Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.Europäer gegeben wurde, nicht mehr unzeitgemäss. Dass es in der That wohl zum grössten Theil der Einfluss der Kaufleute angelsächsischer Race war, welchem das rasche Wachsen der Ausfuhr einheimischer Producte zu verdanken ist, geht unwiderleglich aus folgenden Zahlen hervor. Im Jahre 1810, also ein Jahr nach Etablirung des ersten englischen Hauses, betrug die Ausfuhr nur 500,000 Dollars, die Einfuhr dagegen 900,000 Dollars. Im Jahre 1841 betrug der Gesammtumsatz über 51/2 Millionen Dollars und in demselben Jahre schon hatten englische und amerikanische Häuser mehr als 55 Prozent des Handels in Händen. In diesem Jahr überstieg die Ausfuhr die Einfuhr schon um nahe 11/2 Millionen Dollars. 1863 betrug der Gesammthandel schon mehr als 16 Millionen Dollars, der Export fast 9 Millionen. Jetzt ist die Zeit eines gesunden Handels gekommen. Zwar mögen immer noch monopolistische Neigungen oder schutzzöllnerische Vorurtheile der Spanier dem fremden d. h. nicht spanischen Handel allerlei Hindernisse in den Weg zu legen versuchen, und so den Verkehr auf einer niedrigeren Stufe erhalten, als vielleicht nach den im Boden vergrabenen Reichthümern des Landes zu erwarten wäre. Aber es sind doch endlich die Philippinen ganz und voll in die Reihe der producirenden und damit auch consumirenden Länder getreten. Nun erscheinen Manila--und mit ihr die anderen seit einigen Jahren geöffneten Häfen--nicht mehr als Entrepotplätze für einen nur durch zufällige Umstände oder künstlich dem Handel aufgedrängte Richtungen hervorgerufenen Austausch der Waaren fremder Nationen; sondern als die natürlichen Ausfuhrhäfen eines von der Natur auf's Reichste ausgestatteten Landes. Aber es würde das Bild, welches wir so von dem Einfluss der Spanier und der modernen Zeit zu entwerfen gesucht haben, wesentlich unvollständig bleiben, ja vielleicht sogar seines auffallendsten Lichtes--oder Schattens?--entbehren, wollten wir hier nicht auch noch einer Einwirkung gedenken, bei welcher sich geistige wie materielle Momente vereinigten, um ein gemeinsames Resultat zu erzielen. Wir meinen die theils durch die Spanier, theils durch die Chinesen hervorgebrachten Mischlingsracen. Schon in den ersten Jahren der Occupation fanden Heirathen zwischen Spaniern und Frauen von Cebu und Manila statt. Zahlreiche Beamte--Soldaten wie Civilbeamte--liessen sich im Europäer gegeben wurde, nicht mehr unzeitgemäss. Dass es in der That wohl zum grössten Theil der Einfluss der Kaufleute angelsächsischer Race war, welchem das rasche Wachsen der Ausfuhr einheimischer Producte zu verdanken ist, geht unwiderleglich aus folgenden Zahlen hervor. Im Jahre 1810, also ein Jahr nach Etablirung des ersten englischen Hauses, betrug die Ausfuhr nur 500,000 Dollars, die Einfuhr dagegen 900,000 Dollars. Im Jahre 1841 betrug der Gesammtumsatz über 5½ Millionen Dollars und in demselben Jahre schon hatten englische und amerikanische Häuser mehr als 55 Prozent des Handels in Händen. In diesem Jahr überstieg die Ausfuhr die Einfuhr schon um nahe 1½ Millionen Dollars. 1863 betrug der Gesammthandel schon mehr als 16 Millionen Dollars, der Export fast 9 Millionen. Jetzt ist die Zeit eines gesunden Handels gekommen. Zwar mögen immer noch monopolistische Neigungen oder schutzzöllnerische Vorurtheile der Spanier dem fremden d. h. nicht spanischen Handel allerlei Hindernisse in den Weg zu legen versuchen, und so den Verkehr auf einer niedrigeren Stufe erhalten, als vielleicht nach den im Boden vergrabenen Reichthümern des Landes zu erwarten wäre. Aber es sind doch endlich die Philippinen ganz und voll in die Reihe der producirenden und damit auch consumirenden Länder getreten. Nun erscheinen Manila—und mit ihr die anderen seit einigen Jahren geöffneten Häfen—nicht mehr als Entrepotplätze für einen nur durch zufällige Umstände oder künstlich dem Handel aufgedrängte Richtungen hervorgerufenen Austausch der Waaren fremder Nationen; sondern als die natürlichen Ausfuhrhäfen eines von der Natur auf’s Reichste ausgestatteten Landes. Aber es würde das Bild, welches wir so von dem Einfluss der Spanier und der modernen Zeit zu entwerfen gesucht haben, wesentlich unvollständig bleiben, ja vielleicht sogar seines auffallendsten Lichtes—oder Schattens?