Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
ewige Lust empfindlich wird/ die Empfindlichkeit
der Einheit aber heisset Liebe/ ein Brennen oder
Leben in der Einheit GOttes; und nach solchem
Liebe-Feuer/ nennet GOtt sich einen barmher-
tzigen GOtt/ dann die Einheit GOttes liebet/
oder durchdringet den peynlichen Willen des
Feuers/ welcher anfänglich im Hauchen des
Worts/ oder im Ausgang Göttlicher Lust ent-
standen ist/ und verwandelt denselben in die gröste
Freude; nun/ in diesem feurischen Willen der
ewigen Natur/ stehet die Seel der Menschen/
als auch der Engel/ dieses ist ihr Grund und
Centrum. Darum/ so eine Seele von GOttes
Liecht und Liebe sich absöndert/ und in eigne na-
türliche Begierde eingehet/ so wird der Grund
solcher Finsterniß und peynlichen Quaal offen-
bahr; dieses ist das höllische Feuer und GOttes
Zorn/ wann er offenbahr wird/ allermassen am
Lucifer sattsam erscheinet. Was nun in der
Creatur zu dencken ist daß es sey/ das ist auch aus-
ser der Creatur über all/ weiln die Creatur anders
nichts ist als ein Bild oder Figur der schiedlichen
Krafft des gantzen Wesens.

Aus diesem erhellet/ was der Grund des
Feuers sey/ nemlich Kält von der Impression,
und Hitze von der Angst; die Bewegnis aber ist
der Vulcanus, in diesen dreyen stehet das Feuer;
aber des Liechtes Glantz urständet von der Zu-
sammenfügung der Einheit im Feuer-grund;
und ist der gantze Grund doch nur der ausgeflos-

sene

Von der Natur.
ewige Luſt empfindlich wird/ die Empfindlichkeit
der Einheit aber heiſſet Liebe/ ein Brennen oder
Leben in der Einheit GOttes; und nach ſolchem
Liebe-Feuer/ nennet GOtt ſich einen barmher-
tzigen GOtt/ dann die Einheit GOttes liebet/
oder durchdringet den peynlichen Willen des
Feuers/ welcher anfänglich im Hauchen des
Worts/ oder im Ausgang Göttlicher Luſt ent-
ſtanden iſt/ und verwandelt denſelben in die gröſte
Freude; nun/ in dieſem feuriſchen Willen der
ewigen Natur/ ſtehet die Seel der Menſchen/
als auch der Engel/ dieſes iſt ihr Grund und
Centrum. Darum/ ſo eine Seele von GOttes
Liecht und Liebe ſich abſöndert/ und in eigne na-
türliche Begierde eingehet/ ſo wird der Grund
ſolcher Finſterniß und peynlichen Quaal offen-
bahr; dieſes iſt das hölliſche Feuer und GOttes
Zorn/ wann er offenbahr wird/ allermaſſen am
Lucifer ſattſam erſcheinet. Was nun in der
Creatur zu dencken iſt daß es ſey/ das iſt auch auſ-
ſer der Creatur über all/ weiln die Creatur anders
nichts iſt als ein Bild oder Figur der ſchiedlichen
Krafft des gantzen Weſens.

Aus dieſem erhellet/ was der Grund des
Feuers ſey/ nemlich Kält von der Impreſſion,
und Hitze von der Angſt; die Bewegnis aber iſt
der Vulcanus, in dieſen dreyen ſtehet das Feuer;
aber des Liechtes Glantz urſtändet von der Zu-
ſammenfügung der Einheit im Feuer-grund;
und iſt der gantze Grund doch nur der ausgefloſ-

