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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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von keinem grossen Werth. Unter dieser Statue soll¬
ten alle Revolutionäre mit wahren hellen gemässigten
Philanthropen zwölf Mitternächte Rath halten, ehe sie
einen Schritt wagten. Was rein gut oder schlecht in
dem Einzelnen ist, ist es nicht immer in der Ge¬
sammtheit; auf der Stufe der Bildung, auf welcher
die Menschheit jetzt stehet.

Die Peterskirche gehört eigentlich der ganzen
Christenheit, und die Hierarchie würde vielleicht gern
das enorme Werk vernichtet sehen, wenn sie das un¬
selige Schisma wieder heben könnte, das über ihrem
Bau in der christlichen Welt entstanden ist. Etwas
mehr gesunde Moral und Mässigung hätte damals die
Päbste mit Hülfe des abergläubischen Enthusiasmus zu
Herren derselben gemacht: diese Gelegenheit kommt
nie wieder. Ob die Menschheit dadurch gewonnen
oder verloren hätte, ist eine schwere Frage. Es ist
als ob man der stillen Grösse der alten Kunst mit
diesem herkulischen Bau habe Hohn sprechen wollen.
Du kennst das Pantheon als den schönsten Tempel
des Alterthums. Stelle Dir vor, verhältnissmäs¬
sgein ungeheuern Raum, als die Area des Heiligen¬
tempels, zu einer grossen Höhe aufgeführt, und oben
das ganze Pantheon als Kuppel darauf gesetzt, so hast
Du die Peterskirche. Das Riesenmässige hat man er¬
reicht. Wir sassen in dem Knopfe der Kuppel unser
drey, und übersahen die gefallene Roma. Diese Kir¬
che wird einst mit ihrer Kolonnade die grösste Ruine
von Rom, so wie Rom vielleicht die grösste Ruine
der Welt ist.

In dem benachbarten Vatikan beschäftigten mich

von keinem groſsen Werth. Unter dieser Statue soll¬
ten alle Revolutionäre mit wahren hellen gemäſsigten
Philanthropen zwölf Mitternächte Rath halten, ehe sie
einen Schritt wagten. Was rein gut oder schlecht in
dem Einzelnen ist, ist es nicht immer in der Ge¬
sammtheit; auf der Stufe der Bildung, auf welcher
die Menschheit jetzt stehet.

Die Peterskirche gehört eigentlich der ganzen
Christenheit, und die Hierarchie würde vielleicht gern
das enorme Werk vernichtet sehen, wenn sie das un¬
selige Schisma wieder heben könnte, das über ihrem
Bau in der christlichen Welt entstanden ist. Etwas
mehr gesunde Moral und Mäſsigung hätte damals die
Päbste mit Hülfe des abergläubischen Enthusiasmus zu
Herren derselben gemacht: diese Gelegenheit kommt
nie wieder. Ob die Menschheit dadurch gewonnen
oder verloren hätte, ist eine schwere Frage. Es ist
als ob man der stillen Gröſse der alten Kunst mit
diesem herkulischen Bau habe Hohn sprechen wollen.
Du kennst das Pantheon als den schönsten Tempel
des Alterthums. Stelle Dir vor, verhältniſsmäs¬
sgein ungeheuern Raum, als die Area des Heiligen¬
tempels, zu einer groſsen Höhe aufgeführt, und oben
das ganze Pantheon als Kuppel darauf gesetzt, so hast
Du die Peterskirche. Das Riesenmäſsige hat man er¬
reicht. Wir saſsen in dem Knopfe der Kuppel unser
drey, und übersahen die gefallene Roma. Diese Kir¬
che wird einst mit ihrer Kolonnade die gröſste Ruine
von Rom, so wie Rom vielleicht die gröſste Ruine
der Welt ist.

In dem benachbarten Vatikan beschäftigten mich

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[378 /0406] von keinem groſsen Werth. Unter dieser Statue soll¬ ten alle Revolutionäre mit wahren hellen gemäſsigten Philanthropen zwölf Mitternächte Rath halten, ehe sie einen Schritt wagten. Was rein gut oder schlecht in dem Einzelnen ist, ist es nicht immer in der Ge¬ sammtheit; auf der Stufe der Bildung, auf welcher die Menschheit jetzt stehet. Die Peterskirche gehört eigentlich der ganzen Christenheit, und die Hierarchie würde vielleicht gern das enorme Werk vernichtet sehen, wenn sie das un¬ selige Schisma wieder heben könnte, das über ihrem Bau in der christlichen Welt entstanden ist. Etwas mehr gesunde Moral und Mäſsigung hätte damals die Päbste mit Hülfe des abergläubischen Enthusiasmus zu Herren derselben gemacht: diese Gelegenheit kommt nie wieder. Ob die Menschheit dadurch gewonnen oder verloren hätte, ist eine schwere Frage. Es ist als ob man der stillen Gröſse der alten Kunst mit diesem herkulischen Bau habe Hohn sprechen wollen. Du kennst das Pantheon als den schönsten Tempel des Alterthums. Stelle Dir vor, verhältniſsmäs¬ sgein ungeheuern Raum, als die Area des Heiligen¬ tempels, zu einer groſsen Höhe aufgeführt, und oben das ganze Pantheon als Kuppel darauf gesetzt, so hast Du die Peterskirche. Das Riesenmäſsige hat man er¬ reicht. Wir saſsen in dem Knopfe der Kuppel unser drey, und übersahen die gefallene Roma. Diese Kir¬ che wird einst mit ihrer Kolonnade die gröſste Ruine von Rom, so wie Rom vielleicht die gröſste Ruine der Welt ist. In dem benachbarten Vatikan beschäftigten mich

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 378 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/406>, abgerufen am 22.11.2024.