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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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sie war. Ich war genöthigt wieder zurück zu gehen,
und nicht weit von der Villa reale nahmen mich eine
Menge Bootsleute in Beschlag, die mich an die Spitze
hinaus rudern wollten. Es schien mir zu spät zu seyn,
desswegen wollte ich nichts hören. Aber man griff
mich auf der schwachen Seite an; man blickte auf die
See, welche sehr hoch ging, an den Himmel, wo Sturm
hing, und auf mich mit einer Miene, als ob man sa¬
gen wollte, das wird dich abhalten. Dieser Methode
war nicht zu widerstehen, ich bezahlte die Gefahr so¬
gleich mit einem Piaster mehr, und setzte mich mit
meinen alten Genuesen in ein Boot, das ich erst selbst
herunter ziehen half. Der Genuese hatte auch mehrere
Seereisen gemacht, und hatte Muth wie ein Delphin.
Aber die Fahrt ward ihm doch etwas bedenklich; der
Sturm heulte von Surrent und Kapri gewaltig herüber
und die Wogen machten rechts eine furchtbare Bran¬
dung; das Wasser füllte reichlich das Boot, und der
Genuese hatte in einem Stündchen die Seekrankheit bis
zu der letzten Wirkung. Ich wollte um das Inselchen
Nisida herum gerudert seyn; das war aber nicht mög¬
lich: wir mussten, als wir einige hundert Schritte vor
dem Einsiedler vorbey waren, umkehren und unsere
Zuflucht in ein einsames Haus nehmen, wohin man
in der schönen Zeit von der Stadt aus zuweilen Was¬
serparthien macht, wo es aber jetzt traurig genug aus¬
sah. Indessen fütterte uns doch der Wirth mit Mak¬
karoni und gutem Käse. Nicht weit von hier, nahe
an dem Inselchen Nisida, auf welchem auch Brutus
sich einige Zeit aufgehalten hat, sind die Trümmern
eines alten Gebäudes, die aus dem Wasser hervorragen

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sie war. Ich war genöthigt wieder zurück zu gehen,
und nicht weit von der Villa reale nahmen mich eine
Menge Bootsleute in Beschlag, die mich an die Spitze
hinaus rudern wollten. Es schien mir zu spät zu seyn,
deſswegen wollte ich nichts hören. Aber man griff
mich auf der schwachen Seite an; man blickte auf die
See, welche sehr hoch ging, an den Himmel, wo Sturm
hing, und auf mich mit einer Miene, als ob man sa¬
gen wollte, das wird dich abhalten. Dieser Methode
war nicht zu widerstehen, ich bezahlte die Gefahr so¬
gleich mit einem Piaster mehr, und setzte mich mit
meinen alten Genuesen in ein Boot, das ich erst selbst
herunter ziehen half. Der Genuese hatte auch mehrere
Seereisen gemacht, und hatte Muth wie ein Delphin.
Aber die Fahrt ward ihm doch etwas bedenklich; der
Sturm heulte von Surrent und Kapri gewaltig herüber
und die Wogen machten rechts eine furchtbare Bran¬
dung; das Wasser füllte reichlich das Boot, und der
Genuese hatte in einem Stündchen die Seekrankheit bis
zu der letzten Wirkung. Ich wollte um das Inselchen
Nisida herum gerudert seyn; das war aber nicht mög¬
lich: wir muſsten, als wir einige hundert Schritte vor
dem Einsiedler vorbey waren, umkehren und unsere
Zuflucht in ein einsames Haus nehmen, wohin man
in der schönen Zeit von der Stadt aus zuweilen Was¬
serparthien macht, wo es aber jetzt traurig genug aus¬
sah. Indessen fütterte uns doch der Wirth mit Mak¬
karoni und gutem Käſe. Nicht weit von hier, nahe
an dem Inselchen Nisida, auf welchem auch Brutus
sich einige Zeit aufgehalten hat, sind die Trümmern
eines alten Gebäudes, die aus dem Wasser hervorragen

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[193/0219] sie war. Ich war genöthigt wieder zurück zu gehen, und nicht weit von der Villa reale nahmen mich eine Menge Bootsleute in Beschlag, die mich an die Spitze hinaus rudern wollten. Es schien mir zu spät zu seyn, deſswegen wollte ich nichts hören. Aber man griff mich auf der schwachen Seite an; man blickte auf die See, welche sehr hoch ging, an den Himmel, wo Sturm hing, und auf mich mit einer Miene, als ob man sa¬ gen wollte, das wird dich abhalten. Dieser Methode war nicht zu widerstehen, ich bezahlte die Gefahr so¬ gleich mit einem Piaster mehr, und setzte mich mit meinen alten Genuesen in ein Boot, das ich erst selbst herunter ziehen half. Der Genuese hatte auch mehrere Seereisen gemacht, und hatte Muth wie ein Delphin. Aber die Fahrt ward ihm doch etwas bedenklich; der Sturm heulte von Surrent und Kapri gewaltig herüber und die Wogen machten rechts eine furchtbare Bran¬ dung; das Wasser füllte reichlich das Boot, und der Genuese hatte in einem Stündchen die Seekrankheit bis zu der letzten Wirkung. Ich wollte um das Inselchen Nisida herum gerudert seyn; das war aber nicht mög¬ lich: wir muſsten, als wir einige hundert Schritte vor dem Einsiedler vorbey waren, umkehren und unsere Zuflucht in ein einsames Haus nehmen, wohin man in der schönen Zeit von der Stadt aus zuweilen Was¬ serparthien macht, wo es aber jetzt traurig genug aus¬ sah. Indessen fütterte uns doch der Wirth mit Mak¬ karoni und gutem Käſe. Nicht weit von hier, nahe an dem Inselchen Nisida, auf welchem auch Brutus sich einige Zeit aufgehalten hat, sind die Trümmern eines alten Gebäudes, die aus dem Wasser hervorragen 13

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/219>, abgerufen am 25.11.2024.