ſene
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0119" n="29"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
ewige Lu&#x017F;t empfindlich wird/ die Empfindlichkeit<lb/>
der Einheit aber hei&#x017F;&#x017F;et Liebe/ ein Brennen oder<lb/>
Leben in der Einheit GOttes; und nach &#x017F;olchem<lb/>
Liebe-Feuer/ nennet GOtt &#x017F;ich einen barmher-<lb/>
tzigen GOtt/ dann die Einheit GOttes liebet/<lb/>
oder durchdringet den peynlichen Willen des<lb/>
Feuers/ welcher anfänglich im Hauchen des<lb/>
Worts/ oder im Ausgang Göttlicher Lu&#x017F;t ent-<lb/>
&#x017F;tanden i&#x017F;t/ und verwandelt den&#x017F;elben in die grö&#x017F;te<lb/>
Freude; nun/ in die&#x017F;em feuri&#x017F;chen Willen der<lb/>
ewigen Natur/ &#x017F;tehet die Seel der Men&#x017F;chen/<lb/>
als auch der Engel/ die&#x017F;es i&#x017F;t ihr Grund und<lb/><hi rendition="#aq">Centrum.</hi> Darum/ &#x017F;o eine Seele von GOttes<lb/>
Liecht und Liebe &#x017F;ich ab&#x017F;öndert/ und in eigne na-<lb/>
türliche Begierde eingehet/ &#x017F;o wird der Grund<lb/>
&#x017F;olcher Fin&#x017F;terniß und peynlichen Quaal offen-<lb/>
bahr; die&#x017F;es i&#x017F;t das hölli&#x017F;che Feuer und GOttes<lb/>
Zorn/ wann er offenbahr wird/ allerma&#x017F;&#x017F;en am<lb/>
Lucifer &#x017F;att&#x017F;am er&#x017F;cheinet. Was nun in der<lb/>
Creatur zu dencken i&#x017F;t daß es &#x017F;ey/ das i&#x017F;t auch au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er der Creatur über all/ weiln die Creatur anders<lb/>
nichts i&#x017F;t als ein Bild oder Figur der &#x017F;chiedlichen<lb/>
Krafft des gantzen We&#x017F;ens.</p><lb/>
          <p>Aus die&#x017F;em erhellet/ was der Grund des<lb/>
Feuers &#x017F;ey/ nemlich Kält von der <hi rendition="#aq">Impre&#x017F;&#x017F;ion,</hi><lb/>
und Hitze von der Ang&#x017F;t; die Bewegnis aber i&#x017F;t<lb/>
der <hi rendition="#aq">Vulcanus,</hi> in die&#x017F;en dreyen &#x017F;tehet das Feuer;<lb/>
aber des Liechtes Glantz ur&#x017F;tändet von der Zu-<lb/>
&#x017F;ammenfügung der Einheit im Feuer-grund;<lb/>
und i&#x017F;t der gantze Grund doch nur der ausgeflo&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ene</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0119] Von der Natur. ewige Luſt empfindlich wird/ die Empfindlichkeit der Einheit aber heiſſet Liebe/ ein Brennen oder Leben in der Einheit GOttes; und nach ſolchem Liebe-Feuer/ nennet GOtt ſich einen barmher- tzigen GOtt/ dann die Einheit GOttes liebet/ oder durchdringet den peynlichen Willen des Feuers/ welcher anfänglich im Hauchen des Worts/ oder im Ausgang Göttlicher Luſt ent- ſtanden iſt/ und verwandelt denſelben in die gröſte Freude; nun/ in dieſem feuriſchen Willen der ewigen Natur/ ſtehet die Seel der Menſchen/ als auch der Engel/ dieſes iſt ihr Grund und Centrum. Darum/ ſo eine Seele von GOttes Liecht und Liebe ſich abſöndert/ und in eigne na- türliche Begierde eingehet/ ſo wird der Grund ſolcher Finſterniß und peynlichen Quaal offen- bahr; dieſes iſt das hölliſche Feuer und GOttes Zorn/ wann er offenbahr wird/ allermaſſen am Lucifer ſattſam erſcheinet. Was nun in der Creatur zu dencken iſt daß es ſey/ das iſt auch auſ- ſer der Creatur über all/ weiln die Creatur anders nichts iſt als ein Bild oder Figur der ſchiedlichen Krafft des gantzen Weſens. Aus dieſem erhellet/ was der Grund des Feuers ſey/ nemlich Kält von der Impreſſion, und Hitze von der Angſt; die Bewegnis aber iſt der Vulcanus, in dieſen dreyen ſtehet das Feuer; aber des Liechtes Glantz urſtändet von der Zu- ſammenfügung der Einheit im Feuer-grund; und iſt der gantze Grund doch nur der ausgefloſ- ſene

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/119
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/119>, abgerufen am 25.11.2024.