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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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der so grossen unglücklichen Appetit an der Paste hat¬
te. Ueberdiess war ich mit vielem in Auslage, und es
war mir sehr lieb, als der Kapitän an Bord rufen liess.
Er begleitete mich bis ans Wasser im Wagen mit sei¬
nen kleinen Mädchen, die in der That allerliebst
niedliche Geschöpfchen waren. Beym Abschied in
meiner Kajüte bat er sich noch eine Unze zum Ge¬
schenk für diese aus: ich ungalanter Kerl zog mürrisch
die Börse und gab ihm schweigend das Goldstück hin.
Er hatte mir es sehr verübelt, dass ich mir auf dem
Paketboote ein Zimmer für mich genommen und mich
an die Tafel des Kapitäns verdungen hatte. Das war
nach seiner Meinung Verschwendung, und ich hätte
für das Viertel der Summe mich unter die Takelage
des Raums sollen werfen lassen. Ein erbaulicher
Wirth, der Herr Steuerrevisor! Der Wind blieb wi¬
drig, wir fuhren nicht ab, und ich zog lieber wieder
hinaus ins Wirthshaus: gleich suchte er mich wieder
auf und wollte mich wieder zu sich haben. Der
Mensch ward endlich unerträglich zudringlich und weg¬
geworfen unverschämt, und ich musste noch bey eini¬
gen Parthien für ihn bezahlen. Um mich aber endlich
recht bestimmt, nach der schicklichsten Weise für ihn,
zu benehmen, ass ich in der Auberge unbefangen mit
grossem Appetit ein Gericht nach dem andern, ohne
ihn einzuladen oder für ihn zu bestellen. Nun
wünschte er mir gute Reise, und ich sah ihn nicht
wieder, den Herrn Steuerrevisor Don Filippo -- --
seinen Geschlechtsnamen will ich vergessen. Sterzin¬
ger, mit dem ich nachher noch sprach, kannte ihn
und lachte. Er hatte in der Welt mehrere gelehrte

der so groſsen unglücklichen Appetit an der Paste hat¬
te. Ueberdieſs war ich mit vielem in Auslage, und es
war mir sehr lieb, als der Kapitän an Bord rufen lieſs.
Er begleitete mich bis ans Wasser im Wagen mit sei¬
nen kleinen Mädchen, die in der That allerliebst
niedliche Geschöpfchen waren. Beym Abschied in
meiner Kajüte bat er sich noch eine Unze zum Ge¬
schenk für diese aus: ich ungalanter Kerl zog mürrisch
die Börse und gab ihm schweigend das Goldstück hin.
Er hatte mir es sehr verübelt, daſs ich mir auf dem
Paketboote ein Zimmer für mich genommen und mich
an die Tafel des Kapitäns verdungen hatte. Das war
nach seiner Meinung Verschwendung, und ich hätte
für das Viertel der Summe mich unter die Takelage
des Raums sollen werfen lassen. Ein erbaulicher
Wirth, der Herr Steuerrevisor! Der Wind blieb wi¬
drig, wir fuhren nicht ab, und ich zog lieber wieder
hinaus ins Wirthshaus: gleich suchte er mich wieder
auf und wollte mich wieder zu sich haben. Der
Mensch ward endlich unerträglich zudringlich und weg¬
geworfen unverschämt, und ich muſste noch bey eini¬
gen Parthien für ihn bezahlen. Um mich aber endlich
recht bestimmt, nach der schicklichsten Weise für ihn,
zu benehmen, aſs ich in der Auberge unbefangen mit
groſsem Appetit ein Gericht nach dem andern, ohne
ihn einzuladen oder für ihn zu bestellen. Nun
wünschte er mir gute Reise, und ich sah ihn nicht
wieder, den Herrn Steuerrevisor Don Filippo — —
seinen Geschlechtsnamen will ich vergessen. Sterzin¬
ger, mit dem ich nachher noch sprach, kannte ihn
und lachte. Er hatte in der Welt mehrere gelehrte

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[324/0350] der so groſsen unglücklichen Appetit an der Paste hat¬ te. Ueberdieſs war ich mit vielem in Auslage, und es war mir sehr lieb, als der Kapitän an Bord rufen lieſs. Er begleitete mich bis ans Wasser im Wagen mit sei¬ nen kleinen Mädchen, die in der That allerliebst niedliche Geschöpfchen waren. Beym Abschied in meiner Kajüte bat er sich noch eine Unze zum Ge¬ schenk für diese aus: ich ungalanter Kerl zog mürrisch die Börse und gab ihm schweigend das Goldstück hin. Er hatte mir es sehr verübelt, daſs ich mir auf dem Paketboote ein Zimmer für mich genommen und mich an die Tafel des Kapitäns verdungen hatte. Das war nach seiner Meinung Verschwendung, und ich hätte für das Viertel der Summe mich unter die Takelage des Raums sollen werfen lassen. Ein erbaulicher Wirth, der Herr Steuerrevisor! Der Wind blieb wi¬ drig, wir fuhren nicht ab, und ich zog lieber wieder hinaus ins Wirthshaus: gleich suchte er mich wieder auf und wollte mich wieder zu sich haben. Der Mensch ward endlich unerträglich zudringlich und weg¬ geworfen unverschämt, und ich muſste noch bey eini¬ gen Parthien für ihn bezahlen. Um mich aber endlich recht bestimmt, nach der schicklichsten Weise für ihn, zu benehmen, aſs ich in der Auberge unbefangen mit groſsem Appetit ein Gericht nach dem andern, ohne ihn einzuladen oder für ihn zu bestellen. Nun wünschte er mir gute Reise, und ich sah ihn nicht wieder, den Herrn Steuerrevisor Don Filippo — — seinen Geschlechtsnamen will ich vergessen. Sterzin¬ ger, mit dem ich nachher noch sprach, kannte ihn und lachte. Er hatte in der Welt mehrere gelehrte

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/350>, abgerufen am 22.11.2024.