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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
türliche GOtt alle Ding gemacht/ und in Bil-
dungen gebracht hat.

Die dritte Eigenschafft der Ewigen Natur/
ist die Angst/ als das Wollen/ welches sich hat in
Annehmlichkeit zur Natur und der Jchheit ein-
geführet/ da der eigene Wille in der scharffen
Beweglichkeit stehet. Also kommt er in die
Angst als in die Empfindlichkeit/ dann ausser der
Natur mag er nicht empfindlich seyn/ aber in
der beweglichen Schärffe wird er empfindlich;
und diese Empfindlichkeit ist die Ursach des
Feuers/ auch des Gemüthes und der Sinnen/
dann der eigne natürliche Wille wird dadurch
fühlend/ und sucht Ruhe; also gehet die Schied-
lichkeit des Willens von sich aus/ und durchdrin-
get die Eigenschafft/ davon der Geschmack ur-
ständet in der Schärffe/ daß eine Eigenschafft
die andere schmäcket und empfindet; und ist
auch der Grund und die Ursach der Sinnen/
daß eine Eigenschafft in die Andere eindringet/
und die entzündet/ daß der Wille erkennet/ wo-
von die Leydenheit komme. Dann so die Em-
pfindlichkeit nicht wäre/ so wüste der Wille
nichts von Eigenschafften/ dann er wäre nur
einig/ also aber nimmt der Wille Natur in sich/
in dem er die scharffe Bewegnis in sich empfin-
det; diese Bewegnis nun ist in sich gleich einem
drähenden Rade/ nicht zwar/ daß ein solch Drä-
hen sey/ sondern also ist es in denen Eigenschaff-
ten/ dann die Begierde ziehet in sich/ die Be-

wegnis
B v

Von der Natur.
türliche GOtt alle Ding gemacht/ und in Bil-
dungen gebracht hat.

Die dritte Eigenſchafft der Ewigen Natur/
iſt die Angſt/ als das Wollen/ welches ſich hat in
Annehmlichkeit zur Natur und der Jchheit ein-
geführet/ da der eigene Wille in der ſcharffen
Beweglichkeit ſtehet. Alſo kommt er in die
Angſt als in die Empfindlichkeit/ dann auſſer der
Natur mag er nicht empfindlich ſeyn/ aber in
der beweglichen Schärffe wird er empfindlich;
und dieſe Empfindlichkeit iſt die Urſach des
Feuers/ auch des Gemüthes und der Sinnen/
dann der eigne natürliche Wille wird dadurch
fühlend/ und ſucht Ruhe; alſo gehet die Schied-
lichkeit des Willens von ſich aus/ und durchdrin-
get die Eigenſchafft/ davon der Geſchmack ur-
ſtändet in der Schärffe/ daß eine Eigenſchafft
die andere ſchmäcket und empfindet; und iſt
auch der Grund und die Urſach der Sinnen/
daß eine Eigenſchafft in die Andere eindringet/
und die entzündet/ daß der Wille erkennet/ wo-
von die Leydenheit komme. Dann ſo die Em-
pfindlichkeit nicht wäre/ ſo wüſte der Wille
nichts von Eigenſchafften/ dann er wäre nur
einig/ alſo aber nimmt der Wille Natur in ſich/
in dem er die ſcharffe Bewegnis in ſich empfin-
det; dieſe Bewegnis nun iſt in ſich gleich einem
drähenden Rade/ nicht zwar/ daß ein ſolch Drä-
hen ſey/ ſondern alſo iſt es in denen Eigenſchaff-
ten/ dann die Begierde ziehet in ſich/ die Be-

wegnis
B v
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[25/0115] Von der Natur. türliche GOtt alle Ding gemacht/ und in Bil- dungen gebracht hat. Die dritte Eigenſchafft der Ewigen Natur/ iſt die Angſt/ als das Wollen/ welches ſich hat in Annehmlichkeit zur Natur und der Jchheit ein- geführet/ da der eigene Wille in der ſcharffen Beweglichkeit ſtehet. Alſo kommt er in die Angſt als in die Empfindlichkeit/ dann auſſer der Natur mag er nicht empfindlich ſeyn/ aber in der beweglichen Schärffe wird er empfindlich; und dieſe Empfindlichkeit iſt die Urſach des Feuers/ auch des Gemüthes und der Sinnen/ dann der eigne natürliche Wille wird dadurch fühlend/ und ſucht Ruhe; alſo gehet die Schied- lichkeit des Willens von ſich aus/ und durchdrin- get die Eigenſchafft/ davon der Geſchmack ur- ſtändet in der Schärffe/ daß eine Eigenſchafft die andere ſchmäcket und empfindet; und iſt auch der Grund und die Urſach der Sinnen/ daß eine Eigenſchafft in die Andere eindringet/ und die entzündet/ daß der Wille erkennet/ wo- von die Leydenheit komme. Dann ſo die Em- pfindlichkeit nicht wäre/ ſo wüſte der Wille nichts von Eigenſchafften/ dann er wäre nur einig/ alſo aber nimmt der Wille Natur in ſich/ in dem er die ſcharffe Bewegnis in ſich empfin- det; dieſe Bewegnis nun iſt in ſich gleich einem drähenden Rade/ nicht zwar/ daß ein ſolch Drä- hen ſey/ ſondern alſo iſt es in denen Eigenſchaff- ten/ dann die Begierde ziehet in ſich/ die Be- wegnis B v

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/115>, abgerufen am 25.11.2024.