freute mich, als ob ich eine Kriminalinquisition los wäre.
Auf dem Kapitol vermisste ich den schönen Bru¬ tus. Dieser ist nach Paris gewandelt, hiess es. Was soll Brutus in Paris? Vor funfzig Jahren wäre es eine Posse gewesen, und jetzt ist es eine Blasphemie. Dort wachsen die Cäsarn wie die Fliegenschwämme. Noch sah ich die alte hetrurische Wölfin, die bey Cäsars To¬ de vom Blitz beschädigt worden seyn soll. Die Sel¬ tenheit ist wenigstens sehenswerth. Von dem Thur¬ me des Kapitols übersah ich mit einem Blick das gan¬ ze grosse Ruinenfeld unter mir. Einer meiner Freun¬ de machte mir ein Geschenk mit einer Rhapsodie über die Peterskirche; ich gab ihm dafür eine über das Kapitol zurück. Ich schicke sie Dir hier, weil ich glauben darf, dass Dir vielleicht die Ansicht einiges Vergnügen machen kann.
Du zürnst, dass dort mit breitem Angesichte Das Dunstphantom des Aberglaubens glotzt Und jedem Feuereifer trotzt, Der aus der Finsterniss zum Lichte Uns führen will; Du zürnst den Bübereyen, Dem Frevel und dem frechen Spott, Mit dem der Plattkopf stiert, der Tugend uns und Gott Zum Unsinn macht; den feilen Schurkereyen, Und der Harpye der Mönchereyen, Dem hässlichsten Gespenst, das dem Kozyt entkroch, Das aus dem Schlamm der Dummheit noch Am Leitseil der Betrügereyen
freute mich, als ob ich eine Kriminalinquisition los wäre.
Auf dem Kapitol vermiſste ich den schönen Bru¬ tus. Dieser ist nach Paris gewandelt, hieſs es. Was soll Brutus in Paris? Vor funfzig Jahren wäre es eine Posse gewesen, und jetzt ist es eine Blasphemie. Dort wachsen die Cäsarn wie die Fliegenschwämme. Noch sah ich die alte hetrurische Wölfin, die bey Cäsars To¬ de vom Blitz beschädigt worden seyn soll. Die Sel¬ tenheit ist wenigstens sehenswerth. Von dem Thur¬ me des Kapitols übersah ich mit einem Blick das gan¬ ze groſse Ruinenfeld unter mir. Einer meiner Freun¬ de machte mir ein Geschenk mit einer Rhapsodie über die Peterskirche; ich gab ihm dafür eine über das Kapitol zurück. Ich schicke sie Dir hier, weil ich glauben darf, daſs Dir vielleicht die Ansicht einiges Vergnügen machen kann.
Du zürnst, daſs dort mit breitem Angesichte Das Dunstphantom des Aberglaubens glotzt Und jedem Feuereifer trotzt, Der aus der Finsterniſs zum Lichte Uns führen will; Du zürnst den Bübereyen, Dem Frevel und dem frechen Spott, Mit dem der Plattkopf stiert, der Tugend uns und Gott Zum Unsinn macht; den feilen Schurkereyen, Und der Harpye der Mönchereyen, Dem häſslichsten Gespenst, das dem Kozyt entkroch, Das aus dem Schlamm der Dummheit noch Am Leitseil der Betrügereyen
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freute mich, als ob ich eine Kriminalinquisition los
wäre.
Auf dem Kapitol vermiſste ich den schönen Bru¬
tus. Dieser ist nach Paris gewandelt, hieſs es. Was
soll Brutus in Paris? Vor funfzig Jahren wäre es eine
Posse gewesen, und jetzt ist es eine Blasphemie. Dort
wachsen die Cäsarn wie die Fliegenschwämme. Noch
sah ich die alte hetrurische Wölfin, die bey Cäsars To¬
de vom Blitz beschädigt worden seyn soll. Die Sel¬
tenheit ist wenigstens sehenswerth. Von dem Thur¬
me des Kapitols übersah ich mit einem Blick das gan¬
ze groſse Ruinenfeld unter mir. Einer meiner Freun¬
de machte mir ein Geschenk mit einer Rhapsodie
über die Peterskirche; ich gab ihm dafür eine über
das Kapitol zurück. Ich schicke sie Dir hier, weil ich
glauben darf, daſs Dir vielleicht die Ansicht einiges
Vergnügen machen kann.
Du zürnst, daſs dort mit breitem Angesichte
Das Dunstphantom des Aberglaubens glotzt
Und jedem Feuereifer trotzt,
Der aus der Finsterniſs zum Lichte
Uns führen will; Du zürnst den Bübereyen,
Dem Frevel und dem frechen Spott,
Mit dem der Plattkopf stiert, der Tugend uns und Gott
Zum Unsinn macht; den feilen Schurkereyen,
Und der Harpye der Mönchereyen,
Dem häſslichsten Gespenst, das dem Kozyt entkroch,
Das aus dem Schlamm der Dummheit noch
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 371 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/399>, abgerufen am 22.11.2024.
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