichtsschreiber1 bemerken ausdrücklich, dass sie mit den “Moro’s” von Manila in freundschaftlichem Handelsverkehr gestanden hätten. Legapsi bediente sich 1565 in seinem Verkehre mit Tupas, dem Fürsten von Cebú, eines Mohamedaner’s von Borneo mit Namen “Cid-Hamal”. Es sprach sich nirgends ein scharfer religiöser Gegensatz aus; vielmehr bildete sich dieser erst allmälig im Laufe der Zeiten, als die neu angekommenen Eroberer auch die Oberherrschaft über die schon bestehenden mohamedanischen Staaten zu beanspruchen anfingen. Gegenseitig belästigten sie sich nun, so viel sie konnten, mit Raubzügen und Niederbrennen der Ortschaften, und auch die Spanier verfolgten eine Art und Weise der Kriegführung, welche ganz dem dortigen Boden entwachsen zu sein schien. Hier, wie überall, trat das persönliche Interesse oder die Bequemlichkeit hindernd in den Weg. Lassen wir hier den Padre Zuñiga2 sprechen: “Diejenigen, welche gingen, um sie (die Moro’s) zu unterjochen, verfolgten andere Ziele, als die ersten Eroberer. Diese strebten nur nach einer “encomienda”, einem Lehen, das ihnen genug zu leben gab. 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Antonio de Britto wurde in dem muhamedanischen Ternate 1521 auf die freundlichste Weise aufgenommen, und als er und seine Nachfolger durch ihre grausame Behandlung der Bewohner allmälig einen Bund der malaiischen Fürsten hervorgerufen hatten und die Portugiesen sich schon nahe daran sahen, ihre Festung dem andrängenden Feinde übergeben zu müssen, da rettete Antonio Galvan 1636 zuerst seine Landsleute von einer sicheren Niederlage. Im Laufe weniger Jahre aber wusste dieser Mann nicht bloss den Bund der Fürsten aufzulösen, sondern sich auch unter den Mohamedanern so beliebt zu machen, dass sie ihm die Krone anboten. Durch ihn wurde das Christenthum rasch auf den Molucken und in Celebes eingeführt. Auch die spanischen Geschichtsschreiber<note xml:id="n5.1-sign" n="1" place="end" next="n5.1"/> bemerken ausdrücklich, dass sie mit den “Moro’s” von Manila in freundschaftlichem Handelsverkehr gestanden hätten. Legapsi bediente sich 1565 in seinem Verkehre mit Tupas, dem Fürsten von Cebú, eines Mohamedaner’s von Borneo mit Namen “Cid-Hamal”. Es sprach sich nirgends ein scharfer religiöser Gegensatz aus; vielmehr bildete sich dieser erst allmälig im Laufe der Zeiten, als die neu angekommenen Eroberer auch die Oberherrschaft über die schon bestehenden mohamedanischen Staaten zu beanspruchen anfingen. Gegenseitig belästigten sie sich nun, so viel sie konnten, mit Raubzügen und Niederbrennen der Ortschaften, und auch die Spanier verfolgten eine Art und Weise der Kriegführung, welche ganz dem dortigen Boden entwachsen zu sein schien. Hier, wie überall, trat das persönliche Interesse oder die Bequemlichkeit hindernd in den Weg. Lassen wir hier den Padre Zuñiga<note xml:id="n5.2-sign" n="2" place="end" next="n5.2"/> sprechen: “Diejenigen, welche gingen, um sie (die Moro’s) zu unterjochen, verfolgten andere Ziele, als die ersten Eroberer. Diese strebten nur nach einer “encomienda”, einem Lehen, das ihnen genug zu leben gab. Aber seitdem der Handel von Manila so gewinnbringend geworden, suchte man in kurzer Zeit grossen Reichthum zu häufen, so dass diejenigen, welche solche </p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0071]
wird, und deren Bürger natürlich sehr an ihrer persönlichen Unabhängigkeit hängen und zu Streit und Zank beständig geneigt sind.”
Dass in der That der muhamedanisch religiöse Charakter dieser Staaten ursprünglich wenig ausgeprägt war, beweist das Verhältniss, in welchem sie zu den ersten christlichen Eroberern, den Portugiesen sowohl wie den Spaniern, standen. Antonio de Britto wurde in dem muhamedanischen Ternate 1521 auf die freundlichste Weise aufgenommen, und als er und seine Nachfolger durch ihre grausame Behandlung der Bewohner allmälig einen Bund der malaiischen Fürsten hervorgerufen hatten und die Portugiesen sich schon nahe daran sahen, ihre Festung dem andrängenden Feinde übergeben zu müssen, da rettete Antonio Galvan 1636 zuerst seine Landsleute von einer sicheren Niederlage. Im Laufe weniger Jahre aber wusste dieser Mann nicht bloss den Bund der Fürsten aufzulösen, sondern sich auch unter den Mohamedanern so beliebt zu machen, dass sie ihm die Krone anboten. Durch ihn wurde das Christenthum rasch auf den Molucken und in Celebes eingeführt. Auch die spanischen Geschichtsschreiber
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bemerken ausdrücklich, dass sie mit den “Moro’s” von Manila in freundschaftlichem Handelsverkehr gestanden hätten. Legapsi bediente sich 1565 in seinem Verkehre mit Tupas, dem Fürsten von Cebú, eines Mohamedaner’s von Borneo mit Namen “Cid-Hamal”. Es sprach sich nirgends ein scharfer religiöser Gegensatz aus; vielmehr bildete sich dieser erst allmälig im Laufe der Zeiten, als die neu angekommenen Eroberer auch die Oberherrschaft über die schon bestehenden mohamedanischen Staaten zu beanspruchen anfingen. Gegenseitig belästigten sie sich nun, so viel sie konnten, mit Raubzügen und Niederbrennen der Ortschaften, und auch die Spanier verfolgten eine Art und Weise der Kriegführung, welche ganz dem dortigen Boden entwachsen zu sein schien. Hier, wie überall, trat das persönliche Interesse oder die Bequemlichkeit hindernd in den Weg. Lassen wir hier den Padre Zuñiga
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sprechen: “Diejenigen, welche gingen, um sie (die Moro’s) zu unterjochen, verfolgten andere Ziele, als die ersten Eroberer. Diese strebten nur nach einer “encomienda”, einem Lehen, das ihnen genug zu leben gab. Aber seitdem der Handel von Manila so gewinnbringend geworden, suchte man in kurzer Zeit grossen Reichthum zu häufen, so dass diejenigen, welche solche
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