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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das andere Buch.
Persien in Armenien liegt ein grosser See/ so
bey funffzig Meilen im Umkreis begreiffet/ und
gleich einem kleinen Meer anzusehen ist/ gestalten
sein Wasser gesaltzen und in demselben zwey Jn-
sulen zu finden/ auf deren jeder ein Kloster mit
Armenischen München besetzet/ erbauet ist. Die-
ser See hat den Namen von der an demselben
erbauten ziemlich grossen Stadt Van, so derma-
len dem Türckischen Käyser zustehet. Man
findet in diesem See mehr nicht als eine einige
Gattung kleiner Fische/ ein wenig grösser als die
Sardinen/ diese werden Jährlich im Monat
Aprill in unglaublicher Menge folgender Ge-
stalt gefangen; weit und breit/ insonderheit in
Armenien und Persien verführet. Bey einer
Meile von erst-genandter Stadt Van, ergiesset
sich in der See ein ziemlich starcker Fluß Bend-
mahi
genandt/ der wird Jährlich im Monat
Martii durch den zerschmeltzenden Schnet
mercklich ergrössert; und alsdann begeben sich
die Fische aus dem See/ und steigen dem süssen
Wasser nach denselben aufwerts. Unterdessen
bemühen sich die Land-Leute/ (dann diese Fische-
rey männiglich erlaubt und zugelassen ist/) den
Mund des Flusses zu stopffen/ und also die Fische
nach vollendeten viertzig Tagen/ da sie pflegen
aus dem Fluß hinwiederum in den See zustrei-
chen/ zu fangen. Das merckwürdigste herbey
ist/ daß als im vorigen Seculo diese Stadt Van
in Händen der Türcken verfallen/ hat der Ober-

Be-

Das andere Buch.
Perſien in Armenien liegt ein groſſer See/ ſo
bey funffzig Meilen im Umkreis begreiffet/ und
gleich einem kleinen Meer anzuſehen iſt/ geſtalten
ſein Waſſer geſaltzen und in demſelben zwey Jn-
ſulen zu finden/ auf deren jeder ein Kloſter mit
Armeniſchen München beſetzet/ erbauet iſt. Die-
ſer See hat den Namen von der an demſelben
erbauten ziemlich groſſen Stadt Van, ſo derma-
len dem Türckiſchen Käyſer zuſtehet. Man
findet in dieſem See mehr nicht als eine einige
Gattung kleiner Fiſche/ ein wenig gröſſer als die
Sardinen/ dieſe werden Jährlich im Monat
Aprill in unglaublicher Menge folgender Ge-
ſtalt gefangen; weit und breit/ inſonderheit in
Armenien und Perſien verführet. Bey einer
Meile von erſt-genandter Stadt Van, ergieſſet
ſich in der See ein ziemlich ſtarcker Fluß Bend-
mahi
genandt/ der wird Jährlich im Monat
Martii durch den zerſchmeltzenden Schnet
mercklich ergröſſert; und alsdann begeben ſich
die Fiſche aus dem See/ und ſteigen dem ſüſſen
Waſſer nach denſelben aufwerts. Unterdeſſen
bemühen ſich die Land-Leute/ (dann dieſe Fiſche-
rey männiglich erlaubt und zugelaſſen iſt/) den
Mund des Fluſſes zu ſtopffen/ und alſo die Fiſche
nach vollendeten viertzig Tagen/ da ſie pflegen
aus dem Fluß hinwiederum in den See zuſtrei-
chen/ zu fangen. Das merckwürdigſte herbey
iſt/ daß als im vorigen Seculo dieſe Stadt Van
in Händen der Türcken verfallen/ hat der Ober-

Be-
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[356/0458] Das andere Buch. Perſien in Armenien liegt ein groſſer See/ ſo bey funffzig Meilen im Umkreis begreiffet/ und gleich einem kleinen Meer anzuſehen iſt/ geſtalten ſein Waſſer geſaltzen und in demſelben zwey Jn- ſulen zu finden/ auf deren jeder ein Kloſter mit Armeniſchen München beſetzet/ erbauet iſt. Die- ſer See hat den Namen von der an demſelben erbauten ziemlich groſſen Stadt Van, ſo derma- len dem Türckiſchen Käyſer zuſtehet. Man findet in dieſem See mehr nicht als eine einige Gattung kleiner Fiſche/ ein wenig gröſſer als die Sardinen/ dieſe werden Jährlich im Monat Aprill in unglaublicher Menge folgender Ge- ſtalt gefangen; weit und breit/ inſonderheit in Armenien und Perſien verführet. Bey einer Meile von erſt-genandter Stadt Van, ergieſſet ſich in der See ein ziemlich ſtarcker Fluß Bend- mahi genandt/ der wird Jährlich im Monat Martii durch den zerſchmeltzenden Schnet mercklich ergröſſert; und alsdann begeben ſich die Fiſche aus dem See/ und ſteigen dem ſüſſen Waſſer nach denſelben aufwerts. Unterdeſſen bemühen ſich die Land-Leute/ (dann dieſe Fiſche- rey männiglich erlaubt und zugelaſſen iſt/) den Mund des Fluſſes zu ſtopffen/ und alſo die Fiſche nach vollendeten viertzig Tagen/ da ſie pflegen aus dem Fluß hinwiederum in den See zuſtrei- chen/ zu fangen. Das merckwürdigſte herbey iſt/ daß als im vorigen Seculo dieſe Stadt Van in Händen der Türcken verfallen/ hat der Ober- Be-

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/458>, abgerufen am 22.11.2024.