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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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Ich muss mich etwas fassen, dass ich Dich den Weg
über den Berg und Taormina hierher mit mir nicht
gar zu unordentlich machen lasse; ob Du gleich Ge¬
duld genug wirst haben müssen, denn ich bin ein gar
schlechter Systematiker. Der Wirth im Elephanten in
Katanien, in dessen Buche ich viele Bekannte fand
und der sich als einen sehr guten Hodegeten ankün¬
digte, besorgte mir eben nicht wohlfeil einen Mann
mit einem Thiere, der mit mir die Fahrt bestehen
sollte. Ich packte meinen Sack voll Orangen und ritt
nun bergan. Wie viel ich Dörfer und Flecken durch¬
ritt ehe ich am Sandkloster ankam, weiss ich nicht
mehr. Dieses Kloster gehört bekanntlich den reichen
Benediktinern unten in der Stadt, die hier nur einen
Layenbruder haben, welcher die Oekonomie besorgt
denn sie haben rund umher weite Distrikte von Wein¬
bergen. Bey den Mönchen gilt selten das Sprichwort,
im Weine ist Wahrheit; sondern im Weine ist Schlau¬
heit. Ich kann mir nicht helfen, und wenn mich
die Mönche zum Abt machten, ich würde sagen, je
grösser das Kloster, desto grösser die Sottise. Die
Mönche unten sind gar feine Kauze, die das Inkonse¬
quente und Bedenkliche und Kritische ihrer jetzigen
Lage sehr gut fühlen und die Kutte durchzuschauen
wissen: diese waren freundlich und höflich. Der
Layenbruder hier im Sande war etwas grämelnd und
murrsinnig. Er nahm meinen Empfehlungsbrief, be¬
trachtete ihn und sagte mir ganz trocken: Der Abt,


Ich muſs mich etwas fassen, daſs ich Dich den Weg
über den Berg und Taormina hierher mit mir nicht
gar zu unordentlich machen lasse; ob Du gleich Ge¬
duld genug wirst haben müssen, denn ich bin ein gar
schlechter Systematiker. Der Wirth im Elephanten in
Katanien, in dessen Buche ich viele Bekannte fand
und der sich als einen sehr guten Hodegeten ankün¬
digte, besorgte mir eben nicht wohlfeil einen Mann
mit einem Thiere, der mit mir die Fahrt bestehen
sollte. Ich packte meinen Sack voll Orangen und ritt
nun bergan. Wie viel ich Dörfer und Flecken durch¬
ritt ehe ich am Sandkloster ankam, weiſs ich nicht
mehr. Dieses Kloster gehört bekanntlich den reichen
Benediktinern unten in der Stadt, die hier nur einen
Layenbruder haben, welcher die Oekonomie besorgt
denn sie haben rund umher weite Distrikte von Wein¬
bergen. Bey den Mönchen gilt selten das Sprichwort,
im Weine ist Wahrheit; sondern im Weine ist Schlau¬
heit. Ich kann mir nicht helfen, und wenn mich
die Mönche zum Abt machten, ich würde sagen, je
gröſser das Kloster, desto gröſser die Sottise. Die
Mönche unten sind gar feine Kauze, die das Inkonse¬
quente und Bedenkliche und Kritische ihrer jetzigen
Lage sehr gut fühlen und die Kutte durchzuschauen
wissen: diese waren freundlich und höflich. Der
Layenbruder hier im Sande war etwas grämelnd und
murrsinnig. Er nahm meinen Empfehlungsbrief, be¬
trachtete ihn und sagte mir ganz trocken: Der Abt,

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. [281]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/307>, abgerufen am 22.11.2024.