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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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gewählt wurde, und wo auch noch sein Bildniss ist,
das bey den Venetianern von gemeinem Schlage in
ausserordentlicher Verehrung steht. Der Maler hat
sein mögliches gethan, die Draperie recht schön zu
machen. Die Kirche selbst ist ein gar stattliches Ge¬
bäude, und wie ich schon oben gesagt habe, mit
Batterien umgeben.

Die Venetianer sind übrigens im Allgemeinen
höfliche, billige, freundschaftliche Leute, und ich
habe von Vielen Artigkeiten genossen, die ich in mei¬
nem Vaterlande nicht herzlicher hätte erwarten kön¬
nen. Einen etwas schnurrigen Auftritt hatte ich vor
einigen Tagen auf dem Markusplatze. Man hatte
mich beständig in dem nehmlichen Reiserocke, (die
Ursache war, weil ich keinen andern hatte, da ich kei¬
nen andern im Tornister tragen wollte,) an den öf¬
fentlichen Orten der Stadt herum laufen sehen, und
doch gesehen, dass ich mit einem Lohnbedienten lief
und Liren verzehrte. Ich zahlte dem Bedienten jeden
Abend sein Geld, wenn ich ihn nicht mehr brauchte;
dieses geschah diesen Abend, da es noch ganz hell
war, auf dem Markusplatze. Einige Dirnen der
Aphrodite Pandemos mochten bemerkt haben, dass
ich bey der Abzahlung des Menschen eine ziemliche
Handvoll silberner Liren aus der Tasche gezogen hatte,
und legten sich, als der Bediente fort war und ich
allein gemächlich nach Hause schlenderte, ganz freund¬
lich und gefällig an meinen Arm. Ich blieb stehen und
sie thaten das nehmliche. Man gruppierte sich um uns
herum, und ich bat sie höflich, sich nicht die Mühe
zu geben mich zu inkommodieren. Sie fuhren mit

gewählt wurde, und wo auch noch sein Bildniſs ist,
das bey den Venetianern von gemeinem Schlage in
auſserordentlicher Verehrung steht. Der Maler hat
sein mögliches gethan, die Draperie recht schön zu
machen. Die Kirche selbst ist ein gar stattliches Ge¬
bäude, und wie ich schon oben gesagt habe, mit
Batterien umgeben.

Die Venetianer sind übrigens im Allgemeinen
höfliche, billige, freundschaftliche Leute, und ich
habe von Vielen Artigkeiten genossen, die ich in mei¬
nem Vaterlande nicht herzlicher hätte erwarten kön¬
nen. Einen etwas schnurrigen Auftritt hatte ich vor
einigen Tagen auf dem Markusplatze. Man hatte
mich beständig in dem nehmlichen Reiserocke, (die
Ursache war, weil ich keinen andern hatte, da ich kei¬
nen andern im Tornister tragen wollte,) an den öf¬
fentlichen Orten der Stadt herum laufen sehen, und
doch gesehen, daſs ich mit einem Lohnbedienten lief
und Liren verzehrte. Ich zahlte dem Bedienten jeden
Abend sein Geld, wenn ich ihn nicht mehr brauchte;
dieses geschah diesen Abend, da es noch ganz hell
war, auf dem Markusplatze. Einige Dirnen der
Aphrodite Pandemos mochten bemerkt haben, daſs
ich bey der Abzahlung des Menschen eine ziemliche
Handvoll silberner Liren aus der Tasche gezogen hatte,
und legten sich, als der Bediente fort war und ich
allein gemächlich nach Hause schlenderte, ganz freund¬
lich und gefällig an meinen Arm. Ich blieb stehen und
sie thaten das nehmliche. Man gruppierte sich um uns
herum, und ich bat sie höflich, sich nicht die Mühe
zu geben mich zu inkommodieren. Sie fuhren mit

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[98/0124] gewählt wurde, und wo auch noch sein Bildniſs ist, das bey den Venetianern von gemeinem Schlage in auſserordentlicher Verehrung steht. Der Maler hat sein mögliches gethan, die Draperie recht schön zu machen. Die Kirche selbst ist ein gar stattliches Ge¬ bäude, und wie ich schon oben gesagt habe, mit Batterien umgeben. Die Venetianer sind übrigens im Allgemeinen höfliche, billige, freundschaftliche Leute, und ich habe von Vielen Artigkeiten genossen, die ich in mei¬ nem Vaterlande nicht herzlicher hätte erwarten kön¬ nen. Einen etwas schnurrigen Auftritt hatte ich vor einigen Tagen auf dem Markusplatze. Man hatte mich beständig in dem nehmlichen Reiserocke, (die Ursache war, weil ich keinen andern hatte, da ich kei¬ nen andern im Tornister tragen wollte,) an den öf¬ fentlichen Orten der Stadt herum laufen sehen, und doch gesehen, daſs ich mit einem Lohnbedienten lief und Liren verzehrte. Ich zahlte dem Bedienten jeden Abend sein Geld, wenn ich ihn nicht mehr brauchte; dieses geschah diesen Abend, da es noch ganz hell war, auf dem Markusplatze. Einige Dirnen der Aphrodite Pandemos mochten bemerkt haben, daſs ich bey der Abzahlung des Menschen eine ziemliche Handvoll silberner Liren aus der Tasche gezogen hatte, und legten sich, als der Bediente fort war und ich allein gemächlich nach Hause schlenderte, ganz freund¬ lich und gefällig an meinen Arm. Ich blieb stehen und sie thaten das nehmliche. Man gruppierte sich um uns herum, und ich bat sie höflich, sich nicht die Mühe zu geben mich zu inkommodieren. Sie fuhren mit

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/124>, abgerufen am 26.11.2024.