Hier bin ich wieder von der Runde zurück. Der letzte Zug von Messina hierher war der beschwerlich¬ ste, aber er hat auch viel belohnendes. Die Berge hierher waren mir gar fürchterlich beschrieben wor¬ den; ich miethete mir also einen Maulesel mit seinem Führer und setzte ruhig aus. Beschäftigt mit den al¬ ten Messeniern, der eisernen Tyranney der Spartaner, der muthigen Flucht der braven Männer nach Zankle und allen ihren Schicksalen, Unglücksfällen, Ausartun¬ gen und Erholungen, die Seele voll von diesen Ge¬ danken stieg ich neben meinem Maulesel den Berg herauf und blieb oft stehen, einen Rückblick auf zwey so schöne Länder zugleich zu nehmen. Melazzo auf einer weitausgehenden Landzunge macht von fern ei¬ nen hübschen Anblick, und das Land umher scheint nicht übel gebaut zu seyn. Auch diese Gegend hat viel im letzten Erdbeben gelitten. Unten am Pelor sahe ich zum ersten Mal wieder grüne vaterländische Eichen und die Nachtigallen schlugen wetteifernd aus den Schluchten. Mir ward auf einmal so heimisch wohl dabey, dass ich hier hätte bleiben mögen. Es geht doch nichts über einen deutschen Eichenwald. Bey Barcellana, wie man den Ort nannte, sah ich das schönste Thal in ganz Sicilien; und andere sind, däucht mich, schon vor mir dieser Meinung gewesen. Es ist ein reitzendes Gemische von Früchten aller Art, Orangen und Oel, Feigen und Wein, Bohnen und Weitzen; und die anschliessenden Berge sind nicht zu
Palermo.
Hier bin ich wieder von der Runde zurück. Der letzte Zug von Messina hierher war der beschwerlich¬ ste, aber er hat auch viel belohnendes. Die Berge hierher waren mir gar fürchterlich beschrieben wor¬ den; ich miethete mir also einen Maulesel mit seinem Führer und setzte ruhig aus. Beschäftigt mit den al¬ ten Messeniern, der eisernen Tyranney der Spartaner, der muthigen Flucht der braven Männer nach Zankle und allen ihren Schicksalen, Unglücksfällen, Ausartun¬ gen und Erholungen, die Seele voll von diesen Ge¬ danken stieg ich neben meinem Maulesel den Berg herauf und blieb oft stehen, einen Rückblick auf zwey so schöne Länder zugleich zu nehmen. Melazzo auf einer weitausgehenden Landzunge macht von fern ei¬ nen hübschen Anblick, und das Land umher scheint nicht übel gebaut zu seyn. Auch diese Gegend hat viel im letzten Erdbeben gelitten. Unten am Pelor sahe ich zum ersten Mal wieder grüne vaterländische Eichen und die Nachtigallen schlugen wetteifernd aus den Schluchten. Mir ward auf einmal so heimisch wohl dabey, daſs ich hier hätte bleiben mögen. Es geht doch nichts über einen deutschen Eichenwald. Bey Barcellana, wie man den Ort nannte, sah ich das schönste Thal in ganz Sicilien; und andere sind, däucht mich, schon vor mir dieser Meinung gewesen. Es ist ein reitzendes Gemische von Früchten aller Art, Orangen und Oel, Feigen und Wein, Bohnen und Weitzen; und die anschlieſsenden Berge sind nicht zu
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Palermo.
Hier bin ich wieder von der Runde zurück. Der
letzte Zug von Messina hierher war der beschwerlich¬
ste, aber er hat auch viel belohnendes. Die Berge
hierher waren mir gar fürchterlich beschrieben wor¬
den; ich miethete mir also einen Maulesel mit seinem
Führer und setzte ruhig aus. Beschäftigt mit den al¬
ten Messeniern, der eisernen Tyranney der Spartaner,
der muthigen Flucht der braven Männer nach Zankle
und allen ihren Schicksalen, Unglücksfällen, Ausartun¬
gen und Erholungen, die Seele voll von diesen Ge¬
danken stieg ich neben meinem Maulesel den Berg
herauf und blieb oft stehen, einen Rückblick auf zwey
so schöne Länder zugleich zu nehmen. Melazzo auf
einer weitausgehenden Landzunge macht von fern ei¬
nen hübschen Anblick, und das Land umher scheint
nicht übel gebaut zu seyn. Auch diese Gegend hat
viel im letzten Erdbeben gelitten. Unten am Pelor
sahe ich zum ersten Mal wieder grüne vaterländische
Eichen und die Nachtigallen schlugen wetteifernd aus
den Schluchten. Mir ward auf einmal so heimisch
wohl dabey, daſs ich hier hätte bleiben mögen. Es
geht doch nichts über einen deutschen Eichenwald.
Bey Barcellana, wie man den Ort nannte, sah ich das
schönste Thal in ganz Sicilien; und andere sind,
däucht mich, schon vor mir dieser Meinung gewesen.
Es ist ein reitzendes Gemische von Früchten aller Art,
Orangen und Oel, Feigen und Wein, Bohnen und
Weitzen; und die anschlieſsenden Berge sind nicht zu
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. [307]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/333>, abgerufen am 22.11.2024.
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