gestürzt, also auch sehr leicht die Akustik verändern können. Man sagt, Dionysius habe hier in dieser Ge¬ gend der Stadt keinen Pallast gehabt. Zugegeben dass dieses wahr sey, so war dieses desto besser für ihn allen Argwohn seiner nahen Gegenwart zu entfernen. Er konnte desswegen bey wichtigen Vorfällen sich im¬ mer die Mühe geben von Epipolä hierher zu kommen und zu hören; ein Tyrann ist durch seine Spione und Kreaturen überall. Dionysius war keiner von den be¬ quemen sybaritischen Volksquälern. Damit läugne ich nicht, dass er draussen in Epipolä noch mehrere Ge¬ fängnisse mag gehabt haben: man hatte in Paris weit mehrere, als wir hier in Syrakus." Ich überlasse es den Gelehrten, die Gründe des ehrlichen Mannes zu widerlegen; ich habe nichts von dem Meinigen hinzu gethan. Mich däucht, für einen Bürger von Syrakus schliesst er nicht ganz übel.
In dem Vorhofe des so genannten Ohres treiben die Seiler ihr Wesen, und vor demselben sind die Intervallen der Felsenklüfte mit kleinen Gärten, vor¬ züglich von Feigenbäumen, romantisch durchpflanzt. Weiter hin ist ein anderer Steinbruch, der einer wah¬ ren Feerey gleicht. Er ist von einer ziemlichen Tie¬ fe, durchaus nicht zugänglich, als nur durch einen einzigen Eingang nach der Stadtseite, den der Besitzer hat verschliessen lassen. Von oben kann man das ganze kleine magische Etablissement übersehen, das aus den niedlichsten Parthien von inländischen und ausländischen Bäumen und Blumen bestehet. Die Pflaumen standen eben jetzt in der schönsten Blüthe, und ich war überrascht hier den vaterländischen Baum
gestürzt, also auch sehr leicht die Akustik verändern können. Man sagt, Dionysius habe hier in dieser Ge¬ gend der Stadt keinen Pallast gehabt. Zugegeben daſs dieses wahr sey, so war dieses desto besser für ihn allen Argwohn seiner nahen Gegenwart zu entfernen. Er konnte deſswegen bey wichtigen Vorfällen sich im¬ mer die Mühe geben von Epipolä hierher zu kommen und zu hören; ein Tyrann ist durch seine Spione und Kreaturen überall. Dionysius war keiner von den be¬ quemen sybaritischen Volksquälern. Damit läugne ich nicht, daſs er drauſsen in Epipolä noch mehrere Ge¬ fängnisse mag gehabt haben: man hatte in Paris weit mehrere, als wir hier in Syrakus.“ Ich überlasse es den Gelehrten, die Gründe des ehrlichen Mannes zu widerlegen; ich habe nichts von dem Meinigen hinzu gethan. Mich däucht, für einen Bürger von Syrakus schlieſst er nicht ganz übel.
In dem Vorhofe des so genannten Ohres treiben die Seiler ihr Wesen, und vor demselben sind die Intervallen der Felsenklüfte mit kleinen Gärten, vor¬ züglich von Feigenbäumen, romantisch durchpflanzt. Weiter hin ist ein anderer Steinbruch, der einer wah¬ ren Feerey gleicht. Er ist von einer ziemlichen Tie¬ fe, durchaus nicht zugänglich, als nur durch einen einzigen Eingang nach der Stadtseite, den der Besitzer hat verschlieſsen lassen. Von oben kann man das ganze kleine magische Etablissement übersehen, das aus den niedlichsten Parthien von inländischen und ausländischen Bäumen und Blumen bestehet. Die Pflaumen standen eben jetzt in der schönsten Blüthe, und ich war überrascht hier den vaterländischen Baum
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[252/0278]
gestürzt, also auch sehr leicht die Akustik verändern
können. Man sagt, Dionysius habe hier in dieser Ge¬
gend der Stadt keinen Pallast gehabt. Zugegeben daſs
dieses wahr sey, so war dieses desto besser für ihn
allen Argwohn seiner nahen Gegenwart zu entfernen.
Er konnte deſswegen bey wichtigen Vorfällen sich im¬
mer die Mühe geben von Epipolä hierher zu kommen
und zu hören; ein Tyrann ist durch seine Spione und
Kreaturen überall. Dionysius war keiner von den be¬
quemen sybaritischen Volksquälern. Damit läugne ich
nicht, daſs er drauſsen in Epipolä noch mehrere Ge¬
fängnisse mag gehabt haben: man hatte in Paris weit
mehrere, als wir hier in Syrakus.“ Ich überlasse es
den Gelehrten, die Gründe des ehrlichen Mannes zu
widerlegen; ich habe nichts von dem Meinigen hinzu
gethan. Mich däucht, für einen Bürger von Syrakus
schlieſst er nicht ganz übel.
In dem Vorhofe des so genannten Ohres treiben
die Seiler ihr Wesen, und vor demselben sind die
Intervallen der Felsenklüfte mit kleinen Gärten, vor¬
züglich von Feigenbäumen, romantisch durchpflanzt.
Weiter hin ist ein anderer Steinbruch, der einer wah¬
ren Feerey gleicht. Er ist von einer ziemlichen Tie¬
fe, durchaus nicht zugänglich, als nur durch einen
einzigen Eingang nach der Stadtseite, den der Besitzer
hat verschlieſsen lassen. Von oben kann man das
ganze kleine magische Etablissement übersehen, das
aus den niedlichsten Parthien von inländischen und
ausländischen Bäumen und Blumen bestehet. Die
Pflaumen standen eben jetzt in der schönsten Blüthe,
und ich war überrascht hier den vaterländischen Baum
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/278>, abgerufen am 21.11.2024.
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