Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das erste Buch. uns verborgenen/ und unsichtbaren Seiten derMond-Kugel/ hierbey gefügt werden. Also aber redet er hiervon: Durch eine schnelle Um- kehrung ward ich empor geraffet/ und auf die Gegenseite des Monds gestellet; Also balden kam ich auf einen tuncklen Weg/ und spürete daselbst eine solche Finsternis/ dergleichen auf Erden sich ereignet/ wenn die Demmerung be- ginnet. Auf dieser Fahrt erfuhr ich/ daß das Mond-Meer sich um die gantze Kugel ergiesse/ und sampt dem Meer-Wasser der andern sicht- baren Seiten/ theils Orten gar breit sey/ etlicher Orten aber durch einen breiten Busen/ mit demselben zusammen stosse. Das zwischen-lie- gende weite Land fand ich so rauhe/ daß keinem Menschlichen Fuß ein Tritt daselbst war zuge- lassen. Wer die scharff gespitzte Haut eines Stachel Schweins gesehen/ der wird ihm die irrdische Theile/ dieser abgewandten Monds- Seiten/ welche voller Ritz/ Spält/ und überall herfürstehender sehr scharffer/ spitziger Steine recht einbilden. Wer wolte die Breite der Berge/ so um die Grentzen des Liecht und Schat- tens befindlich/ ermessen: Gewislich/ es waren etliche nicht anders/ als wie zugespitzte Thürne anzusehen/ und dieneten als Bollwercke/ Rigel/ und Dämme/ wider das Meer des Monds. Uber das/ regierete allda/ sonderlich um die Zeit des Voll-Monds/ eine so grimmig kalte Lufft/ daß
Das erſte Buch. uns verborgenen/ und unſichtbaren Seiten derMond-Kugel/ hierbey gefügt werden. Alſo aber redet er hiervon: Durch eine ſchnelle Um- kehrung ward ich empor geraffet/ und auf die Gegenſeite des Monds geſtellet; Alſo balden kam ich auf einen tuncklen Weg/ und ſpürete daſelbſt eine ſolche Finſternis/ dergleichen auf Erden ſich ereignet/ wenn die Demmerung be- ginnet. Auf dieſer Fahrt erfuhr ich/ daß das Mond-Meer ſich um die gantze Kugel ergieſſe/ und ſampt dem Meer-Waſſer der andern ſicht- baren Seiten/ theils Orten gar breit ſey/ etlicher Orten aber durch einen breiten Buſen/ mit demſelben zuſammen ſtoſſe. Das zwiſchen-lie- gende weite Land fand ich ſo rauhe/ daß keinem Menſchlichen Fuß ein Tritt daſelbſt war zuge- laſſen. Wer die ſcharff geſpitzte Haut eines Stachel Schweins geſehen/ der wird ihm die irꝛdiſche Theile/ dieſer abgewandten Monds- Seiten/ welche voller Ritz/ Spält/ und überall herfürſtehender ſehr ſcharffer/ ſpitziger Steine recht einbilden. Wer wolte die Breite der Berge/ ſo um die Grentzen des Liecht und Schat- tens befindlich/ ermeſſen: Gewislich/ es waren etliche nicht anders/ als wie zugeſpitzte Thürne anzuſehen/ und dieneten als Bollwercke/ Rigel/ und Dämme/ wider das Meer des Monds. Uber das/ regierete allda/ ſonderlich um die Zeit des Voll-Monds/ eine ſo grimmig kalte Lufft/ daß
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Das erſte Buch.
uns verborgenen/ und unſichtbaren Seiten der
Mond-Kugel/ hierbey gefügt werden. Alſo
aber redet er hiervon: Durch eine ſchnelle Um-
kehrung ward ich empor geraffet/ und auf die
Gegenſeite des Monds geſtellet; Alſo balden
kam ich auf einen tuncklen Weg/ und ſpürete
daſelbſt eine ſolche Finſternis/ dergleichen auf
Erden ſich ereignet/ wenn die Demmerung be-
ginnet. Auf dieſer Fahrt erfuhr ich/ daß das
Mond-Meer ſich um die gantze Kugel ergieſſe/
und ſampt dem Meer-Waſſer der andern ſicht-
baren Seiten/ theils Orten gar breit ſey/ etlicher
Orten aber durch einen breiten Buſen/ mit
demſelben zuſammen ſtoſſe. Das zwiſchen-lie-
gende weite Land fand ich ſo rauhe/ daß keinem
Menſchlichen Fuß ein Tritt daſelbſt war zuge-
laſſen. Wer die ſcharff geſpitzte Haut eines
Stachel Schweins geſehen/ der wird ihm die
irꝛdiſche Theile/ dieſer abgewandten Monds-
Seiten/ welche voller Ritz/ Spält/ und überall
herfürſtehender ſehr ſcharffer/ ſpitziger Steine
recht einbilden. Wer wolte die Breite der
Berge/ ſo um die Grentzen des Liecht und Schat-
tens befindlich/ ermeſſen: Gewislich/ es waren
etliche nicht anders/ als wie zugeſpitzte Thürne
anzuſehen/ und dieneten als Bollwercke/ Rigel/
und Dämme/ wider das Meer des Monds.
Uber das/ regierete allda/ ſonderlich um die Zeit
des Voll-Monds/ eine ſo grimmig kalte Lufft/
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Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/244>, abgerufen am 20.07.2024. |