—entbehren, wollten wir hier nicht auch noch einer Einwirkung gedenken, bei welcher sich geistige wie materielle Momente vereinigten, um ein gemeinsames Resultat zu erzielen. Wir meinen die theils durch die Spanier, theils durch die Chinesen hervorgebrachten Mischlingsracen. Schon in den ersten Jahren der Occupation fanden Heirathen zwischen Spaniern und Frauen von Cebú und Manila statt. Zahlreiche Beamte—Soldaten wie Civilbeamte—liessen sich im <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0091" n="91"/> Europäer gegeben wurde, nicht mehr unzeitgemäss. Dass es in der That wohl zum grössten Theil der Einfluss der Kaufleute angelsächsischer Race war, welchem das rasche Wachsen der Ausfuhr einheimischer Producte zu verdanken ist, geht unwiderleglich aus folgenden Zahlen hervor. Im Jahre 1810, also ein Jahr nach Etablirung des ersten englischen Hauses, betrug die Ausfuhr nur 500,000 Dollars, die Einfuhr dagegen 900,000 Dollars. Im Jahre 1841 betrug der Gesammtumsatz über 5½ Millionen Dollars und in demselben Jahre schon hatten englische und amerikanische Häuser mehr als 55 Prozent des Handels in Händen. In diesem Jahr überstieg die Ausfuhr die Einfuhr schon um nahe 1½ Millionen Dollars. 1863 betrug der Gesammthandel schon mehr als 16 Millionen Dollars, der Export fast 9 Millionen. Jetzt ist die Zeit eines gesunden Handels gekommen. Zwar mögen immer noch monopolistische Neigungen oder schutzzöllnerische Vorurtheile der Spanier dem fremden d. h. nicht spanischen Handel allerlei Hindernisse in den Weg zu legen versuchen, und so den Verkehr auf einer niedrigeren Stufe erhalten, als vielleicht nach den im Boden vergrabenen Reichthümern des Landes zu erwarten wäre. Aber es sind doch endlich die Philippinen ganz und voll in die Reihe der producirenden und damit auch consumirenden Länder getreten. Nun erscheinen Manila—und mit ihr die anderen seit einigen Jahren geöffneten Häfen—nicht mehr als Entrepotplätze für einen nur durch zufällige Umstände oder künstlich dem Handel aufgedrängte Richtungen hervorgerufenen Austausch der Waaren fremder Nationen; sondern als die natürlichen Ausfuhrhäfen eines von der Natur auf’s Reichste ausgestatteten Landes. </p> <p>Aber es würde das Bild, welches wir so von dem Einfluss der Spanier und der modernen Zeit zu entwerfen gesucht haben, wesentlich unvollständig bleiben, ja vielleicht sogar seines auffallendsten Lichtes—oder Schattens?—entbehren, wollten wir hier nicht auch noch einer Einwirkung gedenken, bei welcher sich geistige wie materielle Momente vereinigten, um ein gemeinsames Resultat zu erzielen. Wir meinen die theils durch die Spanier, theils durch die Chinesen hervorgebrachten Mischlingsracen. Schon in den ersten Jahren der Occupation fanden Heirathen zwischen Spaniern und Frauen von Cebú und Manila statt. 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Europäer gegeben wurde, nicht mehr unzeitgemäss. Dass es in der That wohl zum grössten Theil der Einfluss der Kaufleute angelsächsischer Race war, welchem das rasche Wachsen der Ausfuhr einheimischer Producte zu verdanken ist, geht unwiderleglich aus folgenden Zahlen hervor. Im Jahre 1810, also ein Jahr nach Etablirung des ersten englischen Hauses, betrug die Ausfuhr nur 500,000 Dollars, die Einfuhr dagegen 900,000 Dollars. Im Jahre 1841 betrug der Gesammtumsatz über 5½ Millionen Dollars und in demselben Jahre schon hatten englische und amerikanische Häuser mehr als 55 Prozent des Handels in Händen. In diesem Jahr überstieg die Ausfuhr die Einfuhr schon um nahe 1½ Millionen Dollars. 1863 betrug der Gesammthandel schon mehr als 16 Millionen Dollars, der Export fast 9 Millionen. Jetzt ist die Zeit eines gesunden Handels gekommen. Zwar mögen immer noch monopolistische Neigungen oder schutzzöllnerische Vorurtheile der Spanier dem fremden d. h. nicht spanischen Handel allerlei Hindernisse in den Weg zu legen versuchen, und so den Verkehr auf einer niedrigeren Stufe erhalten, als vielleicht nach den im Boden vergrabenen Reichthümern des Landes zu erwarten wäre. Aber es sind doch endlich die Philippinen ganz und voll in die Reihe der producirenden und damit auch consumirenden Länder getreten. Nun erscheinen Manila—und mit ihr die anderen seit einigen Jahren geöffneten Häfen—nicht mehr als Entrepotplätze für einen nur durch zufällige Umstände oder künstlich dem Handel aufgedrängte Richtungen hervorgerufenen Austausch der Waaren fremder Nationen; sondern als die natürlichen Ausfuhrhäfen eines von der Natur auf’s Reichste ausgestatteten Landes.
Aber es würde das Bild, welches wir so von dem Einfluss der Spanier und der modernen Zeit zu entwerfen gesucht haben, wesentlich unvollständig bleiben, ja vielleicht sogar seines auffallendsten Lichtes—oder Schattens?—entbehren, wollten wir hier nicht auch noch einer Einwirkung gedenken, bei welcher sich geistige wie materielle Momente vereinigten, um ein gemeinsames Resultat zu erzielen. Wir meinen die theils durch die Spanier, theils durch die Chinesen hervorgebrachten Mischlingsracen. Schon in den ersten Jahren der Occupation fanden Heirathen zwischen Spaniern und Frauen von Cebú und Manila statt. Zahlreiche Beamte—Soldaten wie Civilbeamte—liessen sich im
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