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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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sich nehmen/ sondern/ weil dieser Gegend eine
immer währende Wind-Stille ist/ müssen sie
Nord-werts bis auf die Höhe von zehen Graden
angehen/ daselbst empfinden sie erst/ einen/ zu be-
vorstehender ihrer Reise dergestalt dienlichen
Wind/ daß durch denselben/ sie/ binnen drey
Monaten/ ohne ein Segel zu verändern/ über
3000. Meilen ihren Cours befördern. Nicht
also aber/ kan die Ruck-Reise aus beweldten Phi-
lippinischen oder auch den Molukischen Eylan-
den/ in Neu Spanien angestellt werden/ gestal-
ten alsdann beedes Meer und Wind entgegen
ist; und darum müssen die Schiffe gegen Nor-
den bis auf viertzig Grad anseglen; Als dann
bekommen sie einen ihnen vorträglichen Norden-
Wind/ der sie gar bald in Neu Spanien über-
bringet. Also auch in der Meer-Enge von Ma-
gellanes,
siehet man/ mit was grausamer Unge-
stümm das Meer von Osten zwischen dem En-
gen-Gebürg/ und krummer Strassen/ sich durch-
zwinget/ bis es das Mare Pacificum bereichen/
und mit demselben sich vereinbaren könne. We-
niger nicht erfolget in des Meers-Enge bey der
Jnsul Manilha, in Ost-Jndien: Item, in dem
Oceano Gangetico, durch den Canal am Vor-
gebürg Comorin, aus Osten in Westen: Und
noch an vielen andern Orten mehr/ die beliebter
Kürtze halben übergangen werden. Fraget
man nach der Ursach/ so ist bey den Gelehrten
hierüber noch alles im Stritt/ die sicherste Mei-

nung

Das erſte Buch.
ſich nehmen/ ſondern/ weil dieſer Gegend eine
immer währende Wind-Stille iſt/ müſſen ſie
Nord-werts bis auf die Höhe von zehen Graden
angehen/ daſelbſt empfinden ſie erſt/ einen/ zu be-
vorſtehender ihrer Reiſe dergeſtalt dienlichen
Wind/ daß durch denſelben/ ſie/ binnen drey
Monaten/ ohne ein Segel zu verändern/ über
3000. Meilen ihren Cours befördern. Nicht
alſo aber/ kan die Ruck-Reiſe aus beweldten Phi-
lippiniſchen oder auch den Molukiſchen Eylan-
den/ in Neu Spanien angeſtellt werden/ geſtal-
ten alsdann beedes Meer und Wind entgegen
iſt; und darum müſſen die Schiffe gegen Nor-
den bis auf viertzig Grad anſeglen; Als dann
bekommen ſie einen ihnen vorträglichen Norden-
Wind/ der ſie gar bald in Neu Spanien über-
bringet. Alſo auch in der Meer-Enge von Ma-
gellanes,
ſiehet man/ mit was grauſamer Unge-
ſtümm das Meer von Oſten zwiſchen dem En-
gen-Gebürg/ und krummer Straſſen/ ſich durch-
zwinget/ bis es das Mare Pacificum bereichen/
und mit demſelben ſich vereinbaren könne. We-
niger nicht erfolget in des Meers-Enge bey der
Jnſul Manilha, in Oſt-Jndien: Item, in dem
Oceano Gangetico, durch den Canal am Vor-
gebürg Comorin, aus Oſten in Weſten: Und
noch an vielen andern Orten mehr/ die beliebter
Kürtze halben übergangen werden. Fraget
man nach der Urſach/ ſo iſt bey den Gelehrten
hierüber noch alles im Stritt/ die ſicherſte Mei-

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[240/0342] Das erſte Buch. ſich nehmen/ ſondern/ weil dieſer Gegend eine immer währende Wind-Stille iſt/ müſſen ſie Nord-werts bis auf die Höhe von zehen Graden angehen/ daſelbſt empfinden ſie erſt/ einen/ zu be- vorſtehender ihrer Reiſe dergeſtalt dienlichen Wind/ daß durch denſelben/ ſie/ binnen drey Monaten/ ohne ein Segel zu verändern/ über 3000. Meilen ihren Cours befördern. Nicht alſo aber/ kan die Ruck-Reiſe aus beweldten Phi- lippiniſchen oder auch den Molukiſchen Eylan- den/ in Neu Spanien angeſtellt werden/ geſtal- ten alsdann beedes Meer und Wind entgegen iſt; und darum müſſen die Schiffe gegen Nor- den bis auf viertzig Grad anſeglen; Als dann bekommen ſie einen ihnen vorträglichen Norden- Wind/ der ſie gar bald in Neu Spanien über- bringet. Alſo auch in der Meer-Enge von Ma- gellanes, ſiehet man/ mit was grauſamer Unge- ſtümm das Meer von Oſten zwiſchen dem En- gen-Gebürg/ und krummer Straſſen/ ſich durch- zwinget/ bis es das Mare Pacificum bereichen/ und mit demſelben ſich vereinbaren könne. We- niger nicht erfolget in des Meers-Enge bey der Jnſul Manilha, in Oſt-Jndien: Item, in dem Oceano Gangetico, durch den Canal am Vor- gebürg Comorin, aus Oſten in Weſten: Und noch an vielen andern Orten mehr/ die beliebter Kürtze halben übergangen werden. Fraget man nach der Urſach/ ſo iſt bey den Gelehrten hierüber noch alles im Stritt/ die ſicherſte Mei- nung

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/342>, abgerufen am 23.11.2024.