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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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zeigt. Baulä ist jetzt ein kleines armseliges Dörfchen.
Was die Piscine und die Felsengänge oder die soge¬
nannten Gefängnisse des Nero mögen gewesen seyn,
darüber zanken sich noch die Gelehrten. Ich begreife
nicht, warum sie nicht von Menschen, wie die römi¬
schen Cäsarn von der schlechtesten Sorte waren, zu
Kerkern sollen gebraucht worden seyn. Sie sind gräss¬
lich und die Gefängnisse in Syrakus sind Ballsäle da¬
gegen: wie denn alles Grausame bey den Römern
schrecklicher und scheusslicher war, als bey den Grie¬
chen, die Spartaner vielleicht ausgenommen, die mehr
einen römischen Stempel trugen. Bis fast hinaus auf
die Spitze des Vorgebirges und bis hinab an die ely¬
seischen Felder und das todte Meer sind schöne Pflan¬
zungen von Wein und Feigen. Misene ist eine von
dieser Seite auslaufende Erdzunge, die sich mit dem
hohen Felsen dieses Namens schliesst. Gegen über
liegt nicht weit davon sogleich Procida, und man er¬
zählte, dass die Engländer im vorigen Kriege von dort
herüber nach Baulä geschossen haben. Das ist aber
doch nicht wohl möglich; es muss aus den Schiffen
auf dem Passe zwischen Procida und Misene geschehen
seyn. Im Vorbeygehen darf ich Dir noch sagen, dass
ich neulich in Rom in den deutschen Propyläen eine
Recension von Gmelins Blättern von dieser Gegend
gesehen habe, wo man sich fast ausdrückt, als ob das
Mare morto und der Avernus eine und die nehmliche
See wären; eine Unbestimmtheit, die man doch in
den Propyläen nicht antreffen sollte.

Ich liess mich von Misene gern über den Meer¬
busen hinüber nach Puzzuoli rudern, wo ich zwar et¬

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zeigt. Baulä ist jetzt ein kleines armseliges Dörfchen.
Was die Piscine und die Felsengänge oder die soge¬
nannten Gefängnisse des Nero mögen gewesen seyn,
darüber zanken sich noch die Gelehrten. Ich begreife
nicht, warum sie nicht von Menschen, wie die römi¬
schen Cäsarn von der schlechtesten Sorte waren, zu
Kerkern sollen gebraucht worden seyn. Sie sind gräſs¬
lich und die Gefängnisse in Syrakus sind Ballsäle da¬
gegen: wie denn alles Grausame bey den Römern
schrecklicher und scheuſslicher war, als bey den Grie¬
chen, die Spartaner vielleicht ausgenommen, die mehr
einen römischen Stempel trugen. Bis fast hinaus auf
die Spitze des Vorgebirges und bis hinab an die ely¬
seischen Felder und das todte Meer sind schöne Pflan¬
zungen von Wein und Feigen. Misene ist eine von
dieser Seite auslaufende Erdzunge, die sich mit dem
hohen Felsen dieses Namens schlieſst. Gegen über
liegt nicht weit davon sogleich Procida, und man er¬
zählte, daſs die Engländer im vorigen Kriege von dort
herüber nach Baulä geschossen haben. Das ist aber
doch nicht wohl möglich; es muſs aus den Schiffen
auf dem Passe zwischen Procida und Misene geschehen
seyn. Im Vorbeygehen darf ich Dir noch sagen, daſs
ich neulich in Rom in den deutschen Propyläen eine
Recension von Gmelins Blättern von dieser Gegend
gesehen habe, wo man sich fast ausdrückt, als ob das
Mare morto und der Avernus eine und die nehmliche
See wären; eine Unbestimmtheit, die man doch in
den Propyläen nicht antreffen sollte.

Ich lieſs mich von Misene gern über den Meer¬
busen hinüber nach Puzzuoli rudern, wo ich zwar et¬

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[337/0363] zeigt. Baulä ist jetzt ein kleines armseliges Dörfchen. Was die Piscine und die Felsengänge oder die soge¬ nannten Gefängnisse des Nero mögen gewesen seyn, darüber zanken sich noch die Gelehrten. Ich begreife nicht, warum sie nicht von Menschen, wie die römi¬ schen Cäsarn von der schlechtesten Sorte waren, zu Kerkern sollen gebraucht worden seyn. Sie sind gräſs¬ lich und die Gefängnisse in Syrakus sind Ballsäle da¬ gegen: wie denn alles Grausame bey den Römern schrecklicher und scheuſslicher war, als bey den Grie¬ chen, die Spartaner vielleicht ausgenommen, die mehr einen römischen Stempel trugen. Bis fast hinaus auf die Spitze des Vorgebirges und bis hinab an die ely¬ seischen Felder und das todte Meer sind schöne Pflan¬ zungen von Wein und Feigen. Misene ist eine von dieser Seite auslaufende Erdzunge, die sich mit dem hohen Felsen dieses Namens schlieſst. Gegen über liegt nicht weit davon sogleich Procida, und man er¬ zählte, daſs die Engländer im vorigen Kriege von dort herüber nach Baulä geschossen haben. Das ist aber doch nicht wohl möglich; es muſs aus den Schiffen auf dem Passe zwischen Procida und Misene geschehen seyn. Im Vorbeygehen darf ich Dir noch sagen, daſs ich neulich in Rom in den deutschen Propyläen eine Recension von Gmelins Blättern von dieser Gegend gesehen habe, wo man sich fast ausdrückt, als ob das Mare morto und der Avernus eine und die nehmliche See wären; eine Unbestimmtheit, die man doch in den Propyläen nicht antreffen sollte. Ich lieſs mich von Misene gern über den Meer¬ busen hinüber nach Puzzuoli rudern, wo ich zwar et¬ 22

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/363>, abgerufen am 22.11.2024.